In die aktualisierte Version des Lärmaktionsplans hat es erneut die Idee einer Ortsumfahrung von Groß Ilsede geschafft. Die Ausweichstrecke führt am Ortsausgang Klein Ilsede in östlicher Richtung an Groß Ilsede vorbei, kreuzt die Straße „Ilseder Weg“ und fädelt dann wieder an der B 444 ein. Wie realistisch ist diese Umsetzung? „Über das Thema wird bereits seit mindestens 20 Jahren gesprochen. Es wäre eine Möglichkeit, die Bundesstraße zu entlasten, aber dieses Vorhaben muss aufgrund der Zuständigkeiten mit Bund und Land abgeklärt werden“, erklärt Neuhäuser.
Vorstellbarer seien nach Angaben des Gemeindebürgermeisters daher konkretere Maßnahmen, wie Geschwindigkeitsreduzierungen oder die Verwendung von lärmarmem Asphalt. Auf den Strecken außerhalb der Ortschaften Klein Ilsede, Groß Ilsede und Groß Lafferde soll demnach die Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometer pro Stunde auf 70 reduziert werden. Dazu werde im Lärmaktionsplan eine Geschwindigkeitsreduzierung in geschlossenen Ortschaften auf 30 Stundenkilometer für den Nachtzeitraum (22 Uhr bis 6 Uhr) vorgeschlagen. Dazu könnten Blitzeranlagen eingerichtet werden.
Eine bauliche Maßnahme könnte zeitig in Groß Lafferde umgesetzt werden. 2021 diskutierte die zuständige Landesbehörde für Straßenbau in Wolfenbüttel erste Planungen für einen Umbau der Bierstraße (B 1). Für die Einmündung an die B 444 gab es die Idee eines Kreisels, die im aktuellen Entwurf des Lärmaktionsplans wieder vorgeschlagen wird. Die Begründung: „Der heutige Knoten mit freiem Rechtsabbieger ist überdimensioniert und entspricht nicht den Anforderungen an eine verkehrssichere Abwicklung für Fußgänger und Radfahrer.“ Für den hochbelasteten Teilabschnitt zwischen B 444 und B 1 wird dazu Tempo 30 für den Nachtzeitraum zwischen 22 und 6 Uhr vorgeschlagen. „Diese Maßnahme könnte im Rahmen der Umplanung der B 1 in den kommenden Jahren realisiert werden“, stellt der Gemeindebürgermeister in Aussicht.Die Grundlage für die Vorschläge zur Lärmminderung liefert eine Karte der B 444, die das Gewerbeaufsichtsamt in Hildesheim erstellt hat. Es werden Daten zur Lautstärke an der Strecke und die Verkehrsmenge angeführt. Fast 12.000 Fahrzeuge sind täglich zwischen Klein Ilsede und Groß Ilsede unterwegs. Nach Süden in Richtung Groß Lafferde sind es nahezu 9.000 Fahrzeuge.
Der Einfluss von Verkehrslärm kann Auswirkungen auf die Gesundheit der Anwohner haben. Der Grenzwert liegt bei 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht. Der Pegel lag an mehreren Bereichen oberhalb dieser Werte und macht damit die Aufstellung eines Lärmaktionsplans erforderlich. Laut Statistik sind tags und nachts jeweils rund 500 Menschen an der B 444 von einem Pegel zwischen 60 und 70 Dezibel betroffen.
Eine repräsentative Umfrage des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) von 2020 ergab, dass sich 76 Prozent der Menschen in Deutschland vom Straßenlärm mindestens etwas gestört bis belästigt fühlen. Seit mehr als 20 Jahren schreibt eine EU-Richtlinie vor, dass umfangreiche Maßnahmen zur Lärmreduzierung getroffen werden müssen. Dafür sind in Deutschland die Länder und Kommunen zuständig. Fast ausschließlich kommt der Lärm, dem die Anwohner ausgesetzt sind, aus dem Verkehrsbereich. Eine häufig genutzte Methode zur Lärmeinschränkung ist das Ziehen einer Wand. Schallschutzwände an Bahnstrecken und Autobahnen sind die Regel.
Die größten Lärmprobleme gibt es an den Bundesstraßen, im Landkreis besonders an der B 1, B 65, B 494 und B 444. Lärmschutzwände können nicht an jeder Strecke aufgestellt werden. „Die Neubaugebiete werden mit einem Schallschutzwall vor Straßenlärm geschützt“, sagt Neuhäuser. In der Gemeinde Ilsede ist das am Neubaugebiet „Groß Ilsede Nord“ der Fall. Laut Analyse sei der Lärmschutzwall im bereits bebauten Bereich mit einem Meter Höhe allerdings zu niedrig angesetzt.