Ole Siegel bewertet die Wartezeit vor seinem Geschäft als weniger dramatisch. Die Schlangen entstünden hauptsächlich zu den Stoßzeiten vor Ladeneröffnung oder zum Zeitpunkt des Abholtermins, der auf dem Abholschein steht. In der Poststation gibt es zwei Schalter, damit alle Kunden schnell an die Reihe kommen, so Siegel.
Zum Ende des letzten Jahres schloss mit der Postbank der letzte Teil der großen Postfiliale an der Schützenstraße endgültig. Für Kunden der Post hat das eine Lücke hinterlassen. Deshalb hat die Gruppe aus SPD und Grüne einen Antrag in den Peiner Stadtrat eingebracht. Sie wollen Packstationen an mehreren Stellen im Stadtgebiet errichten, besonders in den Ortsteilen, wo es keine Poststation gibt.
Auch Ole Siegel ist grundsätzlich für den Vorschlag der Stadtratsgruppe. „Ich finde es gut, wenn es noch weitere Stationen für Pakete in der Stadt gibt“, sagt Siegel. Doch er hat auch einen Einwand, denn sinnvoll sei es nur, wenn Packstationen zum Einsatz kommen, die von mehreren Paketlieferanten genutzt werden können.
Dass dieser Einwand nicht unbegründet ist, verdeutlicht auch die Packstation, die sich an der Woltorfer Straße vor einem Wohngebäude der Peiner Heimstätte befindet. Diese Packstation galt nach Aussage der Stadtratsgruppe aus SPD und Grüne als Vorbild für den Antrag. An der Packstation des Anbieters „MyFlexBox“ können Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Pakete, die von den Firmen GLS, UPS und FedEx zugestellt werden, abholen oder retournieren.
Die Peiner Heimstätte stellt nach eigenen Angaben der Firma „MyFlexBox Germany GmbH“ den Standort für das offene System der Paketabholstation, die rund um die Uhr geöffnet ist, zur Verfügung. Der Geschäftsführer der Peiner Heimstätte, Sven Gottschalk, meint, dass sich der Standort an der Woltorfer Straße besonders gut eignet, da es eine „DriveIn-Zufahrt“ gibt. „Ein Mehrwert ist, dass Pakete nicht mehr an verschiedenen Standorten abgeholt werden müssen, sondern nur noch ein Standort für die teilnehmenden Paketdienstleister möglich ist“, sagt Gottschalk.
Die Packstation kann dabei nicht nur von Mieterinnen und Mietern der Peiner Heimstätten, sondern auch von Externen genutzt werden. Die Konstruktion an der Woltorfer Straße ist seit Januar 2025 in Betrieb. „Nach einer ersten Rückmeldung von Myflexbox ist das Projekt erfolgreich angelaufen“, sagt Gottschalk.
Die Idee für einen zentralen Abgabe- und Abholort für Bestellungen in Peine ist nicht neu. Deutlich häufiger als die einzelne Version der „MyFlexBox” an der Woltorfer Straße gibt es im Stadtgebiet die gelben Packstationen der DHL. Dort können allerdings nur Pakete in den Schließfächern abgestellt oder aus jenen entnommen werden, die auch von DHL transportiert werden.
Eine dritte Variante gibt es in Stederdorf: Dort gibt es zwei Packstationen, die vom Anbieter „Amazon“ betrieben werden und für entsprechende Pakete des Unternehmens vorgesehen sind.
Mit dem Antrag wurde die Verwaltung beauftragt, nach potenziellen Standorten zu suchen. Dabei spielten drei Kriterien eine große Rolle: eine leichte Erreichbarkeit für Anlieferung und Abholung, eine gute Sichtbarkeit der Packstation und ausreichend Parkmöglichkeiten für einen reibungslosen Ablauf. Die Stadtverwaltung kam zu dem Ergebnis, dass sich sogenannte halböffentliche Bereiche, wie beispielsweise Parkplätzen von Geschäften, sehr gut für die Installation der Packstationen eignen würden.
Eine Karte zeigt potenzielle Standorte für neue Packstationen im Stadtgebiet. Die Übersicht, die dem Antrag der Stadtratsgruppe beigeführt ist, verdeutlicht, warum Handlungsbedarf besteht. Mit Röhrse, Wendesse, Eixe, Duttenstedt, Berkum, Rosenthal, Handorf, Woltorf und Schmedenstedt verfügen insgesamt neun Orte im Stadtgebiet über keinen Supermarkt oder eine Packstation. Mit Schwicheldt, Essinghausen und Dungelbeck gibt es in drei weiteren Ortschaften lediglich einen Supermarkt, allerdings keine Packstation. Aus der Karte geht hervor, dass in jedem dieser zwölf Ortschaften mindestens ein Standort für eine Packstation vorgeschlagen wird.
René Laaf (SPD) unterstrich die Notwendigkeit der Packstationen, denn der Onlinehandel wird weiter zunehmen und damit auch die Rücksendungen. „Ich muss mit jedem Paket aus Woltorf bis nach Peine zur Schäferstraße fahren, dort ist die nächste Packstation“, sagte Laaf im Rahmen der Vorstellung des Antrages bei der Sitzung des Ausschusses für Strukturpolitik und Wirtschaft. Das seien für den Hin- und Rückweg insgesamt 12 Kilometer Strecke mit dem Auto. „Wenn es eine solche Station in Woltorf gibt, kann ich den Weg zu Fuß bestreiten“, sagt Laaf.
Ob und welche Varianten der Packstationen für die vorgeschlagenen Standorte genutzt werden, werden die Ratsmitglieder noch diskutieren. Bei der Beurteilung der potenziellen Standorte wurden bisher die strategischen, logistischen und wirtschaftlichen Aspekte der unterschiedlichen Betreiber nicht berücksichtigt. Dazu müssen noch Bodenbeschaffenheit und Stromversorgung überprüft werden.