Bahnhof: Ausbau und Erneuerung der Videoüberwachung geplant
Peiner Polizei verzeichnete dort im vergangenen Jahr 251 Straftaten – Es soll mehr Sicherheit geben

Polizei und Ordnungsamt sind für die Sicherheit am Peiner Bahnhof zuständig.Foto: Frank Vollmer
Peine. Die Sicherheitsdebatte an Bahnhöfen hat durch die in Friedland getötete Liana K. (16) weiter Fahrt aufgenommen. Dabei dauern die Ermittlungen noch an. Die Staatsanwaltschaft Göttingen hält Muhammad A. für dringend tatverdächtig, den Tod der 16-Jährigen verursacht zu haben. A. soll die Jugendliche am 11. August dieses Jahres gegen einen durchfahrenden Güterzug im Bahnhof Friedland gestoßen haben - K. starb.

In den Fokus rückt dabei unter anderem der Ausbau der Überwachungstechnik an Bahnhöfen. Was wird an Bahnsteigen im Landkreis Peine für die Sicherheit getan und wie viele Straftaten ereignen sich dort?

Drei junge Männer im Alter von 18 und 19 Jahren haben am Peiner Bahnhof Ende August vergangenen Jahres auf einen 18-Jährigen eingeprügelt. Es ist eine von rund 251 Straftaten, die die Polizeistatistik für die Inspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel im Jahr 2024 im Bereich des Peiner Bahnhofs verzeichnet hat. Körperverletzungen machen darunter aber einen geringen Anteil aus. Die meisten Fälle betreffen sogenannte Beförderungserschleichungen, Betrugsdelikte und Diebstähle. „Wir hatten zum Beispiel 84 Fälle von Schwarzfahren“, sagt Polizeisprecher Matthias Pintak. Bei den Betrugsdelikten wurden 48 Fälle gezählt. „Darunter fällt zum Beispiel ein nicht bezahltes Taxi“, so Pintak. Rund 24 Mal wurden im vergangenen Jahr Fahrräder am Bahnhof gestohlen.

Gefährliche Körperverletzungen gab es 2024 am Peiner Bahnhof zwölf Mal, sechs Mal wurden Menschen bedroht und zwei Mal beleidigt. Drei Mal gab es gefährliche Eingriffe in den Bahnverkehr. „Darunter fällt zum Beispiel, wenn Personen über die Gleise laufen“, erläutert Pintak. Für dieses Jahr ließe sich eine positive Tendenz erkennen, nach der es offenbar weniger Straftaten als im vergangenen Jahr geben könnte.

Diesen Trend scheinen auch die Zahlen der Bundespolizei, in deren Zuständigkeit die öffentliche Sicherheit und Ordnung auf den Bahnanlagen fällt, zu bestätigen. Ihren Angaben zufolge ist die Anzahl der von ihr erfassten Straftaten im Zeitraum Januar 2025 bis einschließlich Juli 2025 insgesamt sehr gering.

Am Bahnhof Broistedt wurden im genannten Zeitraum keine Straftaten erfasst. Am Bahnhof Vechelde gab es eine Sachbeschädigung, einen Betrug und eine gefährliche Körperverletzung. Und am Bahnhof Vöhrum gab es zwei Sachbeschädigungen sowie am Bahnhof in Peine ebenfalls eine Sachbeschädigung und ein Erschleichen von Leistungen, teilt Britta Seil, Sprecherin der Bundespolizei Hannover, auf Anfrage mit.

Straftäter abschrecken und gleichzeitig bei der Strafverfolgung helfen, soll die Videoüberwachung am Peiner Bahnhof, der sich seit 1996 im Eigentum der Stadt befindet. Sowohl auf dem Außengelände als auch im Gebäude sind Kameras installiert. Da die Technik jedoch bereits in die Jahre gekommen ist, soll sie erneuert und zusätzlich in Teilen erweitert werden.

Auf dem Gelände des Nahverkehrsterminals übernimmt zu den normalen Dienstzeiten ein Hausmeister die Wahrung der Ordnungsfunktion. Außerdem ist im Rahmen der Sicherheitspartnerschaft zwischen Polizei, Landkreis und Stadt Peine auch die Stadtwache im Bahnhofsgebäude ansässig. „Mitarbeitende des städtischen Ordnungsaußendienstes sowie der Polizei sind also häufig direkt vor Ort und sorgen zusätzlich für Sicherheit“, sagt die stellvertretende Sprecherin der Peiner Stadtverwaltung, Nina Böker. Außerhalb der regulären Dienstzeiten habe die Stadt darüber hinaus ein Sicherheitsunternehmen beauftragt, die Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten. So fänden auch nachts Kontrollgänge auf dem Gelände statt.

Und auch an Bahnsteigen, Treppenanlagen und der Unterführung des Peiner Bahnhofes sei das Thema Sicherheit mitgedacht worden: Sie „sind gut einsehbar und gut ausgeleuchtet“, so die Stadtverwaltungs-Sprecherin. Auch Wartezonen und Geländer seien transparent und trügen zu guten Sicht- und Überwachungsverhältnissen bei.

Das Thema Videoüberwachung hat auch die Deutsche Bahn (DB) oben auf der Agenda. Sie will die Zusammenarbeit mit Bund, Ländern, Aufgabenträgern und Kommunen dabei intensivieren, so eine Bahnsprecherin.

Aktuell betreibt die DB etwa 11.000 Kameras an rund 600 Standorten, das sind rund 3.000 Kameras mehr als vor dem Programmstart in 2020. DB und Bundespolizei definieren dabei gemeinsam, wo Videotechnik eingesetzt wird. „Entscheidend für die Auswahl eines Standorts sind neben der Empfehlung der Sicherheitsbehörden unter anderem auch die Reisendenzahl, aber ebenso das Bahnhofsumfeld – zum Beispiel, ob dort viele Großveranstaltungen stattfinden", erklärt die Sprecherin.

Für die DB diene Videotechnik in erster Linie der Beobachtung und Überwachung betrieblicher Abläufe und zur Hausrechtswahrung, Kameras befänden sich an sämtlichen Ein- und Ausgängen zum Bahnhof, in Empfangshallen, Zu- und Abgängen zu Bahnsteigen, Personenunter- und Überführungen. Zugriff auf die aufgezeichneten Videobilder aus Bahnhöfen habe ausschließlich die Bundespolizei.

Die DB hat deutschlandweit Standards zum Schutz von Kunden und Mitarbeitern definiert. „Doch die entscheidenden Regelungsmöglichkeiten haben die Besteller der Regionalverkehre, also Länder und Aufgabenträger. Im vom Wettbewerb geprägten Markt des Regionalverkehrs werden von den Bahnunternehmen genau die Leistungen erbracht, die die Verkehrsverbünde in ihren Ausschreibungen fordern“, so die Bahnsprecherin.

Sicherheit müsse nach Auffassung der DB hier ein fester Bestandteil werden. „Konkrete Anforderungen an Präsenz und Ausbildung von Sicherheitspersonal in Verkehrsverträgen können also schon ein Plus an Sicherheit für Kundinnen und Kunden und Mitarbeitende bringen“, heißt es weiter.

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