Vöhrum: Hunderte suchen nach vermisster Frau
Feuerwehrleute und Zivilisten durchkämmen ein rund sieben Quadratkilometer großes Gelände

In dichten Reihen durchkämmen die Helfer das Suchgebiet.Foto: Gero Gerewitz
Vöhrum. Es ist Samstag, 12.45 Uhr. Aus allen Richtungen strömen Menschen zum Dorfgemeinschaftshaus in Vöhrum. Radfahrer, Autos und etliche Feuerwehrfahrzeuge steuern den dortigen Parkplatz an. Letztlich sind es 350 Personen, die sich dem Aufruf der Freiwilligen Feuerwehr Eixe anschließen und sich an der Suche nach einer 60-jährigen, psychisch labilen Frau aus Eixe beteiligen, die seit Sonntag vermisst wird.

Einer der Organisatoren ist der Ortsbrandmeister von Eixe, Heiko Kulhawy, der in unmittelbarer Nachbarschaft zur Vermissten wohnt und die Familie gut kennt. „Wir haben überlegt, was wir tun können. Am Freitag hatten wir die Idee mit der Suchaktion. Wir haben sie natürlich vorab mit der Familie, der Führungsebene der Feuerwehr und der Polizei abgesprochen“, schildert Kulhawy.

Erst am Freitag ging der Aufruf unter dem Motto „Wir wollen Heike suchen“ an die Öffentlichkeit. Über die PAZ, soziale Medien und private Kontakte wurde die Information geteilt. „Quasi unmittelbar danach stand das Telefon nicht mehr still“, berichtet der Ortsbrandmeister, der von der Resonanz „absolut überwältigt“ ist. Gerechnet hat er mit rund 50 Helfern aus Eixe.

Die Suchaktion ist sorgfältig vorbereitet. Am Hauptquartier in Vöhrum steht der Einsatzleitwagen der Stadt Peine, der zur Verfügung gestellt wurde. Er ist mit drei Feuerwehrleuten besetzt, bei denen die Fäden zusammenlaufen.

Das gut 700 Hektar große Suchgebiet liegt zwischen Eixe und dem Hainwald im Osten von Hämelerwald. Dort wurde das Auto der Vermissten samt Handy und Handtasche an einem Waldweg in der Nähe des Campingplatzes gefunden.

Das angrenzende Gebiet wurde bereits gründlich durchsucht. Wärmebildkameras, Hunde und eine Reiterstaffel wurden eingesetzt. Auf eine Öffentlichkeitsfahndung der Polizei samt Foto der Eixerin blieb bislang ohne Erfolg.

„Meine Überlegung war, dass die Vermisste vielleicht zu Fuß nach Eixe gehen wollte, das in Sichtweite zum Abstellort des Autos liegt“, erklärt Kulhawy seine Auswahl des Suchgebietes.

Er hat es in 13 Abschnitte unterteilt, die durch Wege recht klar voneinander abgetrennt sind. Zudem wird entlang der Bahnlinie gesucht. Die Helfer wurden in insgesamt 14 Gruppen zu je etwa 20 Personen eingeteilt. Es gehen immer Feuerwehrleute, die mit Funkgeräten ausgestattet sind und die Gruppenleitung übernehmen, und „Zivilisten“ zusammen.

Mit ihren Autos, in Feuerwehrfahrzeugen und auch per Treckeranhänger sind sie an den jeweiligen Ausgangsort gefahren. Um 13 Uhr war das Treffen, rund 45 Minuten später melden die ersten Gruppenleiter über Funk, dass sie mit der Suche beginnen. Ende soll spätestens bei Einbruch der Dunkelheit sein.

Alle wissen, dass die Wahrscheinlichkeit, die Gesuchte nicht mehr lebend aufzufinden, sehr groß ist. „Wenn ihr sie entdeckt, geht nicht nah ran, außer sie braucht Hilfe. Ansonsten gebt über Funk Bescheid. Alles Weitere machen dann Profis“, hat Kulhawy die Helfer angewiesen. Für den Fall der Fälle hat er dafür gesorgt, dass Seelsorger verfügbar sind.

Mit dabei sind 15 Personen aus Didderse, unter ihnen der stellvertretende Ortsbürgermeister Peter Groepler. „Die Vermisste ist in Didderse aufgewachsen, wir kennen sie also persönlich. Zudem lebt ihre Familie lebt noch dort. Da ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns an der Suche beteiligen“, sagt er.

Aus der Stadt Peine beteiligen sich neun Ortswehren an der Suche, und auch aus Arpke sind Kameraden dabei. Sibhgar Ahmad von der Kernstadtwehr Peine ist einer der zahlreichen Feuerwehrleute, die sich eingefunden haben. „Es ist für uns selbstverständlich, dass wir eine solche Aktion unterstützen“, sagt er.

„Wir sind mit Extremsituationen und auch dem Thema Tod vertraut und darauf vorbereitet. Deshalb ist es sinnvoll, wenn Rettungskräfte vertreten sind und die anderen Helfer unterstützen“, ergänzt seine Kameradin Katharina Taraschewski.

Zu diesen gehören Harry Rosenow, ehemaliger Sanitäter bei der Bundeswehr, ebenso wie die beiden aktiven Soldaten Patrick Neumann aus Eixe und sein Kamerad Jan Jeep, die an ihrer Tarnkleidung gut zu erkennen sind. Für sie alle ist die Unterstützung der Suche eine Selbstverständlichkeit, über die sie nicht viele Worte verlieren wollen.

Die Suche dauerte den ganzen Nachmittag an. „Wir haben das Gebiet sogar noch deutlich ausgedehnt und auch jenseits der Bahn in RIchtung Hämelerwald alles abgegrast“, schildert Kulhawy am Abend. Doch leider sei auch dieser Versuch, die Vermisste zu finden, ohne Erfolg geblieben. Gegen 18 Uhr wurde die Aktion dann abgebrochen. Fast alle Helfer seien bis zum Schluss geblieben. „Leider war keine Gelegenheit für ein paar abschließende Worte, deshalb möchte ich den Weg über die PAZ nutzen, um mich ganz herzlich bei allen Helfern für diesen großartigen Einsatz zu bedanken“, sagt der Ortsbrandmeister. Die Vermisste ist 60 Jahre alt, hat eine schlanke Statur, dunkle Haare und trägt eine Brille. Wer Hinweise zum Verbleib oder zum Aufenthaltsort der Frau geben kann, sollte sich unter der Telefonnummer (0 51 71) 99 90 bei der Polizei in Peine melden.

Druckansicht