Rauls berufliche Laufbahn begann am 1. Dezember 1977. Damals begann er seine Ausbildung im mittleren Dienst. Aus dieser Zeit stammt auch sein Spitzname, wie er erklärt: Auf seinem Türschild in der Polizeischule Wolfenbüttel stand fälschlicherweise Pauls statt Rauls, woraus ganz schnell „Paule“ wurde. So werde er seitdem gerufen, sagt Rauls – ob nun von Kollegen, Freunden oder Verwandten. 1979 kam er zur Bereitschaftspolizei, machte unter anderem einen Polizeiausbilderlehrgang und wurde ab 1983 für insgesamt 25 Jahre bei der damaligen Polizeidirektion Braunschweig an verschiedenen Stationen eingesetzt. Zehn Jahre davon war Rauls im Zivilstreifenkommando, Nachtschicht: „Da haben wir einige hochrangige Ganoven festgenommen. Hauptsächlich haben wir die Täter auf frischer Tat ertappt“, erinnert sich der 64-Jährige.
Nach zwölf Jahren beim Polizeikommissariat Nord der Braunschweiger Polizei kam Rauls im Oktober 2008 zur Peiner Polizei. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm aus dieser Zeit unter anderem der Einsatz im Rahmen des Zugunglücks zwischen Peine und Vöhrum im Sommer 2010. Damals war ein Güterzug entgleist, ein entgegenkommender Regionalexpress prallte gegen das Hindernis. Glücklicherweise wurde dabei niemand getötet. Im Jahr 2017 kam es zu einer Auseinandersetzung in der Peiner Südstadt, rund 40 Männer gingen in Gruppen aufeinander los. „Da habe ich meine Kontakte spielen lassen, um Ruhe in die Sache zu bekommen“, sagt Rauls. Dabei sei hilfreich gewesen, dass er oft in der Südstadt unterwegs ist und deswegen dort viele Leute kennt: „Man geht dorthin, um miteinander zu sprechen, nicht übereinander.“
Bis 2015 war Rauls neben dem regulären Dienst bei der sogenannten Einsatz-Hundertschaft. Mit dieser sei er bei jedem einzelnen Castor-Transport – der Beförderung radioaktiver Abfälle per Zug – im Einsatz gewesen, erinnert er sich. Besonders nahegegangen sei ihm ein Einsatz Ende der 1990er Jahre, als in Braunschweig mehrere Kinder die Oker-Böschung hinabstürzten und verschüttet wurden. Ein Junge überlebte dies nicht – so etwas nehme einen auch als Polizist immer mit, sagt der 64-Jährige.
Im Oktober 2022 kam Rauls schließlich zur Stadtwache am Peiner Bahnhof. „Das war schon immer mein Wunsch, aus personellen Gründen hat es aber nicht früher geklappt.“ In den vergangenen zwei Jahren habe er vielen Menschen helfen können, habe viele Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt – aber auch viele Leute kontrolliert. „Denn wer nicht kontrolliert, stellt auch nichts fest“, fasst Rauls ganz einfach zusammen. Außerdem habe er enorm viele Fußkilometer zurückgelegt, denn besonders im Dienst der Stadtwache sei man ganz viel zu Fuß unterwegs.
Eine Erfahrung, die Rauls in seiner Dienstzeit gemacht hat: „Peine ist polizeilich gesehen eine Herausforderung, weil man hier alles macht.“ Was er damit meint: In Braunschweig etwa gebe es andere beziehungsweise unterschiedliche Zuständigkeiten, während man als Polizist in Peine für alles von der Aufnahme eines Einbruchs bis zur Ingewahrsamnahme zuständig ist. „Man ist quasi ein Allrounder.“ Wer in Peine lernt, sei für den Dienst in ganz Niedersachsen gut vorbereitet. In seiner Dienstzeit habe er viele junge Kolleginnen und Kollegen angelernt, erzählt Rauls. Es sei ihm wichtig gewesen, sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben. „Das geht nur von einem zum anderen – und meine ‚Festplatte‘ nehme ich ja mit in Pension“, meint der 64-Jährige und lacht.
Übrigens ist Rauls Teil einer echten „Polizeifamilie“: Auch seine Frau ist Polizistin, sein Sohn ist bei der Bundespolizei – und seine Tochter arbeitet zwar bei einem Telekommunikationsunternehmen, ist dafür aber mit einem Polizisten liiert. Kürzlich besuchte ihn Sohn Marvin bei der Arbeit in der Stadtwache. Der Hintergrund war dienstlich, gleichzeitig sollte es aber auch eine Überraschung für den Papa werden. Die war gelungen: „Wir haben noch wenige Stunden vorher miteinander telefoniert, da war von dem Besuch keine Rede“, sagt Carsten Rauls lachend.
Der 31-jährige Marvin Rauls ist schon seit zwölf Jahren bei der Polizei, allerdings erst seit kurzem bei der Dienststelle der Bundespolizeiinspektion Hannover. Diese deckt unter anderem das Netz der Deutschen Bahn ab: So wird die Bundespolizei zusätzlich zur Landespolizei alarmiert, wenn es einen Einsatz auf oder an den Gleisen gibt. Im Rahmen einer Bahnstreckenüberwachung in Peine nahm sich Marvin Rauls Zeit, um bei seinem Vater vorbeizuschauen. Eingefädelt hatten dies die Kollegen – und dafür war Carsten Rauls sehr dankbar, wie er betont.
Im Ruhestand ab kommendem Jahr will sich der Edemisser Zeit für Haus und Garten nehmen, erzählt er. Außerdem habe er vor, weiter wie bisher in der Kommunalpolitik tätig zu bleiben. „Wenn das irgendwann mal vorbei ist, werde ich mir wohl ein Hobby suchen müssen“, meint der 64-Jährige – und lacht noch einmal herzlich.