Abbensen, Anfang Juli. Es war ein Sommernachmittag wie jeder andere. Träge zogen die Wolken über das Dorf, die Luft war schwül, die Wetter-App meldete nichts Dramatisches. Doch dann veränderte sich alles: Ein lautes Summen, ein Ruck, ein Krachen und Teile des Dachs von Manfred Hansens Wohnhaus hoben ab wie ein schlecht verzurrter Luftballon im Sturm.
„Ich saß in der Küche, hab einen Kaffee getrunken und plötzlich hörte ich dieses Summen. Und dann flogen auch schon die Dachziegel“, erzählt Hansen, der schnell vor die Tür ging. Der 63-Jährige lebt seit Jahrzehnten in dem alten Bauernhaus. Es ist solide gebaut aus Kalksandstein und Lehm, wie er nicht ohne Stolz betont. Aber was da am 7. Juli über seinen Hof hinwegfegte, hat selbst er noch nie erlebt.
„Eine schwere Eisenstange am Tor wurde auf den Hof geschleudert. Da hab ich gedacht: Das war ein ganz schöner Sog.“ Und in der Tat: Die Windhose – eine seltene, aber hochgefährliche Wettererscheinung – hatte sich offenbar direkt über Oelerse gebildet, war dann über Abbensen gezogen und hatte sich ausgerechnet über Hansens Grundstück noch einmal richtig entfaltet.
„Die Ziegel sind in Kreisen durch die Luft geflogen und dann ganz plötzlich mit Wucht runtergeknallt, als hätte jemand ihnen die Fäden durchgeschnitten. Wenn ich da draußen gestanden hätte … das hätte ich nicht überlebt.“
Was nach den dramatischen Sekunden folgte, war eine Mischung aus Adrenalin, Aufräumen und Erleichterung. Denn trotz der zerstörten Dachpartien blieb der Dachstuhl seines Hause unversehrt. Auch das Auto in der offenen Garage kam ohne Kratzer davon. Noch wichtiger: Niemand wurde verletzt.
„Ich hab wirklich Glück gehabt“, sagt Hansen. Und auch ein bisschen das richtige Netzwerk: Die VGH-Versicherung zeigte sich schnell und unkompliziert. Der örtliche Vertreter war umgehend zur Stelle und ein Dachdecker aus Oelerse schickte noch am selben Tag zwei Gesellen vorbei. „Zwar konnten die an dem Abend nichts mehr machen, aber am nächsten Morgen standen sie mit einem Gerüst auf der Matte.“
Auch die Nachbarschaftshilfe funktionierte wie aus dem Bilderbuch: Als es entgegen der Wetter-App gegen 16 Uhr erneut zu regnen begann, brachte ein Nachbar eine große Plane. Hansen selbst hatte ebenfalls eine griffbereit. Gemeinsam legten sie die zwei Planen über das geöffnete Dach, dichteten notdürftig ab und retteten, was zu retten war. „Wir hatten sogar einen Wassersauger. So konnten wir das Wasser absaugen, bevor es tiefer ins Haus einsickert.“
Dass das alte Gemäuer gut mit Feuchtigkeit umgehen kann, zeigt sich nun als echter Vorteil: „Der Lehm in den Wänden zieht die Feuchtigkeit auf und gibt sie langsam wieder ab. Schimmel ist bei so was kein Thema“, sagt Hansen. Trotzdem soll in den nächsten Tagen ein Gutachter kommen, um die Schäden genau zu erfassen. Die Vorarbeiten sind getan, das Loch im Dach ist wieder dicht.