„Natürlich kenne ich den ‚Laden‘ sehr gut - trotzdem betrete ich jetzt an vielen Stellen absolutes Neuland“, sagt er. Seit fast 14 Jahren war er Herr der Töpfe und Pfannen. Die Organisation der Küche beherrscht er als gelernter Koch auf dem Effeff. Anders sieht es mit der Organisation der Abläufe, des Servicebereichs, des Hotelbetriebs oder der Reservierungen aus. „Und auch mit dem Kassensystem muss ich mich vertraut machen“, beschreibt der 36-Jährige einige der zahlreichen Aufgaben, in die er sich jetzt einfuchsen muss.
Auch an die neue Rolle als „Gesicht des Hauses“ müsse er sich erst noch gewöhnen, denn als Koch habe man ja eher weniger Kontakt zu den Gästen. Da komme schon einiges Neue auf ihn zu. „Deshalb bin ich sehr froh, dass uns mein Vorgänger Radhouane Alaya noch eine ganze Weile zur Seite stehen wird“, betont Brandes-Bondarenko.
Mit „uns“ meint er sich und seine Frau Anna, die zwar in einer Behörde arbeitet, ihn aber unter anderem beim „Papierkram“ unterstützen wird. „Natürlich haben wir die Entscheidung über den wichtigen Schritt in die Selbstständigkeit gemeinsam getroffen“, macht Brandes-Bondarenko deutlich.
Das Schützenhaus kennt er schon lange: Er hat in dem Traditionsunternehmen seine Gesellenprüfung abgelegt. Nach einigen Jahren in Hannover hat es ihn 2010 wieder hergezogen – zunächst als Koch, aber schon kurze Zeit später wurde die Position des Küchenchefs frei. Er hat sie übernommen und bis jetzt ausgeübt.
„Nun suche ich einen Nachfolger für mich, denn alles zusammen ist nicht zu schaffen“, erklärt er. Doch was sich so leicht sagt, sei in der Praxis gar nicht so einfach, denn gutes Personal zu finden sei schwer. Deshalb rechnet er mit langen Arbeitswochen. „60 bis 70 Stunden werden es bestimmt, gerade jetzt am Anfang“, rechnet Brandes-Bondarenko vor.
Nach außen hin soll sich zumindest vorerst nichts Wesentliches ändern. Dafür gebe es keine Notwendigkeit, denn das Haus sei gut geführt und werde bestens angenommen.
Er freut sich sehr darüber, dass die Peiner dem Haus trotz des bereits im Spätsommer angekündigten Pächterwechsels die Treue halten und ihm damit einen Vertrauensvorschuss entgegenbringen. „Wir haben nahezu jeden Monat mindestens eine große Veranstaltung. Jetzt steht zum Beispiel das Wintervergnügen der Schützengilde vor der Tür“, sagt er.
Hinzu kämen auch kurzfristige Termine wie Trauerfeiern, für Hochzeiten werden die Räumlichkeiten oft schon zwei Jahre im Voraus gebucht. Deshalb werde es auch nicht ganz leicht, ein Zeitfenster für die angedachte Renovierung des Gilde-Saals zu finden.
Der Restaurant- und Hotelbetrieb liegt seit 2009 in den Händen der Eigentümergemeinschaft Schützenhaus UG & Co. KG, deren Geschäftsführer Denis Heyer ist. Der Gildesaal hingegen, der im gleichen Gebäude untergebracht ist, gehört der Schützengilde zu Peine von 1597. Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Der Pächter kann im Saal Veranstaltungen anbieten, das primäre Nutzungsrecht liegt allerdings bei der Schützengilde. Sie richtet dort unter anderem die beliebten Wintervergnügen und Bälle aus - und natürlich ist der Saal während des Freischießens regelmäßig das Zentrum des Gilde-Geschehens.
2012 wurde der Saal für rund 100.000 Euro umfangreich saniert. Unter anderem wurden die Fensterfront, die Technik und der Thekenbereich komplett erneuert. Nun ist eine erneute Sanierung im Gespräch. „Schließlich sind seither schon wieder mehr als zehn Jahre rum“, sagte der Hauptmann der Schützengilde, Christian Suchan, im Frühjahr, als der Pächterwechsel bekannt wurde, gegenüber der PAZ.
Er rechne damit, dass die Renovierung frühestens 2026 umgesetzt werden könne, machte er deutlich. Geplant seien unter anderem die Erneuerung der Wandbeläge sowie die Anschaffung neuer Tische und Stühle. Zudem solle das WLAN-Netz mit einer höheren Internetgeschwindigkeit aufgerüstet werden. Unverändert bleiben hingegen sollen das Wandbild der Schützengilde und der Schützensaal.