Erschreckend: Es waren deutlich mehr Kinder betroffen. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die von der Leiterin Julia Semper und dem Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes, Stefan Weinmeister, vorgestellt wurde.
Insgesamt wurden bei der Polizei in Peine im vergangenen Jahr 7.779 Straftaten bekannt, also 35 mehr als im Vorjahr. Das ist zwar „nur“ eine Erhöhung um 0,43 Prozent, liegt aber entgegen dem Landestrend. Sowohl niedersachsenweit als auch im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Braunschweig war die Gesamtzahl der Straftaten rückläufig.
Zwar ist die Zahl der Taten statisch gesehen nur marginal angestiegen, doch es gab Verschiebungen: So gab es deutlich mehr Vorfälle, bei denen Menschen als Opfer erfasst wurden. Diese Zahl ist um 16 Prozent auf 1.959 angewachsen. Betroffen waren 1.024 männliche und 935 weibliche Personen.
Höher liegt auch die Zahl der Kinder, die Opfer einer Straftat geworden sind: 2023 hat die Statistik 156 Kinder unter 14 Jahren aufgelistet, 2024 waren es 219. Damit ist deren Anteil an der Gesamtzahl der Opfer um 2,5 Prozentpunkte auf 11,71 Prozent gestiegen.
Mit Blick auf das Alter zeigt sich, dass prozentual weniger Personen jenseits der 60 Opfer einer Straftat geworden sind. Diese Gruppe hat 2023 7,35 Prozent der Gesamtzahl ausgemacht, 2024 waren es 7,29 Prozent.
„Der Anstieg der Opferzahl ist auf die Zunahme der Rohheitsdelikte zurückzuführen“, sagen die beiden Peiner Polizisten. So habe es fast vier Prozent mehr Körperverletzungen gegeben. Bei den Bedrohungen sei sogar eine Steigerung um 14,62 Prozent zu beobachten.
Weiter sehr unbefriedigend sei die wachsende Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte. Hier ist erneut ein Anstieg um 9,3 Prozent auf 47 Delikte zu verzeichnen. Das heißt, es kommt in fast jeder Woche einmal zu einem Widerstand oder tätlichen Angriff.
Das löst bei Weinmeister Unverständnis und Betroffenheit aus: „Wenn Menschen angegriffen werden, die helfen wollen, sollte dies zu einem Aufschrei in der demokratischen Gesellschaft führen“, sagt er vor dem Hintergrund dieser besorgniserregenden Entwicklung.
Ebenfalls zugenommen haben Diebstähle: Hier stieg die Zahl von 2.263 (2023) auf 2.346. Allein die Ladendiebstähle machen rund 6,5 Prozent der Straftaten aus. Es wurden 543 solcher Taten registriert. 2024 wurden 330 Fahrräder als gestohlen gemeldet. Das sind 31,21 Prozent mehr als im Vorjahr.
Mehr und mehr in den Fokus rücken Angriffe mit Messern. Im vergangenen Jahr sah sich die Polizei in Peine mit 36 solcher Fälle konfrontiert. „Sie sind perfide und sehr gefährlich“, macht Weinmeister deutlich. Eine Messerverbotszone wie in anderen Städten sei aber für Peine aus Sicht der Polizei nicht sinnvoll. Tatorte und Motive seien zu unterschiedlich.
Das Thema häusliche Gewalt beschäftigt die Peiner Polizei und ihre Netzwerkpartner sehr: Hier gab es einen Anstieg der Fallzahlen von 428 (2023) auf 494. Das liegt laut Semper auch daran, dass mehr Menschen bereit waren, sich gegenüber der Polizei zu öffnen. Rechnerisch wurde fast jeden Tag eine solche Tat angezeigt – die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
In mehreren anderen Bereichen gibt es positive Entwicklungen: Um mehr als 30 Prozent zurückgegangen ist die Zahl der Taschendiebstähle, von denen es 59 gab. „Einer der Gründe könnte die Präventionskampagne sein, die von der Polizeistation Edemissen für Stadt und Landkreis Peine initiiert wurde“, vermuten Semper und Weinmeister.
Ein anderes Beispiel ist der Tankbetrug, der um 23,67 Prozent (in absoluten Zahlen von 621 auf 474) zurückgegangen ist. Um 26,49 Prozent (von 336 auf 247) rückläufig war das Erschleichen von Leistungen. Hierunter fällt zum Beispiel das Schwarzfahren.
Sogar fast um die Hälfte gesunken ist die Zahl der Betäubungsmitteldelikte. Dies lässt sich allerdings durch das Konsum-Cannabis-Gesetz erklären, das am 1. April 2024 eingeführt wurde.
Erfreulich ist nach Meinung von Semper und Weinmeister die erneut gestiegene Aufklärungsquote: Sie lag im vergangenen Jahr bei 63,3 Prozent und damit fast einen Prozentpunkt über der des Vorjahres. Damit liegt das Polizeikommissariat Peine um 0,52 Prozent über dem Landesschnitt. 2024 wurden 3.691 Tatverdächtige ermittelt. Knapp ein Viertel davon waren weiblich. Extrem gestiegen ist die Zahl der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren: 2024 waren es 598, ein Jahr zuvor 434. Das sind immerhin 16,2 Prozent aller Tatverdächtigen.
Bewährt hat sich laut Semper die Ermittlungseinheit für die Peiner Südstadt, die deliktübergreifend ermittelt und den Bürgern als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Zudem wurden gemeinsam mit Stadt und Landkreis Kontrollen durchgeführt. So sei eine spürbare Beruhigung im Straßenbilde insbesondere tagsüber. Nun gelte es, diesen Erfolg auch nachhaltig für die Abend- und Nachtstunden zu erreichen.
Betrachtet man die Häufigkeitszahl - also wie viele Straftaten es pro 100.000 Einwohner gab – lag der Wert mit 5.591 zwar über dem von 2023 (5.566), aber deutlich unter dem landesweiten Wert von 6.485. Die Polizei-Chefin ist damit sehr zufrieden: „Die Häufigkeitszahl ist ein starkes Indiz für die Kriminalitätsbelastung. Es wird deutlich, dass Menschen in der Stadt und im Landkreis Peine mindestens so sicher leben wie anderswo in Niedersachsen.“