Mit den ersten Blüten beginnt für viele Peinerinnen und Peiner auch wieder eine ungemütliche Zeit – sie reagieren allergisch auf die Frühlingsblüher. „Juckende Augen, die Nase ist dicht, der Rachen schmerzt. Auch die Konzentrationsfähigkeit ist oftmals stark eingeschränkt“, sagt Arlett Düker, Inhaberin der Südstadt-Apotheke in Peine. „Das ist natürlich nervig. Besonders schlimm ist es, wenn die Beschwerden eine Etage tiefer wechseln – also in die Lunge.“
Dann kann ein allergisches Asthma entstehen, welches Schwierigkeiten bei der Atmung bis hin zu Atmennot auslösen kann. Das erste Mittel der Wahl sind dann Inhalations-Sprays mit dem schnell wirkenden Wirkstoff Salbutamol. Und ausgerechnet das ist momentan in Apotheken nur schwer zu bekommen, bestätigt Düker. „Das ist wirklich ein Problem, denn bei einem akuten Asthma-Anfall muss eine schnelle Wirkung erzielt werden“, erklärt die Apothekerin. Salbutamol in Spray-Form sei die erste Wahl, da es binnen weniger Minuten helfe. „Das bekomme ich momentan aber höchstens noch mit etwas Glück aus dem Ausland“, sagt Düker. Ein Problem, dass sich schon vor dem Sommer angekündigt habe.
In alternativen Darreichungsformen, etwa als Inhalations-Tropfen, würde es die Präparate mit Salbutamol zwar noch geben, doch für einen akuten Notfall sei das nicht zweckmäßig. „Deshalb ist es wichtig, als Allergiker schon vorher etwas gegen den Heuschnupfen zu unternehmen, damit es gar nicht erst zu einem Asthma-Anfall kommt“, meint Düker. Cetirizin sei da das gängige Mittel, aktuell empfehle die Apothekerin aber gern Mittel mit dem Wirkstoff Bilastin. „Dieser Wirkstoff ist seit Januar 2023 Jahren frei verkäuflich und ab einem Alter von 12 Jahren zugelassen. Er springt bei vielen Allergikern viel besser an, da der Körper den neuen Wirkstoff noch nicht kennt“, so Düker.
Auch der Peiner Hausarzt Dr. Christian Pabst weiß von den Engpässen bei Salbutamol-Sprays. „Lieferschwierigkeiten gibt es bei Medikamenten mittlerweile leider immer mal wieder“, bestätig der Peiner Ärztesprecher. „Wir bekommen nicht mehr alles genau dann, wenn man es braucht. Aber es finden sich immer Alternativen.“ Nur seien die häufig auch deutlich teurer.
Asthmatiker jedoch wären auf solche Engpässe in der Regel vorbereitet. „Wenn ich schweres Asthma habe, dann kümmere ich mich immer frühzeitig um Nachschub“, so Pabst. Auch er betont, dass es wichtig sei, das Asthma grundsätzlich zu behandeln, damit es gar nicht erst zu einer akuten Atemnot kommt – etwa durch Therapien mit Kortison-Präparaten.
Doch wie finde ich heraus, ob ich an Heuschnupfen leide oder einfach erkältet bin? „Gerade auch bei kleineren Kindern, kann man gar nicht klar sagen, ob die Beschwerden von den Pollen kommen“, sagt die Peiner Kinderärztin und Allergologin Brigitte Ridder. Sie empfiehlt Kindern wie auch Erwachsenen eine Diagnostik beim Arzt. Bei Kindern werde häufig durch die Gabe eines Allergie-Mittels, einem sogenannten Anti-Histaminikum, getestet, ob es anschlägt. Tut es das, liegt aller Wahrscheinlichkeit nach eine Allergie vor. Wirkliche Gewissheit würde allerdings nur ein Bluttest geben.
In der Regel würde Heuschnupfen frühstens ab einem Alter von etwa vier Jahren auftreten, ein Asthma ab etwa sieben Jahren. „Wichtig bei Kindern ist, die Symptome auch lokal zu behandeln“, betont Düker. „Sie reiben sich sonst zum Beispiel zusätzlich Schmutz in die juckenden Augen.“
Doch geht eine Pollen-Allergie auch wieder weg? „Eher nicht“, bringt es Ridder auf den Punkt. „Vermutlich werden es sogar eher mehr Allergien werden. Wer etwa auf Frühlingsblüher reagiert, bekommt später oftmals auch Probleme mit Gräsern.“ Gute Erfolgschancen würde eine Hypersensibilisierung bieten. Dabei wird der Patient über drei Jahre alle vier Wochen gepikst und bekommt dabei den triggernden Stoff verabreicht. „Der Körper gewöhnt sich also an den Stoff und reagiert mit der Zeit nicht mehr so stark darauf“, erklärt die Allergologin.
Von Pollenkalendern hält die Expertin nichts. „Die gelten wegen des Klimawandels ohnehin nicht mehr“, sagt Ridder. Die Ärztin empfiehlt die tagesaktuellen Vorhersagen des Pollen-Info-Dienstes des Deutschen Wetterdienstes. „Da kann ich immer aktuell auch für meinen Standort nachschauen, wie der Pollenflug ist“, so Ridder. „Betroffene können dann gegebenenfalls schon vorher ein Medikament einnehmen.“
Besonderer Tipp: Arlett Düker spricht in den ersten drei Folgen der ersten Staffel des PAZ-Video-Podcasts „Gesund gehört“ gemeinsam mit Brigitte Ridder zu den Themen „Allergien“ (Folge 1) sowie „Asthma“ (Folge 2 und 3). Zusammen sind das rund 1,5 Stunden mit umfangreichen Infos, Tipps und Erklärungen.