Bei Planungen für eine Neugestaltung des Innenhofs mit Pflasterarbeiten stellte das für den Amt-hof zuständige staatliche Gebäudemanagement fest, dass die Abdeckung des Brunnens marode ist und erneuert werden muss. Unvermeidlich würde dabei die im Boden steckende Mauerkrone des Brunnens beschädigt werden. Deshalb musste die Maßnahme archäologisch begleitet werden.
Der runde Brunnen erwies sich bei Licht betrachtet noch mächtiger als während seines „Schattendaseins“ geahnt. Er ist insgesamt drei Meter breit und weist eine lichte Innenweite von zwei Metern auf – bei einer Mauerstärke von fast einem halben Meter. Die Tiefe des Brunnens bis zum Wasserspiegel betrug 4,50 Meter, bis zur heutigen Füllung 5,50 Meter. Es handelt sich um ein lagerhaftes Mauerwerk aus sandsteinartigem Material in festem Lehmmörtel sowie zum Teil Kalkmörtel. Einige Zwickel waren mit Schiefer- oder Dachziegelbruch ausgefüllt.
Der Peiner Burgberg ist eine sandige eiszeitliche Erhebung. Bei den Peiner Brunnen wurde stets versucht, eine feste Kiesschicht zu erreichen. So wohl auch auf dem Burghügel. Die spannende Frage war nun, ob es sich tatsächlich um den Burgbrunnen handelt oder um einen späteren Schloss- oder gar Amtshofbrunnen.
Bei archäologischen Untersuchungen im Jahr 2019 unter der Ortsdurchfahrt von Gadenstedt wurde am Junkernberg vor der ehemaligen Gaststätte „Deutsches Haus“ ein fast identischer, exakt gleich großer Brunnen dokumentiert. Dieser bestand jedoch aus Muschelkalkblöcken vom nahen Steinbruch im Bolzberg. Zum Zweck der Datierung wurde die Schicht untersucht, in die der Brunnen gesetzt worden war: Keramikfunde ergaben das etwas enttäuschende Ergebnis, dass er frühestens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert erbaut worden sein kann.
Gleiches wurde nun auch beim Peiner Brunnen untersucht. Hier fanden sich in der unmittelbar umgebenden Schicht jedoch spätmittelalterliche Scherben aus grauer Irdenware aus der Zeit um 1300. So alt muss der Peiner Brunnen also mindestens sein – der Brunnentyp war sehr langlebig.
Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Baumaterial in Peine um Sudmerberger Kalksandstein handelt: Dieses Gestein stammt vom Sudmerberg in Goslar. Unter anderem stammt die dortige spätmittelalterliche Stadtbefestigung mit dem „Zwinger“ und „Achtermann“ aus diesem Material. Bekanntermaßen gilt das frühe 13. Jahrhundert als Hauptbauphase der Peiner Burg, nachdem Burg und Grafschaft an die Herren von Wolfenbüttel gekommen waren. Der Peiner Burgherr und Besitzer der Grafschaft Peine, Gunzelin von Wolfenbüttel, verdankte seinen Aufstieg dem König und späteren welfischen Kaiser Otto IV. von Braunschweig, dessen Heerführer er zeitweise war. Für seinen Herrn nahm er im Jahre 1206 als erste, für seine Karriere richtungweisende Großtat die stauferfreundliche Reichsstadt Goslar ein, die daraufhin dem Welfen zwölf Jahre lang tributpflichtig war. Trotz der Entfernung scheint ohne weiteres möglich, dass in dieser Zeit Sudmerberger Kalksandstein für Gunzelins Burg gebrochen und nach Peine transportiert worden ist.
Die Brunnen in Peine wie auch in Gadenstedt sind heute wieder abgedeckt. Eine spätere Präsentation ist in beiden Fällen möglich, wäre aber vor allem eine Frage der Finanzierung.