„Damit diese Art der Bewässerung vonstattengehen kann, müssen die Landwirte zunächst dem Abwasserverband Braunschweig angehören“, erklärt Verbandssprecherin Ludmilla Martens. Dann dürfte das aufbereitete Abwasser nur für die Beregnung sogenannter Energiepflanzen wie Mais, Zuckerrüben und Stärkekartoffeln verwendet werden - also die, aus denen in Biogasanlagen Energie gewonnen wird. Das sei gesetzlich vorgeschrieben. „Auf Erdbeerfeldern beispielsweise wird also generell kein aufbereitetes Abwasser benutzt“, sagt Martens. Das Prinzip laute, vereinfacht gesagt, vielmehr so: „Haushalte liefern Abwasser und bekommen dafür Energie.“ Im Kreis Peine würde nach dem sogenannten Braunschweiger Modell eine Gesamtfläche von etwa elf Quadratkilometern beregnet, was ungefähr 1.540 Fußballfeldern entspricht. Die Ackerflächen liegen laut Martens in den Gemarkungen Harvesse, Neubrück, Rietze und Wipshausen und somit allesamt nahe der Bundesstraße 214. Das Modell des Abwasserverbands Braunschweig hat allerdings seine Grenzen in Sachen Kapazität: „Für den ganzen Landkreis Peine würde die Menge an Abwasser gar nicht ausreichen, was die Beregnung betrifft“, betont die Sprecherin. Zumal das aufbereitete Abwasser auch noch für andere Zwecke verwendet werde.
Zwar hat es in der Region zuletzt immer wieder Regenfälle gegeben, doch vorausgegangen sind diesen nicht nur viele trockene Tage in diesem Sommer und Frühjahr, sondern auch Dürreperioden über die letzten Jahre hinweg. Die Folge: niedrige Grundwasserpegel, geringe Wasserführung in umliegenden Gewässern und ein zunehmend gestresstes Ökosystem.
Die Verwaltungen – so auch im Kreis Peine – reagierten mit Allgemeinverfügungen, die den Wasserverbrauch einschränkt. Diese gilt nicht nur für private und öffentliche, sondern auch für land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen. Zwischen 12 und 18 Uhr ist die Entnahme von Wasser aus Brunnen und Oberflächengewässern verboten, wenn die Lufttemperatur 24 Grad oder mehr beträgt.
Besonders in dieser Lage zeige sich, wie erfolgreich das Braunschweiger Modell schon seit Jahren ist, sagt Martens. Mit diesem könnte eine Beregnung rund um die Uhr stattfinden. Verwendet werde dafür gereinigtes Abwasser aus der Kläranlage Steinhof zwischen Wendeburg und Braunschweig. In enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer und regionalen Betrieben versorge der Abwasserverband aktuell mehr als 26 Quadratkilometer Ackerfläche mit dem sogenannten Klarwasser. An einem durchschnittlichen Sommertag werde nahezu die gesamte Menge des in der Kläranlage Steinhof ankommenden Abwassers nach mehrstufiger Reinigung zur Beregnung eingesetzt. „Damit können täglich rund fünf Prozent des Ackerlandes im Verbandsgebiet bewässert werden, was angesichts der begrenzten Wasserressourcen einen wichtigen Beitrag zur Ertragssicherung leistet“, erklärt sie. Spezielle Pumpen und Regenmaschinen würden das aufbereitete Wasser auf den Feldern ausbringen.