Gegründet wurde „Herzfüralles“ e. V. im Juli dieses Jahres. Die Initiative entstand aus einer Gruppe Ehrenamtlicher, die zuvor bei der lokalen Initiative Foodsharing Wolfsburg engagiert war. Dort ging es vor allem darum, Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu bewahren. Anna Maria Spezia-Kaiser, erste Vorsitzende von ein „Herzfüralles“ erklärt den Unterschied zum eigenen Verein: „Bei uns steht die Mildtätigkeit an erster Stelle. Für uns ist es ganz wichtig, dass wir vielen sozialen Projekten oder Menschen, die bedürftig sind, die in Not geraten sind, mit unserer Arbeit helfen. Wir haben mehrere soziale Einrichtungen und Rentner ab 75 Jahren in Wolfsburg, die wir nach der Rettung bedienen.“
Damit entschieden sich die Mitglieder, einen eigenen gemeinnützigen, mildtätigen Verein aufzubauen – mit dem klaren Fokus: Lebensmittel und Alltagsprodukte zu retten, aber bewusst an Menschen weiterzugeben, die sie dringend benötigen. Das Ziel sei dabei nicht nur Nachhaltigkeit, sondern vor allem soziale Unterstützung.
Seit September läuft die Arbeit im vollen Umfang an jedem einzelnen Tag: Rund 30 Ehrenamtliche holen Lebensmittel aus Supermärkten, Bäckereien, Tankstellen, Restaurants und kleineren Geschäften ab. Einmal pro Woche kommen Drogerieprodukte aus einer großen Kette dazu. Die Palette ist groß: von Brot, Brötchen und Backwaren über Obst und Gemüse bis hin zu Fertiggerichten, Kühlprodukten oder Hygieneartikeln. Dazu kommen immer wieder Sachspenden – Haushaltswaren, Kleidung, Decken, Geschirr oder Tierfutter. „Alles, was Menschen im Alltag brauchen könnten“, so Spezia-Kaiser.
Die Besonderheit des Vereins liegt in seinem Konzept: Die Spenden werden nicht gesammelt, sortiert und später in Ausgabestellen verteilt, wie es bei vielen sozialen Einrichtungen üblich ist. Stattdessen bringt ein „Herzfüralles“ die Waren direkt dorthin, wo sie unmittelbar benötigt werden. Die Ehrenamtlichen fahren täglich mehrere Einrichtungen an – darunter die Christliche Drogenarbeit, das Frauenhaus, das Mehrgenerationenhaus, verschiedene Asylunterkünfte, Rentner und die Sonderbar.
Der Verein sei gleichgestellt mit der Tafel, einen Unterschied gebe es dennoch: „Der einzige Unterschied ist, dass wir nicht täglich oder wie die Tafel dreimal die Woche eine Ausgabe persönlich machen. Wir arbeiten eins zu eins: holen die Sachen ab und bringen sie direkt zur Einrichtung“, erklärt Spezia-Kaiser. Davon profitieren dem Verein zufolge vor allem Menschen, die körperlich eingeschränkt oder älter sind, Angst vor Stigmatisierung haben oder aus Scham keine Tafel aufsuchen.
Viele der Partnereinrichtungen haben feste Wochentage, an denen sie beliefert werden, andere melden spontanen Bedarf an. Marc Stolp von der Christlichen Drogenarbeit ist sehr dankbar für die Arbeit des Vereins: „Für uns und unsere Klienten ist die Arbeit des Vereins eine totale Bereicherung und wir sind heilfroh über die Unterstützung.“
Neben der täglichen Arbeit bereitet der Verein derzeit eine besondere Weihnachtsaktion vor: Insgesamt 60 Essensgutscheine werden an verschiedene Sozialeinrichtungen verteilt, unter anderem das Kaffeetwete des Christlichen Drogenhauses Wolfsburg sowie die Sonderbar, Frauenhaus und Caritas. Diese werden dann an Menschen weitergeben, die über die Feiertage oft allein sind oder in besonders schwierigen Situationen leben.
Die Gutscheine spendieren eine warme Mahlzeit und können am 24. Dezember im sponsernden Restaurant „Bingo Bingo“ eingelöst werden. Rita Curcuruto vom Restaurant „Bingo Bingo“ betont: „Weihnachten ist eigentlich der schönste Tag im Jahr, wenn man eine Familie hat, aber wenn man allein ist, kann er der traurigste sein. Deshalb ist es gerade an Weihnachten wichtig, niemanden zu vergessen.“ Die Aktion solle nicht nur satt machen, sondern vor allem ein Zeichen der Wertschätzung setzen.
Auch langfristig hat der Verein viel vor: Weitere Kooperationen mit Geschäften, Restaurants und sozialen Trägern sind geplant, außerdem sollen mehr Ehrenamtliche gewonnen werden. Denn der Bedarf steige, das merken die Mitglieder schon jetzt. Wer sich informieren oder selbst engagieren möchte, findet weitere Details auf der Vereinswebsite herzfueralles.de.Was die Ehrenamtlichen verbindet, ist ein gemeinsamer Wert: Respekt. Denn jede Begegnung mit Bedürftigen soll auf Augenhöhe stattfinden: „Bei uns steht der respektvolle Umgang an erster Stelle. Egal, in welcher Situation sich ein Mensch befindet, Respekt hat jeder verdient“, betont Spezia-Kaiser. Für viele, die Hilfe benötigen, sei das mindestens genauso wichtig wie Essen oder Kleidung. Der Name „Herzfüralles“ stehe somit auch für Mehrtätigkeit und Haltung.