„Die Schilf-Glasflügelzikade wird unweigerlich auch unsere Region erreichen“, bestätigt Christian Wohlenberg, stellvertretender Vorsitzender beim Landvolk Braunschweiger Land, die Befürchtungen. „Aktuell gibt es bereits einzelne kleine Befallsnester, jedoch bislang ohne größere wirtschaftliche Schäden. Die Ausbreitung erfolgt langsam, aber stetig.“
Die Zikade findet in der typischen Fruchtfolge von Zuckerrüben und Weizen in Niedersachsen ideale Bedingungen. Die Larven können in den Weizenbeständen überwintern und sich im folgenden Jahr erneut ausbreiten. Dass der Schädling seit einiger Zeit auch vermehrt die Kartoffel als Wirtspflanze für sich entdeckt hat, erhöht die Bedrohung zusätzlich. Das Fatale: Eine vollständige Vermeidung des Befalls, ist nahezu unmöglich.
Noch richtet die Schilf-Glasflügelzikade hauptsächlich in Süddeutschland Schäden an. Von dort wurden bereits massive Ernteausfälle gemeldet. Doch das Insekt breitet sich nach Norden aus. „Südlich von Magdeburg gibt es bereits größere befallene Flächen und einzelne Exemplare gelangen von dort auch zu uns“, warnt Wohlenberg. „Bei einem flächendeckenden Monitoring in Niedersachsen konnten im vergangenen Jahr an 43 Standorten vereinzelte Tiere auf Klebetafeln in Grenznähe zu Sachsen-Anhalt festgestellt werden“, teilt Julian Winkler, Leiter Sachgebiet Zoologie bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), mit. Im Jahr, so sagen die Experten, legt der Schädling auf seinem Weg etwa 30 Kilometer Distanz zurück.
Die Schilf-Glasflügelzikade stellt wegen der von ihr übertragenen Krankheiten SBR (Syndrome Basses Richesses) und Stolbur eine zunehmende Herausforderung für den Zuckerrüben- und Kartoffelanbau dar. Effektive Bekämpfungsmethoden fehlen bislang vollends. Und: Der Klimawandel beschleunigt die Ausbreitung der Schädlinge. „Ein massiver Befall könnte den Anbau von Kartoffeln und Zuckerrüben so stark beeinträchtigen, dass er wirtschaftlich unrentabel wird.“