Seit anderthalb Jahren gibt es die Tiny-Ferienhaussiedlung „Kleine Welt“ bei Hämelerwald, kurz vor der Grenze zum Landkreis Peine. Und mit ihr scheint der Betreiber Tim Göbel einen echten Volltreffer gelandet zu haben. „Ich brauche mich nicht ums Marketing zu kümmern, es läuft von allein“, sagt er zufrieden. Nicht einmal Social-Media-Accounts brauche seine „Kleine Welt“, die nur über das Internetportal Airbnb zu mieten ist.
Ruhig gelegen im Wald, angrenzend an den kleinen Campingplatz, hat Tim Göbel gemeinsam mit Zimmermann Levy Anhalt die Tiny-Ferienhaussiedlung geschaffen. Alles ist bis ins kleinste Detail liebevoll gestaltet. Und das Angebot trifft offenbar den Trend zum kurzen Urlaub auf kleinstem Raum, ohne viel Tamtam drumherum. Die Buchungen sprudelten nur so herein.
Dabei war anfangs längst nicht jeder der Meinung, dass Göbels Konzept aufgehen würde. „Die Leute aus dem Ort waren sehr skeptisch, ob es hier läuft“, sagt er. Trotzdem habe man zu zweit, manchmal zu dritt, die vier Häuser hochgezogen.
Eine Minimannschaft für den Bau von Minihäusern. „Es ist alles selbst gemacht“, erzählt Göbel. So sei eine abgeschiedene, überschaubare Oase entstanden. Daran wolle er auch nichts ändern. „Die Privatsphäre der Gäste ist mir wichtig, ich könnte hier mehr Häuser hinstellen und alles dichter bebauen, aber das möchte ich einfach nicht.“
Insgesamt vier Tiny-Häuser stehen auf dem Grundstück. Sie alle sind nur durch eine Pforte erreichbar, zur Waldstraße hin mit einem blickdichten Zaun verdeckt, unterschiedlich groß, und drei von ihnen sind mit Küche und Bad ausgestattet.
Das Kleinste bietet lediglich ein Bett und Stauraum sowie ein großes Fenster zum Wasser. Man schläft dort fast auf dem See. Dieses Minirefugium ist das beliebteste der Häuser, buchbar aber nur von Beginn der Osterferien bis Ende der Herbstferien.
Jedes Häuschen besitzt seinen eigenen kleinen Garten mit Sitz- und Liegemöglichkeiten. Es gibt einen gemeinsamen Außenbereich mit Outdoorküche und Gasgrill. Dort können die Gäste der Tiny-Ferienhäuser, pro Haus sind es maximal zwei, zusammenkommen. „Oft buchen Gäste mehrere Tiny-Häuser, um mit Freunden herzukommen“, sagt Göbel.
Im November 2023 wurde das letzte der vier Häuser eröffnet. „Luna“ befindet sich am Ende des Grundstücks. Die Leute suchten Orte zum Runterkommen, zum Exit aus der hektischen Welt, meint Göbel. Die „Kleine Welt“ sei so einer.
Vor jedem Haus stehen außerdem zwei Fahrräder, die von den Gästen genutzt werden können, um Touren durch den angrenzenden Wald zu machen oder um zum nächsten Supermarkt zu fahren.
Im Waldsee können die Gäste baden gehen. Mit einem eigenen Steg auf dem Grundstück sind sie da fast ungestört. Wer möchte, kann sich auch auf einem Brett im Stand-up-Paddling versuchen. „Ich selbst gehe jeden Morgen im See schwimmen, wenn ich herkomme“, erzählt Göbel.
Die Gäste, die kommen, wollen vor allem dem Stress entfliehen und eine Auszeit nehmen, meint Göbel. Viele Gäste seien junge Paare aus Hannover oder Braunschweig, die sich ein Wochenende Ruhe und Entspannung gönnen wollen. Ohne Handy. Ohne Social Media. Ohne Termine. Ansonsten sei das Publikum der „Kleinen Welt“ bunt gemischt. In der Sommerzeit seien Gäste aus ganz Europa an den Waldsee gekommen. „Dadurch, dass die Häuser nur über Airbnb zu mieten sind, erreichen wir auch Gäste aus dem Ausland, meistens aus den Niederlanden oder Skandinavien“, sagt Göbel. Es machten zum Beispiel Besucher aus Schweden einen Zwischenstopp auf ihrem Trip nach Südeuropa. Aber es gebe auch schon Stammgäste.
„Eine Frau kommt immer mit ihrer Mutter für ein paar Tage, die waren in anderthalb Jahren jetzt schon fünfmal hier“, sagt Göbel. „Und eine andere junge Frau kommt ab und zu extra aus Hamburg angereist, weil es ihr hier so gut gefällt. Für nächstes Jahr hat sie schon das ganze Grundstück gebucht.“
Nach anfänglicher Skepsis schauten mittlerweile auch viele Leute aus der Nachbarschaft in der „Kleinen Welt“ vorbei. „Einige haben Kinder, die nicht mehr zu Hause wohnen, und die bringen sie dann, wenn sie zu Besuch sind, bei uns unter“, erzählt Göbel: „Dann kommt gerne mal die ganze Familie vorbei, um sich anzugucken, wie es hier so aussieht.“
In den nächsten Jahren möchte Göbel noch ein weiteres Miniferienhaus auf dem Grundstück am See bauen. Momentan steht an der Stelle, wo es entstehen soll, noch ein Zelt. Die „Kleine Welt“ wird also größer. Aber nur um einen Minischritt.