Ein großer Teil der Stellungnahmen dürfte dabei aus Hämelerwald kommen. Denn dort ist der Schock über die mögliche Ansiedlung der Pommesfabrik auf dem Gelände der Nachbarkommunen Peine und Hohenhameln groß. Ortsrat, Ortsbürgermeister Dirk Werner (SPD), eine erst Anfang November gegründete Bürgerinitiative und auch Lehrtes Bürgermeister Frank Prüße (CDU) hatten öffentlich dazu aufgefordert, sich in dem Beteiligungsverfahren schriftlich zu äußern.
Das ist bis zum Stichtag am 20. November in großer Zahl geschehen: Rund 200 Stellungnahmen gibt es zu dem Bebauungsplanverfahren.
Nach Angaben von Petra Neumann, Sprecherin der Stadt Peine, werden die Stellungnahmen nun ausgewertet und abgewogen. Mit einer politischen Beratung dazu sei in Peine im ersten Quartal des neuen Jahres zu rechnen. Ebenso wird das Verfahren in der Gemeinde Hohenhameln sein, welche sich das für die Pommesfabrik zur Debatte stehende Gelände mit Peine teilt.
Unlängst ist in einer Ortsratssitzung in Hämelerwald noch einmal deutlich geworden, welche massive Sorgen die Menschen im Dorf umtreiben. Denn das Werk könnte auf der Ortsdurchfahrt – sie liegt in direkter Verbindung zwischen dem alten Kohlehafen und der Autobahn 2 – den Schwerlastverkehr mutmaßlich auf bis zu 1600 Fahrten pro Tag verdoppeln. „Wir wollen diese Anlage da nicht, der Standort passt nicht, die Fabrik gehört an eine Autobahn“, sagte SPD-Ortsratsherr Thomas Diekmann. Von einer „Monster-Pommesfabrik“ sprach Gerhard Posywio (Piratenpartei), und Thomas Schorn (parteilos) sagte, dass der Verkehr im Dorf „schon jetzt unerträglich“ sei.
Auch viele Bürgerinnen und Bürger kamen im Ortsrat zu Wort. Sie sprachen nicht allein von der Angst vor zunehmenden Lärm- und Feinstaubbelastungen im Dorf, sondern auch von denkbaren Auswirkungen auf das Öko-Gut Adolphshof, welches südlich von Hämelerwald liegt, nur etwa zwei Kilometer entfernt vom alten Kohlehafen. Der nach den strengen Demeterrichtlinien geregelte Ackerbau sei dort möglicherweise gefährdet, hieß es. Eine Vertreterin des Adolphshofs bestätigte, dass auch die in dem Gutshof angesiedelte sozialtherapeutische Einrichtung sowie der Eigentümer des Guts eine Stellungnahme zum Bebauungsplan abgeben würden.
Roland Panter, Ortsratsherr der Grünen, sprach unterdessen von den möglichen Folgen eines massiv zunehmenden Kartoffelanbaus, wenn die Pommesfabrik in Betrieb sei. „Der ist wasserintensiv, und es kommen Ackergifte zum Einsatz“, sagte er.
Eine mehrseitige Stellungnahme, in der die Folgen des B-Plans der Nachbarkommunen für Hämelerwald dargestellt sind, kommt auch von der Stadt Lehrte. Sie allein umfasst fünf Seiten und geht insbesondere auf die Verkehrsbelastung für das Dorf ein. Diese sei schon jetzt teilweise im gesundheitsgefährdenden Bereich für die Anlieger und dürfte nicht noch wachsen. Man gehe zudem davon aus, „dass die Landesstraße 413 in Hämelerwald für diese Verkehrsbelastung nicht ausreichend dimensioniert ist“, argumentiert die Stadt.
Mehr Verkehr erhöhe zudem die Gefahren für Schulkinder, die die Ortsdurchfahrt kreuzen müssen. Und auch die Stadtverwaltung schließt ausdrücklich den Adolphshof als Stätte biologisch-dynamischen Ackerbaus und Einrichtung für Bildung und Sozialtherapie in ihre Argumentation mit ein. „Die zusätzliche Verkehrsbelastung in der Nähe einer derart sensiblen Nutzung ist nicht hinnehmbar“, heißt es wörtlich in der Stellungnahme, welche in der Lehrter Lokalpolitik breite Unterstützung fand.
Die Bürgerinitiative (BI) „Lebenswertes Hämelerwald“, die sich gegen die Pommesfabrik ausspricht, vermeldet unterdessen eine Mitgliederzahl von mehr als 100 Menschen – nur drei Wochen nach ihrer Gründung. Sie hebt in ihrer Stellungnahme die Feinstaubemissionen durch den Lastverkehr hervor und spricht von massiven Gefahren für die Gesundheit. Die zu erwartende Lärmbelästigung durch die Lastwagen werde eine „grundrechtsrelevante Schwelle der Gesundheitsbeeinträchtigungen“ überschreiten, schreibt die BI in einer Presseerklärung.
■ Aber es gibt auch andere Meinungen: Demonstrative Zustimmung für den Bau der Pommesfabrik kommt unterdessen aus der Peiner Ortschaft Schwicheldt, zu deren Gemarkung ein Teil des alten Kohlehafens gehört. Die Christdemokraten mit Ortsbürgermeister Christian Bartscht an der Spitze haben am Ortseingang ein Banner mit der Aufschrift „Ja zur Pommes-Fabrik in Schwicheldt/Mehrum“ aufgehängt. Es ist quasi ein Pendant zu den Bannern, die an den Ortseingängen von Hämelerwald hängen und auf denen der Schriftzug steht „Hey, Peine & Hohenhameln: Wir wollen eure Pommes-Laster nicht in unsrem Ort“.
Die CDU in der Nachbarstadt betont nun, dass die Ansiedlung des Pommeswerks ein positives Signal in Sachen Arbeitsplätze sei – nach der Stilllegung des Kohlekraftwerks bei Mehrum und dem Aus für das Unternehmen Peiner Umformtechnik. Schwicheldts Ortsbürgermeister spricht von einer „großen Chance für Arbeitsplätze in der Region, die wir nicht verstreichen lassen wollen“.
McCain würde nach bisherigen Angaben bis zu 650 Jobs im neuen Werk schaffen. „Wir wollen jetzt deutlich machen, dass es nicht nur Widerstand gibt, sondern auch viel Zuspruch“, meint Bartscht. Für die Sorgen in den Nachbardörfern bezüglich der Zunahme des Verkehrs habe man zwar Verständnis. Aber das könne „nicht das ausschlaggebende Argument sein“.
Hämelerwalds Grünen-Ortsratsherr Roland Panter nannte die Sache mit dem Pommeswerk in der Sitzung des Gremiums eine „unglaubliche schwere Sache“. Die neuen Arbeitsplätze stünden aber gegen den Verlust von Lebensqualität für Tausende von Menschen. Daher sei die Beteiligung an dem Verfahren mittels einer Stellungnahme eminent wichtig. Nur wer sich auf diese Weise nun beteiligt habe, besitze auch die Möglichkeit, später gegen den Bebauungsplan zu klagen.