Gefälschtes Bußgeldschreiben:
Stadt Peine warnt vor Betrugsversuch
Kriminelle wollten von Birgit Kniep-Salla Geld ergaunern, weil sie angeblich falsch geparkt hatte

An dieser Stelle auf der Südseite des Peiner Bahnhofs soll Birgit Kniep-Salla laut dem Fake-Schreiben falsch geparkt haben.Foto: Ralf Büchler
Peine. Das ist ein starkes Stück: Weil sie angeblich am Peiner Bahnhof falsch geparkt hatte, hat Birgit Kniep-Salla einen Bußgeldbescheid bekommen. Es werden ein Aktenzeichen und das korrekte Autokennzeichen genannt, es gibt eine Unterschrift und das Schriftstück wirkt förmlich: Auf den ersten Blick scheint das Schreiben tatsächlich vom Ordnungsamt der Stadt Peine zu sein. Doch der Ehemann Thomas Salla wurde misstrauisch. Zu Recht: Es stellte sich als Fälschung heraus. Nun warnt die Stadt dringend vor dieser Masche.

Als Tag des Geschehens wird der Freitag, 9. Mai, genannt. Auch die Zeit ist auf die Minute genau definiert: Zwischen 13.05 und 13.17 Uhr. „Ich war tatsächlich an jenem Tag dort. Ich habe meinen Enkelsohn vom Zug abgeholt, bin aber im Auto sitzen geblieben, um auf ihn zu warten“, erzählt Birgit Kniep-Salla.

Ihr sei ein dunkles Auto aufgefallen, das einen kleinen Peine-Aufkleber getragen hat, langsam an ihr vorbeigefahren ist und aus dem heraus ihr Fahrzeug mit einem Handy fotografiert wurde. Sie habe sich ein wenig gewundert, den Vorfall dann aber zunächst wieder vergessen, sagt die Peinerin.

Einige Tage später flatterte dann mit der Briefpost das falsche Schreiben ins Haus. „Ich habe es für echt gehalten und hätte die geforderte Summe von 48,50 Euro anstandslos bezahlt“, erinnert sich Kniep-Salla.

Doch ihr Mann habe Verdacht geschöpft, den ihm kam einiges sonderbar vor: „Wenn es tatsächlich ein Fehlverhalten gegeben hätte - warum haben die Mitarbeitenden uns dann nicht direkt angesprochen? Und warum war kein Foto beigefügt, wie sonst in solchen Fällen?“ Insbesondere diese Ungereimtheiten haben ihn stutzig gemacht. Zu Recht, wie sich herausstellen sollte.

„Wir haben uns schriftlich an die Stadt Peine gewendet und nachgefragt“, beschreibt Thomas Salla das weitere Vorgehen. Daraufhin habe sich herausgestellt, dass dort die im Schreiben genannte Verfahrensnummer ebenso wenig bekannt ist wie die angebliche Sachbearbeiterin „Frau Kiel“.

„Inzwischen waren wir auch persönlich bei der Stadt, und es wurde alles aufgenommen. Dabei haben wir erfahren, dass der Briefkopf zwar früher mal verwendet wurde, inzwischen aber schon längst nicht mehr. Zudem trägt der Briefumschlag, in dem uns das Schreiben erreicht hat, keinen Stempel der Stadt“, erklärt Salla einige der Hinweise auf die Unechtheit des Schriftstücks. Allerdings ist beides nicht unbedingt erkennbar, wenn man nicht ständig mit der Stadtverwaltung korrespondiert.

„Es handelt sich um einen Betrugsversuch, den wir bereits zur Anzeige gebracht haben“, teilt die Stadt Peine mit und bittet um Wachsamkeit. Wer ein ähnliches Schreiben erhalten und Zweifel an der Echtheit hat, sollte keine Zahlungen leisten, sondern zunächst direkt mit dem Ordnungsamt Kontakt aufnehmen.

Bei der Polizei ist die Masche bekannt. So seien vor einiger Zeit gefälschte Schreiben mit angeblichen Steuerbescheiden oder Zahlungsforderungen im Namen des Finanzamts aufgetaucht. „In Bezug auf diesen Fall können wir aber zurzeit keine Häufung erkennen“, sagt der Peiner Polizeisprecher Malte Jansen.

Wie die Betrüger dem Autokennzeichen die richtige Halterin samt Adresse zuordnen können, sei unklar. Möglicherweise wurde dies ausgespäht. „Als Bürger kann man nicht einfach beim Straßenverkehrsamt anrufen und einen Halter erfragen“, versichert der Polizist.

Er rät dringend, bei Zweifeln an der Echtheit eines Schreibens den entsprechenden Absender zu kontaktieren und nachzufragen.

Sollten weitere Personen solche Bußgeldbescheide bekommen und bezahlt oder auch durchschaut und weggeworfen haben, bittet er um Kontaktaufnahme. Die Polizei in Peine ist unter der Telefonnummer (0 51 71) 99 90 zu erreichen.

■ Firmennamen und Logos: Betrüger nutzen oft Namen und Logos seriöser Absender. Vergleichen Sie die Angaben im Brief mit den Informationen auf der offiziellen Webseite des vermeintlichen Unternehmens oder der Behörde genau. Im vorliegenden Fall wurde zum Beispiel ein veralteter Briefkopf genutzt.■ Kontaktdaten: Überprüfen Sie die Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Nutzen Sie dazu nicht die im Schreiben angegebenen Kontaktinformationen, sondern recherchieren Sie selbst auf der offiziellen Webseite. In unserem Beispiel etwa gibt es keine Frau Kiel, die im Ordnungsamt arbeitet.■ Bankverbindung: Achten Sie auf die Bankverbindung. Eine deutsche IBAN beginnt mit „DE“. Verdächtig sind ausländische Bankverbindungen oder Unstimmigkeiten in der IBAN. Im Schreiben an Kniep-Salla ist auffällig, dass kein Kreditinstitut genannt wird.■ Oftmals enthalten gefälschte Inkassobriefe sprachliche Fehler oder unprofessionelle Formulierungen. Halten Sie Ausschau nach:■ Rechtschreib- und Grammatikfehler: Diese können ein Hinweis auf eine schlechte Übersetzung sein. Hiervon gibt es im vorliegenden Schreiben reichlich, insbesondere bei der Groß- und Kleinschreibung und im Satzbau.■ Ungewöhnliche Ausdrucksweisen: Betrügerische Schreiben weichen oft von der üblichen Geschäftssprache ab. In diesem Fall ist die Formulierung „da dort ein Schild darauf hinweisen tut“ besonders auffällig.■ Unpräzise Angaben: In echten Behördenschreiben wird präzise bezeichnet, worin das Vergehen bestand und wann es begangen wurde. Im vorliegenden Schreiben werden zwar Paragrafen genannt, auf dessen Grundlage die Anschuldigung ausgesprochen wird, aber nicht das Gesetz, in dem sie stehen soll. Zudem ist die Begründung des Verstoßes ausgesprochen kryptisch.
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