Radfahrer, E-Scooter und E-Bikes
verunsichern Fußgänger in Peine
Helmut Horneffer ärgert sich zum Beispiel über rücksichtslose E-Roller-Fahrer, die ihn
fast umgefahren hätten – „Fußgängerzone wird abends zur Rennstrecke“

Helmut Horneffer ärgert sich über E-Scooterfahrer in der Peiner Fußgängerzone. Die Nutzung von E-Rollern ist dort verboten.Fotos: Ralf Büchler
Peine. „Richtig gefährlich, völlig hemmungslos, respektlos“: Das sind die Worte, die Helmut Horneffer benutzt, wenn er beschreibt, wie er beinahe mit E-Scooter-Fahrern in der Peiner Fußgängerzone zusammengestoßen ist und wie diese sich ihm gegenüber verhielten. „Es ist mir nicht nur einmal passiert, sondern mehrmals wäre ich beinahe umgefahren worden“, sagt der 67-Jährige.

Wenn er sich abends auf den Weg zu einem gemütlichen Umtrunk im Peiner Härke-Ausschank macht, dann verwandelt sich die sonst eher beschauliche Peiner Fußgängerzone offenbar in eine Rennstrecke. Das ärgert viele Bürger.

„Tagsüber ist das Befahren der Fußgängerzone für Fahrradfahrer, E-Bikes und E-Scooter gar nicht erlaubt“, erklärt Horneffer. Ab 19 Uhr bis 9 Uhr am Folgetag dürften Fahrräder jedoch in Schritttempo dort fahren. „Diese Regelung wurde 2023 in Einvernehmen mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ADFC getroffen“, weiß er.

Doch von Schritttempo und Rücksichtnahme auf Fußgänger kann offenbar keine Rede sein. Zudem gilt die Ausnahme auch nicht für E-Scooter und E-Bikes. Diese dürfen in der Fußgängerzone weiterhin gar nicht fahren. „Ich beobachte, wie der Wahnsinn Form angenommen hat. Jeder und jede, mit dem oder der ich spreche, bestätigt mir das. Es muss etwas passieren“, fordert der Peiner. Auch Autos führen abends durch die Fußgängerzone, ebenso Mopeds. Und E-Bike-Fahrer würden sogar Rallyes veranstalten.

„Sehr beliebt ist dabei die Durchfahrt zum Edeka, aber auch der kleine Durchgang gegenüber von Tchibo und die Brücke am Bahnhof“, schildert Horneffer. Was ihn besonders ärgert, ist, dass ihm bei seinen Bitten an die Raser, doch vorsichtiger zu fahren, nur Hohn und Spott entgegenschlug.

„Eine Frau aus der Breiten Straße ist weggezogen wegen des Verkehrslärms durch die Mopeds, und auch wegen der Gefahr für die Kinder.“ Viele, vor allem Ältere, hätten resigniert, sich darüber zu beschweren. „Sie bleiben stattdessen lieber zu Hause“, so der 67-Jährige.

Er selbst hat die Einweihung der Fußgängerzone 1971 miterlebt. Schon damals war es verboten, mit dem Fahrrad hindurchzufahren. „Ich hätte mich das auch nie getraut und bin immer abgestiegen“, sagt er. Zu viel Respekt habe er vor dem Wachtmeister gehabt. „Da gab es eine Standpauke, und dann wurde das Fahrrad konfisziert.“

Die Peiner Stadtverwaltung weiß um die Beschwerden über E-Scooter, E-Bikes und Fahrräder. „Häufig werden diese direkt an die Mitarbeitenden der Stadtwache gerichtet“, sagt die Pressesprecherin Nina Böker.

Diese Problematik will die Verwaltung auch in die Bewertung der seit rund zwei Jahren laufenden Versuchsphase einfließen lassen. „Dabei werden auch die Zeiten, in denen Fahrradfahrer die Fußgängerzone zurzeit probeweise nutzen dürfen, berücksichtigt“, so Böker. Die Auswertung der Erfahrungen werde dann Eingang in einen Vorschlag für die politischen Gremien finden.

Die Peiner Fußgängerzone darf nur von 19 bis 9 Uhr von Fahrrädern befahren werden. Pedelecs dürfen ausschließlich ohne Zuhilfenahme der elektrischen Unterstützung genutzt werden. E-Scooter sind in der Fußgängerzone insgesamt verboten.

Lieferanten dürfen die Fußgängerzone zu bestimmten Zeiten befahren. Montags bis freitags von 6 bis 11 Uhr sowie von 18.30 bis 21.30 Uhr ist dies erlaubt, außerdem am Samstag von 6 bis 10 Uhr.

Die Mitarbeitenden der Stadtwache kontrollieren regelmäßig im Zuge der Streifentätigkeit die Einhaltung der Regelung. Angehaltene Personen werden ermahnt oder verwarnt. Wer auf einem E-Scooter in der Fußgängerzone erwischt wird, muss 15 Euro zahlen, für Fahrrad- und E-Bike-Fahrer werden bei unerlaubtem Befahren 25 Euro fällig.

■ Was sagen Sie zu E-Scooter-Fahrern und Radlern in der Fußgängerzone? Schreiben Sie einen Leserbrief an redaktion@paz-online.de.

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