Die Peiner Kreisverwaltung hat auf die Grundwasser-Messwerte des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz reagiert und am Montag auch die Beregnung in der Landwirtschaft eingeschränkt. Seit Dienstag, 22. Juli, dürfen Landwirte an Tagen mit über 24 Grad zwischen 12 und 18 Uhr ihre Felder nicht mehr bewässern.
„Entspannt ist man nicht. Aber wir können auch froh sein, dass die Allgemeinverfügung erst zu diesem Zeitpunkt kam. Viele Kulturen sind durch mit der Bewässerung. Aber die Zuckerrübe und der Mais brauchen noch Wasser“, erläutert Wohlenberg. Und die Einschränkung habe durchaus Folgen für seine Berufsgruppe. „Es bringt in der Ausführung praktische Probleme mit sich.“
Der Landvolk-Vize verweist zum Beispiel darauf, dass sich mitunter mehrere Landwirte einen Brunnen zur Bewässerung teilen. Wenn künftig 25 Prozent Beregnungszeit pro Tag fehlen, müssten die Landwirte auch nachts noch einmal raus, um Beregnungsanlagen um- oder anzustellen. Es könnten Zuschläge für Nachtarbeiten bei Angestellten fällig sein, damit jeder gerecht den Brunnen nutzen kann. Die Folgen: Mehr Aufwand, mehr Kosten.
Doch nicht nur das bereitet Wohlenberg Sorgen. Er hält die Temperatur-Grenze von 24 Grad für zu gering. Die Region Hannover erlaubt das Bewässern erst ab 27 Grad nicht mehr. „Drei Grad sind für die Landwirtschaft schon ein ganz schöner Unterschied“, stellt auch Landwirt Jürgen Hacke fest. Der Wehnser hat seinen Betrieb und seine Felder im Peiner Nordkreis mit seinen trockenen, sandigen Böden. Hacke betont, dass ein Landwirt in der Mittagszeit ohnehin nur beregnen würde, wenn er es zwingend muss. Bewässert werde vor allem nachts und am späten Vormittag, damit möglichst wenig Wasser verdunstet und es da ankommt, wo es die Pflanzen brauchen – im Boden. „Tagsüber ist es zudem oft zu windig“, merkt Hacke an.
Es ist ein wenig paradox: Das zeitlich beschränkte Beregnungsverbot wurde erlassen, als die Landwirte ohnehin vor allem mal auf ein paar trockene Tage für trockenes Getreide hoffen. Sie wollen die Mähdrescher fahren lassen und das Sommergetreide ernten. Doch wegen der jüngsten Regentage ist das Getreide noch zu feucht.
„Die Nervenkostüme einiger Kollegen sind schon angespannt. Wir haben sowieso schon schlechte Getreidepreise. Wenn der Weizen jetzt auch noch nur zum Futterweizen wird, dann ist das gar nicht mehr lustig“, merkt Christian Wohlenberg an.
Das zuletzt feuchtwarme Wetter hat auch der Braugerste zugesetzt. Pilze auf den Körnern seien entdeckt worden, erläutert Jürgen Hacke. Für die Verarbeitung sei das zwar kein gesundheitliches Problem, doch es könnte dazu führen, dass zum Beispiel ein Bier beim Öffnen mal überschäumt. Gushing nennen die Experten dieses Phänomen. Auf den Grundwasser-Stress im Landkreis Peine haben viele Landwirte bereits reagiert. Unter anderem mit moderneren Beregnungsanlagen, die das Wasser zielgenauer und effizienter auftragen können. Mit dem Rain-Dancer-System etwa kann ein Feld per GPS-Daten auf den Zentimeter genau bewässert werden, es kommt nichts mehr da hin, wo es nicht hinkommen soll, der Wasserdruck kann angepasst werden.
Auch die Düsenwagen-Beregnung kann Wasser sparen. „Aber das sind Investitionen, die man nicht eben mal aus dem Ärmel schüttelt“, merkt der Wehnser Jürgen Hacke an. Die Düsenwagen-Technik sei zudem sehr arbeitsintensiv. „Durch den Auf- und Abbau des Spritzgestänges ist viel Handarbeit gefragt.“
Auch bei der Wahl der Anbaufrucht passen sich die Landwirte an. Wintergerste ist zum Beispiel ein Gewinner, weil sie besser mit Frühjahrstrockenheit zurechtkommt. Damit hatten die Landwirte in diesem Jahr besonders zu kämpfen. Die Beregnungskanonen oder Düsenwagen laufen derzeit nur vereinzelt, im Mai war das anders. „Da haben die Anlagen Tag und Nacht nicht stillgestanden“, erinnert sich Hacke. Für die Kartoffeln und die Zuckerrüben sei die Beregnung überlebenswichtig gewesen. Einige Landwirte hätten in dieser Zeit schon große Mengen ihrer Beregnungskapazitäten verbraucht.
Je nach Lage ist auf den Böden im Landkreis Peine die Bewässerung auf jährlich rund 70 bis 100 Liter pro Quadratmeter begrenzt.
Einige Landwirte hätten daher den Roggen schon nicht mehr beregnet, um das kostbare Wasser für ertragsreichere Früchte wie Zuckerrüben und Kartoffeln zu nutzen.