Besorgniserregend: Im vergangenen Jahr stand das Thema Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte im besonderen Fokus. Hier stieg die Zahl um zehn Prozent auf 43 Taten (2022: 39). Auch wenn diese Zahl zunächst gering anmute, bedeute dies doch, dass im Schnitt drei bis vier Mal pro Monat ein Polizeibeamter oder eine Rettungskraft Gewalt gegen sich erlebt. Hierzu beziehen sowohl der Kommissariatsleiter als auch der Leiter des Ermittlungsdiensts eine klare Position: „Die Taten gegen Menschen, die helfen wollen, sind nicht hinnehmbar und diesen muss mit allen dem Rechtsstaat zur Verfügung stehenden Mitteln begegnet werden. Wer Rettungskräfte und Polizisten angreift, greift sinnbildlich auch den Staat und die freiheitlich demokratische Grundordnung an.“
Um mittelfristig eine Reduzierung der Fallzahlen zu erreichen, sei weiterhin ein Zusammenwirken verschiedener Partner und Institutionen wichtig. Insbesondere müsse das Verständnis für polizeiliche oder andere Rettungseinsätze erhöht werden, um dieses Ziel zu erreichen.
Nachdem es zum Jahreswechsel 2022/2023 zu schweren Landfriedensbrüchen in der Peiner Südstadt in Bahnhofsnähe gekommen war, sei in diesem Bereich in der Folge der Kontrolldruck hochgehalten worden. Die im Jahr 2022 eingerichtete Einheit zur Bearbeitung der Kriminalität habe sich etabliert. Durch die konkreten Ansprechpartner wüssten nun auch die unbescholtenen Bürger, die dort leben, an wen sie sich wenden können. Dieser Umstand erhöhe das Vertrauen eben dieser Menschen in die Polizei und deren Handlungsfähigkeit deutlich.
„Der eingeschlagene Weg insbesondere in der Peiner Südstadt zeigt, dass wir als Polizei angemessen und folgerichtig auf Kriminalitätsphänomene reagieren können“, betont Priebe. „Dabei werden wir auch in 2024 nicht müde, mit wachem Auge auf Stadt und Landkreis Peine zu schauen, um es hier noch sicherer und damit lebenswerter zu machen.“
Dem Landestrend folgend stieg auch in Peine die Gesamtzahl der Straftaten um 6,8 Prozent auf 7.741 Fälle (Vorjahr 7.250). Die Aufklärungsquote hat sich im Jahr 2023 positiv entwickelt und stieg um fast drei Prozentpunkte auf nunmehr 62,4 Prozent. Damit liegt die Quote wieder auf dem stabil hohen Niveau des Landesschnitts von 62,5 Prozent.Zur Darstellung der Kriminalitätsbelastung wird die sogenannte Häufigkeitszahl herangezogen. Diese ist mit 5.566 Taten pro 100.000 Einwohner für den Landkreis Peine im Jahr 2023 zwar um 272 gestiegen, liegt aber weiterhin deutlich unter dem Landesschnitt von 6.796 Straftaten. „Die große Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Polizeikommissariates Peine hat trotz des Anstieges der Straftaten zu einer erhöhten Aufklärungsquote geführt“, sagt Priebe.
In Stadt und Landkreis Peine wurden im vergangenen Jahr insgesamt 3.613 Tatverdächtige ermittelt. In 22,7 Prozent handelte es sich hierbei um Frauen (819) gegenüber 2.796 männlichen Tatverdächtigen. Das prozentuale Verhältnis ist hier über die Jahre gesehen nahezu konstant. Ebenfalls angestiegen ist die Zahl der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahre von 434 im Jahr 2022 auf 509 im Jahr 2023. Der prozentuale Anteil an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen ist mit 14,1 Prozent gegenüber 2022 (13,3 Prozent) gestiegen.
Nachdem der Anteil in der Vorjahresstatistik gefallen war, liegt der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen laut Polizeistatistik im Jahr 2023 bei 35,5 Prozent (insgesamt 1.281). Gemessen an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen fällt auf, dass prozentual weniger Frauen tatverdächtig sind (16,24 Prozent bei nichtdeutschen weiblichen Tatverdächtigen gegenüber 22,7 Prozent gemessen an der Gesamtzahl bei den Frauen).
Parallel zu den Straftaten ist die Zahl der Personen, die Opfer einer Tat geworden sind, auf 1.687 gestiegen (Vorjahr 1.555). Dabei betraf es 959 Männer und 728 Frauen. Das subjektive Sicherheitsempfinden insbesondere älterer Menschen werde immer wieder durch die verschiedensten Straftaten beeinträchtigt. Rein statistisch wurden im Jahr 2023 insgesamt 124 Menschen Opfer einer Straftat, die 60 Jahre und älter waren. „Auch, wenn jedes Opfer einer Straftat eines zu viel ist, so lässt sich anhand der reinen Zahlen feststellen, dass das mitunter schlechte subjektive Sicherheitsempfinden älterer Menschen tatsächlich ein rein persönlich empfundenes Gefühl ist. Gleichwohl muss dieses ernst genommen werden und wir werden weiter versuchen, das Sicherheitsempfinden der älteren Menschen zu stärken“, erklärt Stefan Weinmeister.
Der erneute Anstieg bei den Fallzahlen in Stadt und Landkreis Peine ist insbesondere mit der Zunahme bei Diebstahlsdelikten um 335 auf 2.263 Taten zu begründen. Hier zeige sich die weitere Normalisierung des täglichen Lebens nach den Jahren der Corona-Pandemie. Insbesondere im Bereich des Ladendiebstahls ist die prozentuale Steigerung von mehr als 56 Prozent auf 516 Delikte auffällig (Vorjahr 330). Ein Grund dafür könnte neben der Normalisierung des täglichen Lebens auch der erhöhte Einsatz von Ladendetektiven mit neuen technischen Möglichkeiten sein. Auch die Zahl der Waren- und Warenkreditbetrügereien ist bei nahezu gleicher Aufklärungsquote von 775 auf 882 Taten gestiegen.
Entgegen dem Landestrend ist die Zahl der statistisch erfassten Messerangriffe im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Peine, die in den Jahren 2021 und 2022 bei 32 lag, im Jahr 2023 auf 26 zurückgegangen.
Bei der häuslichen Gewalt ist hingegen auch im Jahr 2023 eine Steigerung zu verzeichnen. Wurden im Jahr 2022 insgesamt 383 Taten erfasst, waren es im vergangenen Jahr 428 – das ist ein Anstieg um 11,7 Prozent. Ein Grund dafür dürfte in der intensiven Präventionsarbeit liegen, die ein gestiegenes Vertrauen in das Netzwerk der beteiligten Institutionen zur Folge hat, was wiederum das Anzeigeverhalten von Opfern positiv beeinflusst und dadurch zu einem Anstieg der gemeldeten Delikte führt. „Gleichwohl ist hier nach wie vor von einem großen Dunkelfeld auszugehen“, lautet das Fazit der beiden Polizisten.