Gerade zu Pandemiezeiten habe das Paar auf die Unterstützung des Dorfes zählen können. „Am Wochenende haben wir unter Einhaltung der Corona-Regeln mindestens 100 Essen verkauft“, erzählt der Wirt. Bis zum letzten Jahr habe der 63-Jährige gemeinsam mit seiner Frau sechs Tage die Woche im Betrieb gearbeitet, 2023 führten sie dann jedoch zwei „Ruhetage“ ein.
Aber auch an diesen beiden Tagen fielen beispielsweise Büroarbeiten, der Einkauf oder das Kartoffelschälen an. „Ich möchte aber nicht in meiner Küche oder hinter dem Tresen umfallen“, begründet Rubel den Schritt. Das Geschäft selbst laufe jedoch sehr gut. So sei die „Kastanie“ beispielsweise während der gesamten Spargelsaison ausgebucht. „Ich wünsche mir, dass die Gaststätte in gute Hände kommt“, hält Inhaber Stefan Rubel fest. Für die Zukunft des Gebäudes wird nun die Gründung einer Privatinitiative in Erwägung gezogen.Dafür hat es in dieser Woche bereits eine Auftaktveranstaltung mit 110 Teilnehmenden gegeben, bei der das Finanzierungskonzept vorgestellt wurde. „Fast alle der Anwesenden kamen aus Solschen“, beschreibt Ortsbürgermeister Berend Heinemann stolz. Aktuell mangele es allerdings noch an einem neuen Gastwirt sowie einer Bank, die den Kredit bereitstelle. Zudem seien noch nicht alle nötigen Sanierungen erfasst.
„Die Stimmung war verhalten optimistisch“, sagt Heinemann, „Aber viele Fragen sind noch offen.“ Der Ortsbürgermeister hofft insgesamt auf 300 bis 400 Genossenschaftsmitglieder. Heinemann schreibt der Gaststätte einen hohen Stellenwert zu. „Es ist die letzte Lokalität in Solschen, wo man sich auf ein gemütliches Bier und ein gutes Essen treffen kann“, findet er. Zu Hochzeiten vor rund 100 Jahren habe es bis zu acht Gaststätten im Ort gegeben.
Und Inhaber Lars Jahns hat die Entscheidung zur Schließung des „Alten Landhauses“ in Meerdorf mit einem weinenden und einem lachenden Auge gefällt. „Es ist einerseits schade, denn wir haben das wirklich gerne gemacht“, erklärt Jahns, „mit Blick auf die Familie freue ich mich allerdings auch auf mehr Zeit.“ Im Oktober sei es genau zehn Jahre her, dass der Wirt mit seinen Schwiegereltern zusammen die Gaststätte an der Woltorfer Straße eröffnet habe. Die beiden seien inzwischen 61 Jahre alt und – nicht zuletzt durch den Schlaganfall der Schwiegermutter – gesundheitlich angeschlagen.
Das Ehepaar entschied sich daher, auszusteigen. „Allein wird die Arbeit aber zu viel“, fand Jahns, der selbst bereits einen Bandscheibenvorfall erlitten hat. Knapp sechs Monate sei er infolgedessen ausgefallen. Sein Arzt habe ihm dazu geraten, sich einen neuen Job zu suchen. Gesagt, getan: Inzwischen habe er eine Anstellung als Koch in einer Schulkantine gefunden. „Aktuell ist die Lage wegen der Doppelbelastung allerdings etwas schwierig für mich“, gibt der gebürtige Meerdorfer zu.
Von Montag bis Freitag sei die Gaststätte sowie das Hotel noch für Gäste geöffnet. Am Wochenende fänden nur noch Veranstaltungen, wie beispielsweise Hochzeiten, statt. Dieses Konzept werde der Inhaber vermutlich noch bis zum Jahresende so weiterführen. „Am schönsten wäre es, wenn wir jemanden finden, der oder die die Gaststätte weiterführt – auch für den Ort und die Umgebung“, meint Jahns mit Blick auf die Zukunft.
Dieses Anliegen teilt auch Ortsbürgermeister Marco Schneider. „Es ist extrem wichtig, dass der Standort erhalten bleibt“, unterstreicht er. Andernfalls würde die Mehrzweckhalle stark leiden, wenn sich alle Veranstaltungen von nun an dort abspielen sollten. Dies ginge nicht nur zulasten der Sauberkeit des Gebäudes, sondern wirke sich auch negativ auf die Nutzung der Halle durch die zahlreichen Sportvereine aus. „Die Gaststätte ist extrem wichtig als Treffpunkt für Versammlungen, Trauerfeiern sowie Bürgersitzungen“, betont Schneider den Stellenwert der Meerdorfer Gaststätte.
Aus Sicht des Gemeinderatsmitglieds Joachim Hansmann bildet die Gaststätte die Kommunikationszentrale des Dorfes. „Man kommt auf ein Bier vorbei und hat neben der Theke teilweise seinen Nachbarn stehen“, erzählt er lachend. Er halte es für möglich, dass die Räume zukünftig auch als Veranstaltungszentrum genutzt werden könnten. „Aber eine richtige Dorfkneipe wäre natürlich das Schönste“, schwärmt Hansmann.
Vor Kurzem schloss zudem das türkische Restaurant „Anatolia“ seine Pforten an der Celler Straße in Peine. Eine Stellungnahme zu den Gründe für diesen Schritt wollten die Inhaber jedoch auf PAZ-Anfrage nicht abgeben.