Eigentlich war der Schüler erneut nur auf Autogramm-Jagd. Doch die Autogrammstunde fiel aus. Da mogelte sich Wildhage kurzerhand in den Pressebereich in die Katakomben des Millerntors. „Da stand ich plötzlich neben Leuten wie Fredi Bobic, Thomas Helmer, Wladimir Klitschko oder Jürgen Klopp“, berichtet der damals 15-Jährige. Dann kam der Moment, bei dem er zum ersten Mal zur Kamera griff und sich bei den Interviews filmte: „Ich hatte fast alle Autogramme, die ich wollte, dann habe ich mich gefragt: ‚Was nun?‘ – und dann habe ich halt eine Kamera mitgenommen.“ Das ist inzwischen zu seinem großen Business geworden. Auf seinen Kanälen bezeichnet er sich als Moderator und Webvideo-Produzent.
Nun der jüngste Coup: In einem gefälschten Kostüm des EM-Maskottchens ging Wildhage in die Münchner Arena – nun ermittelt die Polizei. Der 27-Jährige sei wegen Hausfriedensbruchs, Erschleichen von Leistungen und Urkundenfälschung angezeigt worden, teilte die Polizei mit. Sein gleichaltriger Begleiter beim Videodreh sei wegen derselben Delikte angezeigt worden. Die Ermittler prüften demnach auch, ob gegen einen mutmaßlichen Fahrer der beiden Ermittlungen eingeleitet werden.
Der Youtuber hatte beim EM-Eröffnungsspiel der deutschen Nationalmannschaft in München gegen Schottland mit einer gefälschten Akkreditierung und einem falschen Maskottchen-Kostüm Zugang zum Stadion erhalten. Der 27-Jährige hat dazu ein längeres Video veröffentlicht. Versteckt im Kostüm schaffte es Wildhage den Bildern zufolge bis an den Spielfeldrand. Die Europäische Fußball-Union UEFA hatte gegen ihn und zwei weitere Beteiligte daraufhin ein Stadionverbot verhängt.
Die Polizei teilte mit, die Beamten hätten im Nachgang gefälschte Akkreditierungen, Aufnahmegeräte und das falsche „Albärt“-Kostüm sichergestellt. Die Ermittler hätten die UEFA wegen des Vorfalls vor allem zu den Einlasskontrollen bei EM-Spielen am Stadion „sensibilisiert“. Wildhage hatte sich bereits beim öffentlichen Training der Nationalmannschaft vor dem Turnier in Jena eingeschleust. Er stand kurzzeitig – ausgerüstet mit Trainingskleidung – am Rande des Rasens, wo die Profis gerade Passübungen machten.
Nach der Aktion ließ er sich von einem DFB-Mitarbeiter auf die Ränge begleiten. Dort wurde er von jungen Zuschauern erkannt und um Autogramme gebeten. Unsere Redakteure kontaktierten den Peiner, der gerade im Rampenlicht steht. Anders als sein Maskottchen-Auftritt, ist Wildhage gerade reserviert. „Aufgrund des laufenden Strafverfahrens kann ich mich aktuell nicht weiter dazu äußern“, bittet er um Verständnis.