Viele berührende Schicksale: Kittenalarm im Tierheim Peine
Hinter jeder Samtpfote steckt eine Geschichte, die man manchmal kaum glauben mag

Luisa Ahlenfelder vom Tierheim Peine in der Kittenstube. Im Arm hält sie Andromeda mit dem „Knickohr“.Foto: Ralf Büchler
Peine. Im Tierheim Peine prägen derzeit so viele Katzen und niedliche Kitten den Alltag der Mitarbeitenden wie lange nicht. „Wir haben in diesem Jahr sehr viele verwilderte Hauskatzen bekommen“, berichtet Jana Wipper vom Tierheim Peine. Meist werden diese Katzen von Anwohnern gefüttert. „Wenn sie dann tragend sind oder schon Junge haben, rufen die Leute an.“

Leider ist es dann oft schon zu spät. Für Muttertiere und ihren Nachwuchs ist schon das Einfangen und der Besuch beim Tierarzt mit enormem Stress verbunden. „Wir hatten Katzen, die mitten in der Tragzeit zu bluten anfingen und ihre Kitten verloren“, erzählt Wipper.

Wird eine Katze mitsamt Kitten abgegeben, kümmert man sich im Tierheim zunächst um die medizinische Versorgung: Kastration der Mutter, Untersuchung beim Tierarzt, Quarantäne, Impfungen und ein Chip für die Kitten, sobald sie alt genug sind. Ziel ist immer, die Jungtiere möglichst gut zu sozialisieren und sie dann zu vermitteln. „Wenn die Kitten schon zehn bis zwölf Wochen alt sind, ist es schwieriger, sie an Menschen zu gewöhnen. Deshalb ist es gut, wenn sie noch nicht so alt sind“, erklärt Wipper. Mit Kuscheln und Geduld lasse sich aber viel erreichen.

In diesem Sommer wurde einmal sogar ein Karton mit kleinen Katzen über den Zaun des Tierheims an der Fritz-Stegen-Allee geworfen. Seitdem gab es zum Glück keine weiteren solcher Fälle mehr. Die Flut an Katzen kommt aber. Auf anderen Wegen.

Aktuell ist die „Kittenstube“ voll. Dank Social Media findet das Tierheim jedoch zunehmend schnell passende Plätze. Menschen aus Peine, Braunschweig, Hildesheim oder Salzgitter melden sich, nachdem sie die kurzen Videos über die Tiere im Internet gesehen haben. Viele Kitten konnten so schon zu zweit vermittelt werden. Das ist artgerechter und verhindert Langeweile bei den Kleinen. Ist im Haushalt schon eine Katze vorhanden, vermittelt das Team auch gerne einzeln. Alle Tiere sind entfloht, entwurmt, geimpft und gechippt, bevor sie ausziehen.

Neben den vielen Katzenfamilien gibt es auch Einzelschicksale, die bewegen. Frederik ist ein 13 Jahre alter Freigänger, dessen Besitzerin in ihr Heimatland zurückkehrte und ihn einfach zurückließ. „Für ältere Katzen wie ihn ist es besonders schwer, noch einmal ein Zuhause zu finden, dabei sind sie meist ruhiger und dankbarer als Jungtiere“, sagt Wipper.

Andromeda, eine schwarz-weiße Katze im mittleren Alter, wirkt zunächst zerzaust, hat ein Knickohr und sucht Menschen mit Geduld und einem ruhigen Zuhause.

Und dann ist da Abel: ein rot-weißer Kater, zweieinhalb Jahre alt, der als Fundtier kam. Erst dachte man an einen Hüftbruch, nun vermuten die Tierärzte einen Bandscheibenvorfall. Abel lernt gerade wieder zu laufen, springt noch nicht, wird aber von Tag zu Tag kräftiger. Er war gechippt, doch seine früheren Besitzer wollen nichts mehr von ihm wissen. Für Abel sucht das Tierheim demnächst eine Pflegestelle zur späteren Übernahme. „Abel ist ein ganz toller Kater. Man kann keine Wunderheilung erwarten, aber die Fortschritte sind schon enorm“, sagt Wipper.

Die Arbeit des Tierheims ist längst mehr als Futter und Käfige. Es ist Sozialarbeit für Tiere, manchmal auch für Menschen. Mit Geduld, Training und Beratung können auch schwierige Tiere vermittelt werden. Das Tierheim Peine ist aber vor allem auf Unterstützung angewiesen. Ob als Adoptanten, Pflegestelle, Spender oder Gassigeher für Hunde. Jede Hilfe zählt. Neben Katzen und Kitten brauchen auch ältere Tiere wie Frederik, Andromeda oder der gehandicapte Abel eine zweite Chance.

Wer ein Herz für Tiere hat, kann sich unter (05171) 52 25 58 beim Tierheim an der Fritz-Stegen-Allee melden und einen Besuchstermin vereinbaren.

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