„Bei einer Lage, wie sie sich am Donnerstagmorgen in Peine dargestellt hat, wird Großalarm ausgelöst. In diesem Fall waren neben Peinern auch Kräfte aus Gifhorn, Wolfsburg, Salzgitter und Braunschweig aus dem Einsatz- und Streifendienst sowie aus Verfügungseinheiten vor Ort“, erklärt Jansen. Die Polizisten, die in Verfügungseinheiten Dienst tun, stehen für Aufgaben jenseits des Alltagsdienstes, der ja auch bei Lagen wie jetzt in Peine sichergestellt bleiben muss, bereit. Oft gehe es laut Jansen um größere Verkehrskontroll-Aktionen, aber auch Fälle wie der in Peine gehören dazu. Diese Beamten seien besonders geschult.
„Wir arbeiten eng mit den Schulen zusammen. Die Lehrer bekommen Strategien an die Hand, wie sie sich in einem solchen Fall am besten verhalten. Zum Beispiel ist es wichtig, dass die Polizei sich eindeutig zu erkennen geben können muss, wenn sie vor einer Klassentür steht, damit die Lehrkraft weiß, dass gefahrlos geöffnet werden kann“, schildert Jansen. Im vorliegenden Fall habe sich das bewährt, die Lehrkräfte hätten sich sehr gut verhalten. Allzu sehr möchte er hier aber nicht ins Detail gehen.
Die Sensibilität der Polizei bezüglich solcher Lagen hat sich laut Jansen erhöht. Das liegt nicht zuletzt an Vorfällen in der Vergangenheit. Vielen Lesern im Gedächtnis sein werden sicher noch die Amok-Läufe an Schulen 2002 in Erfurt, wo 16 Menschen ums Leben kamen, 2009 in Winnenden mit 15 Todesopfern und 2020 in Hanau, als neun Menschen starben.
Allerdings sind solche Amok-Läufe an Schulen in Deutschland zum Glück sehr selten. Wesentlich häufiger kommen Alarmmeldungen wegen vermeintlich bewaffneter Personen an Schulen vor.
Die Polizei bereitet sich nicht nur intern auf Amok-Läufe an Schulen vor, sondern gibt auch Tipps für technische Maßnahmen zur Prävention. Auf der Internetseite des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport ist ein entsprechendes Schreiben des Landeskriminalamtes hinterlegt, das Anforderungen an Gebäude definiert. „Generell ist auf die Verbesserung von Einsehbarkeit, Übersichtlichkeit und Helligkeit sowie die Verstärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls und die Reduzierung von Tatgelegenheiten zu achten“, heißt es dort.
Zudem wird auf sinnvolle technische Sicherungseinrichtungen hingewiesen. So sei es wichtig, eindeutige Fluchtwegmarkierungen anzubringen und Eingänge, Treppenhäuser, Etagen sowie Klassenzimmer von außen und innen zu kennzeichnen. Das diene der Orientierung und Leitung von Besuchern und verhindere, dass sie im Gebäude „herumirren“.
Empfohlen wird, den Zugang zur Schule während der Unterrichtszeit nur beschränkt möglich zu machen und Außentüren mit selbst verriegelnden Schlössern zu versehen, die aber von innen jederzeit zu öffnen sind (außen Knauf, innen Klinke). Zugangsbereiche und Verbindungswege sollten sabotagesicher ausreichend beleuchtet werden. Das gelte auch für Dunkelräume, für die sich Bewegungsmelder anbieten. An schlecht einsehbaren Stellen könnten Rundspiegel installiert werden und einiges mehr. Empfohlen wird zudem eine helle und transparente Bauweise, und es wird auch dazu geraten, Sträucher und Büsche so zurückzuschneiden, dass ein guter Überblick besteht, und keine potenziellen Aufstiegshilfen wie Müllcontainer anzubieten.
Eingeräumt wird in dem Schreiben aber auch, dass prinzipiell sinnvolle Systeme ganz erhebliche Nebenwirkungen haben und eigene gravierende Probleme schaffen können, wenn sie in zu extremer Ausprägung genutzt werden. „Ein Zuviel an Videoüberwachungssystemen kann zum Beispiel zu einem Klima des Misstrauens beitragen“, heißt es in dem Schreiben.
Peine war 2016 in den Schlagzeilen, als die Grund- und Hauptschule Burgschule eine Bombendrohung erhielt. Betroffen waren auch weitere Schulen in Niedersachsen und anderen Bundesländern. Unter anderem in Göttingen, Peine und Osnabrück sowie Leipzig und Magdeburg gingen gleichlautende E-Mails ein, in denen nach Polizeiangaben Gewalttaten angekündigt wurden. Allein in Leipzig erhielten elf Gymnasien diese Drohung. In Peine fiel der Unterricht an jenem Tag aus. Darauf hatten sich Schulleitung und Stadt verständigt.