Kreis Peine: Besondere Beregnung
der Felder mit Abwasser
Zusammenarbeit von Landwirten und Abwasserverband Braunschweig Bewässerung nur für Pflanzen zur Energieerzeugung

Ein Feld mit Stärkekartoffeln wird mit Abwasser beregnet.Foto: Abwasserverband Braunschweig
Kreis Peine. Erst war es zu trocken, dann zu nass: Der Sommer macht den Landwirten auch im Kreis Peine zu schaffen. Bis 30. September gilt eine vom Landkreis erlassene Allgemeinverfügung, die die Feldberegnung einschränkt. Inmitten dieser angespannten Lage setzt der Abwasserverband Braunschweig mit Sitz in Wendeburg auf ein besonderes Modell: die Beregnung der Felder mit aufbereitetem Abwasser. Doch das darf längst nicht auf jedem Acker landen. Denn zum Verzehr gedachte Pflanzen dürfen nicht auf diese Weise bewässert werden.

„Damit diese Art der Bewässerung vonstattengehen kann, müssen die Landwirte zunächst dem Abwasserverband Braunschweig angehören“, erklärt Verbandssprecherin Ludmilla Martens. Dann dürfte das aufbereitete Abwasser nur für die Beregnung sogenannter Energiepflanzen wie Mais, Zuckerrüben und Stärkekartoffeln verwendet werden - also die, aus denen in Biogasanlagen Energie gewonnen wird. Das sei gesetzlich vorgeschrieben. „Auf Erdbeerfeldern beispielsweise wird also generell kein aufbereitetes Abwasser benutzt“, sagt Martens. Das Prinzip laute, vereinfacht gesagt, vielmehr so: „Haushalte liefern Abwasser und bekommen dafür Energie.“ Im Kreis Peine würde nach dem sogenannten Braunschweiger Modell eine Gesamtfläche von etwa elf Quadratkilometern beregnet, was ungefähr 1.540 Fußballfeldern entspricht. Die Ackerflächen liegen laut Martens in den Gemarkungen Harvesse, Neubrück, Rietze und Wipshausen und somit allesamt nahe der Bundesstraße 214. Das Modell des Abwasserverbands Braunschweig hat allerdings ­seine Grenzen in Sachen Kapa­zität: „Für den ganzen Landkreis Peine würde die Menge an Abwasser gar nicht ausreichen, was die Beregnung betrifft“, betont die Sprecherin. Zumal das auf­bereitete Abwasser auch noch für andere Zwecke verwendet werde.

Zwar hat es in der Region zuletzt immer wieder Regenfälle gegeben, doch vorausgegangen sind diesen nicht nur viele trockene Tage in diesem Sommer und Frühjahr, sondern auch Dürreperioden über die letzten Jahre hinweg. Die Folge: niedrige Grundwasserpegel, geringe Wasserführung in umliegenden Gewässern und ein zunehmend gestresstes Ökosystem.

Die Verwaltungen – so auch im Kreis Peine – reagierten mit Allgemeinverfügungen, die den Wasserverbrauch einschränkt. Diese gilt nicht nur für private und öffentliche, sondern auch für land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen. Zwischen 12 und 18 Uhr ist die Entnahme von Wasser aus Brunnen und Oberflächengewässern verboten, wenn die Lufttemperatur 24 Grad oder mehr beträgt.

Besonders in dieser Lage zeige sich, wie erfolgreich das Braunschweiger Modell schon seit Jahren ist, sagt Martens. Mit diesem könnte eine Beregnung rund um die Uhr stattfinden. Verwendet werde dafür gereinigtes Abwasser aus der Kläranlage Steinhof zwischen Wendeburg und ­Braun­schweig. In enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer und regionalen Betrieben versorge der Abwasserverband aktuell mehr als 26 Quadratkilometer Ackerfläche mit dem sogenannten Klarwasser. An einem durchschnittlichen Sommertag werde nahezu die gesamte Menge des in der Kläranlage Steinhof ankommenden Abwassers nach mehrstufiger Reinigung zur Beregnung eingesetzt. „Damit können täglich rund fünf Prozent des Ackerlandes im Verbandsgebiet bewässert werden, was angesichts der begrenzten Wasserressourcen einen wichtigen Beitrag zur Ertrags­sicherung leistet“, erklärt sie. Spezielle Pumpen und Regenmaschinen würden das aufbereitete Wasser auf den Feldern ausbringen.

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