Dass es bei „Cannafriends” gar nicht um den THC-Konsum geht, wäre allerdings falsch. Denn viele Stände bieten das an, was für den 2024 legalisierten Eigenanbau von Cannabis erforderlich ist. Erlaubt ist das nicht in großen Mengen: Volljährige Privatpersonen dürfen für den Eigenbedarf bis zu drei weibliche Cannabispflanzen daheim anbauen. Neben den Samen gibt es dafür auf der Messe zum Beispiel auch den passenden Dünger.
Das Angebot reicht jedoch bedeutend weiter. Ob Fachliteratur, Kleidung oder Lebensmittel, alles ist vertreten. Kommt man mit den Verkäuferinnen und Verkäufern ins Gespräch, erfährt man dabei einiges, was man bis dahin vielleicht noch gar nicht wusste.
Viele Stände haben Produkte im Sortiment, die Cannabidiol (CBD) enthalten. Dieses hat keine berauschende Wirkung, es wird vor allem im medizinischen Bereich verwendet. „Die Hanfpflanze hat viele Heilkräfte, richtig eingesetzt hilft sie gegen die unterschiedlichsten Krankheiten“, sagt Leon Tsilopanos von dem international tätigen Unternehmen Canna.
Aber auch der Wirkstoff THC werde zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Ein optimaler THC-Gehalt liege in dem Fall im Schnitt bei rund 20 Prozent. „Bei Schmerzpatienten liegt er höher, zur Behandlung von Appetitlosigkeit beispielsweise deutlich niedriger“, erklärt Tsilopanos. Übrigens: Nicht nur für Menschen gibt es Heilmittel auf Hanfbasis, sondern auch für Haustiere.
CBD kann unter anderem in Cremes und Ölen enthalten sein. Diese Produkte gibt es am Stand der Magdeburger Firma Biosca. „Die CBD-Feuchtigkeitscreme beispielsweise hilft ganz hervorragend bei trockener Haut“, sagt Inhaber Michael Nitz. Entsprechende Salben kämen zur Behandlung von Muskel-, Gelenk- und Nervenschmerzen zum Einsatz. Bei den Ölen liege der CBD-Gehalt zwischen fünf und 30 Prozent. Die mit niedrigem Gehalt würden zum Beispiel gegen Schlaflosigkeit verwendet, Öle mit hohem Gehalt bei schweren Erkrankungen wie Krebs.
Doch gibt es CBD nicht nur in Produkten zur äußeren Anwendung. Genussmitteln wird der Wirkstoff manchmal ebenfalls beigemischt. Zum Beispiel dem Honig, den es auf der Messe am Stand des niederländischen Anbieters Mysterybees gibt. Wie bei vielen anderen Imkern komme der Honig selbst von unterschiedlichen Bienenvölkern, die ganz unterschiedliche Pflanzen anfliegen, erklärt Mitarbeiter Dawid Rybaezyk. Dem Honig werden am Ende CBD-Produkte wie entsprechende Öle oder Kristalle beigemengt. Das sorge nicht nur für einen ganz eigenen Beigeschmack, sondern soll auch noch entspannend und schmerzlindernd wirken, sagt Rybaezyk.
Cannabis hat einen unverwechselbaren Geruch und Geschmack. Dieser kommt von den Terpenen, erklärt Niklas Lamp aus Hamburg, der zusammen mit seinen Kollegen auf der Messe unter anderem handgefertigte Holzpfeifen, Rolltabletts und Glasfilter verkauft. Bei Terpenen handelt es sich um aromatische Verbindungen in den Pflanzen, gebildet werden sie in den Trichomen, also den haarähnlichen Strukturen auf den Oberflächen. Terpene sind zudem aktive Wirkstoffe, welche die Wirkung anderer Cannabinoide wie THC modulieren und verstärken können. Der Pflanze selbst dienen Terpene als Schutz vor Schädlingen und Umwelteinflüssen.
Zurück am Stand von Canna: Dorthin können Besucherinnen und Besucher ihre selbst angebauten Hanfpflanzen bringen, um den THC- oder CBD-Gehalt testen zu lassen. „Daran erkennt man, ob man richtig angebaut hat“, erklärt Leon Tsilopanos. Auch die richtige Düngung und Trocknung der Pflanzen spiele eine entscheidende Rolle.
Ist eine Hanfsorte für den „Freizeitgebrauch“, also für eine berauschende Wirkung, gedacht, ist ein THC-Gehalt von 15 bis 25 Prozent üblich. Im medizinischen oder therapeutischen Bereich hingegen sollte der THC-Gehalt zwischen fünf und 15 Prozent liegen. Wer hingegen privaten CBD-Anbau betreibt, sollte in den Pflanzen einen CBD-Gehalt von etwa zehn bis 15 Prozent haben. Wenn dabei keine psychoaktive Wirkung gewünscht ist, ist es am besten, den THC-Gehalt gleichzeitig unter einem Prozent zu halten.
Bei der dritten „Canna-friends“-Messe präsentieren sich die Aussteller noch am Samstag und Sonntag, 27. und 28. September, von 11 bis 19 Uhr in der Gebläsehalle. Der Eintritt ist ab 18 Jahren. Außerdem gibt es ein Rahmenprogramm mit Fachvorträgen, Workshops und Beratung. Abends steht zwischen 19 und 22 Uhr Live-Musik und Lounge-Flair auf dem Programm. Weitere Informationen gibt es unter www.canna-friends.de.