Inzwischen hat der Bültener das Schlimmste überstanden. Dabei stand sein Leben mehrfach auf Messers Schneide. Hinterwandinfarkt, Lungenentzündung, Bronchitis, Pilzinfektion der Lunge und eine Sepsis. „Es war ein Keim ins Bein gelangt. Die Ärzte haben versucht, das betroffene Gewebe zu entfernen”, schildert sie. Doch es half nicht - schließlich wurde die Entscheidung getroffen, das rechte Bein zu amputieren, um das Leben des Familienvaters zu retten.
„Das war eine harte Zeit für uns“, blickt Anja Henke zurück. Immer an seiner Seite war auch seine Nichte Leonie, was ihrem Mann sehr viel bedeute. „Sie war auch bei dem Unfall dabei und hat ihn besucht, als er im Koma lag“, erzählt die Bültenerin. Die Ungewissheit, ob ihr Mann überleben würde, habe die Familie zum Verzweifeln gebracht. „Wenn wir nicht so gute Freunde gehabt hätten, weiß ich nicht, was wir gemacht hätten.“ Sie und ihr Sohn Tobias (22) haben sich therapeutische Hilfe geholt, um die schwere Zeit zu verarbeiten. Auch ihr Mann werde psychologisch betreut.
Langsam geht es für die Familie aufwärts. Noch muss der Stumpf verheilen und der 52-Jährige lernen, mit der Prothese zu laufen. Fast das Wichtigste aber ist: „Mein Mann bleibt in der Feuerwehr, auch wenn er keine Einsätze mehr fahren kann“, betont Anja Henke. Denn die Feuerwehr sei sein Leben. So ist der 52-Jährige nicht nur bei der Bültener Wehr aktiv gewesen, sondern hat dort auch das Amt des Ortsbrandmeister bekleidet.
Als ihr Mann den Herzinfarkt erlitt, war Anja Henke selbst gerade auf der Arbeit. „Es war gut, dass ich das nicht miterlebt habe“, sagt sie heute. Auch ihrem Sohn, der den Vater noch zur Veranstaltung begleitet und eine Weile vor Ort geholfen habe, sei erspart geblieben, zu sehen, wie dieser plötzlich umfiel und nicht wieder aufstand.
Drei Stents wurden dem 52-Jährigen eingesetzt, er lag zunächst im Koma. Als er daraus erwachte, war zunächst nicht klar, ob Hirnschäden zurückbleiben würden. Doch bald konnten die Ärzte Entwarnung geben. „Mein Mann ist ein Kämpfer“, sagt Anja Henke. „Das habe ich allen gesagt.“ Vier mal die Woche besucht sie ihn - neben der Arbeit. Positiv zu denken, das sei für sie beide momentan sehr wichtig.
Und noch etwas bewegt die beiden sehr: Ihr Mann sei den Ersthelfern vor Ort sehr dankbar, erzählt sie. „Und er freut sich, dass sich die Feuerwehr Vöhrum um öffentliche Defibrillatoren kümmert.“ Das Paar will der Feuerwehr auch noch persönlich eine Spende dafür überreichen. „Und wir möchten uns auch ganz herzlich bei der Feuerwehr Vöhrum bedanken, wie sie sich um die Bültener Kameraden und uns Angehörige gekümmert hat”, betont Anja Henke.
Irgendwann will der 52-Jährige auch an den Ort zurückkehren, an dem alles passierte. An den Ort, an dem sich von einem Augenblick auf den anderen alles für ihn veränderte. Dorthin, wo sein altes Leben endete und ein neues begann.