Schon immer habe er sich für das Thema Gerechtigkeit interessiert, berichtet der 57-Jährige und beschreibt, wie ihn die Themen Politik, Geschichte und gesellschaftliche Entwicklungen bereits während der Schulzeit fasziniert haben. Diese Interessen verband er mit seiner Leidenschaft, Menschen in schwierigen Situationen zu begleiten und gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten. Als Direktor im Amtsgericht Peine blickt Norbert Müller auf eine beeindruckende juristische Laufbahn zurück. Ursprünglich aus Hildesheim stammend, führte ihn der Weg nach dem Jurastudium in Hannover und einem Referendariat im Bezirk des Oberlandesgerichts Celle in die niedersächsische Justiz. Zunächst übernimmt Müller Verantwortung als Ermittlungs-, Zivil- und Strafrichter. Ab 2001 ist er Familienrichter – ein Tätigkeitsbereich, den er bis heute mit großer Hingabe ausübt. „Das Thema liegt mir besonders am Herzen, da es sehr viel Vermittlungsgeschick und Einfühlungsvermögen erfordert“, betont er.
Schon früh in seiner Laufbahn erkennt Müller die Grenzen der klassischen Gerichtsbarkeit. Besonders im Familienrecht, wo Streitigkeiten häufig emotional aufgeladen sind, sieht er in der Mediation eine Chance, Konflikte auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt zu lösen.
„Die Idee hat mich von Anfang an begeistert“, erklärt er. 2002, als das Konzept in Deutschland noch ganz neu war, nimmt Müller an einer fundierten Ausbildung zur gerichtsnahen Mediation teil. „Das war ein Pilotprojekt unter der Leitung des niedersächsischen Justizministers Christian Pfeiffer, der die Methode aus den USA mitgebracht hatte.“ Müller gehörte zu den wenigen, die diese neue Form der Streitbeilegung von Grund auf erlernten – und sie mit Leben füllten.
Im Amtsgericht Hildesheim, einem der Projektstandorte, sammelte der engagierte Jurist Erfahrungen, die bis heute seine Arbeit prägen. „Die Mediation bietet den Parteien die Möglichkeit, statt einer gerichtlichen Entscheidung eigenverantwortlich an einer Lösung zu arbeiten“, erklärt er. In einer entspannten Atmosphäre erarbeiten die Streitparteien gemeinsam mit einem Güterichter Lösungsansätze. „Das ist ein völlig anderes Setting als im Gerichtssaal. Oft endet es mit einem Ergebnis, das für beide Seiten akzeptabel ist. Wenn das gelingt, gibt es keine Verlierer, sondern nur Gewinner.“
Diese Erfahrungen flossen später sogar in die Zivilprozessordnung ein und sind als sogenannte Güterichterverfahren heutzutage fest darin verordnet. „Es freut mich sehr, dass ich diese Kenntnisse nun auch hier in Peine einbringen kann“, betont der neue Direktor.
Müllers Idee für das Amtsgericht Peine geht allerdings über die der Mediation hinaus. Er möchte die Institution auch weiterhin als verlässliche Anlaufstelle für die Menschen in der Region etablieren. Dabei betont er die Wichtigkeit von Nähe und Vertrauen: „Die Bürgerinnen und Bürger sollen wissen, dass wir hier sind, um ihre Anliegen ernst zu nehmen und ihnen in Rechtsfragen zur Seite zu stehen.“
Mit diesem Gedanken führt er nach eigener Aussage auch die Arbeit seines Vorgängers Dr. Wilfried Lehmann-Schmidtke bewusst fort, dessen Stellvertreter er von 2014 an für die nächsten zehn Jahre war. „Ich hatte großes Glück! Die Zusammenarbeit mit Dr. Lehmann-Schmidtke war sehr bereichernd, da ich viel von seinem Wissen und seiner Erfahrung profitieren konnte. Er hat das Amtsgericht Peine geprägt und viele positive Strukturen etabliert. Seine Arbeit und sein Einsatz haben Spuren hinterlassen“, zeigt sich Norbert Müller dankbar.
Fernab seines beruflichen Engagements findet Müller Ausgleich auf dem Motorrad. „Wenn es die Jahreszeit zulässt, freue ich mich darauf, wieder mit dem Motorrad unterwegs zu sein“, verrät er. Während ihn seine Reisen früher zu Studienzeiten bis nach Griechenland, Korsika und Sardinien führten, sind es heute angesichts einer herausfordernden beruflichen Tätigkeit eher kurze Ausfahrten, die er alleine unternimmt. Es sind die Momente der Ruhe, in denen Norbert Müller den Kopf frei bekommt und neue Energie tankt.