Die Resonanz war üppig. Nach zwei Tagen hatten schon rund 150 Bürgerinnen und Bürger virtuell unterschrieben, inzwischen sind es rund 200. „Ich habe viele positive Nachrichten bekommen“, sagt Nina Bruland. Kontakt mit der Stadt Peine oder dem Stederdorfer Ortsbürgermeister hatte sie im Vorfeld nicht aufgenommen. „Mir war wichtig, dass ich dann auch etwas in der Hand habe“, begründet die Mutter.
7.45 Uhr vor der Stederdorfer Grundschule. Mehrere „Elterntaxis“ fahren durch die Konsumstraße und halten, Autotüren klappen auf, kleine Kinder huschen zur Grundschule. „Am ersten Elternabend vor dem Schulstart war extra ein Polizist dabei, der daran appelliert hatte, die Kinder nicht mit dem Auto direkt bis vor die Grundschule zu fahren. Aber es hat sich leider nichts geändert. Es ist total schlimm, was da alles los ist“, bedauert Nina Bruland.
Der Polizist hatte den Eltern empfohlen, wenn die Kinder schon mit dem Auto gebracht werden müssen, sie dann zumindest in Nebenstraßen herauszulassen, die ein bisschen von der Schule entfernt sind.
Mia hat eigentlich keinen langen Schulweg. Sie startet im Burgkamp, doch an der Kreuzung zur Konsumstraße wird es knifflig. Die Erstklässlerin muss die Straße überqueren. Das Problem: Viele parkende Autos und manchmal sogar abgestellte Lastwagen schränken die Sicht der kleinen Kinder ein. „Die Kinder müssen meist erst auf die Straße gehen, um sehen zu können, ob ein Auto kommt. Es ist erschreckend, wie schnell dort auch gefahren wird“, schildert Bruland in ihrer Online-Petition. Eigentlich gilt hier Tempo30.
Gegenüber der ehemaligen Stederdorfer Sparkassen-Filiale würden zudem Autos auf dem Seitenstreifen parken. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Grundschule befindet sich ein Lebensmittelmarkt, daher entladen während der Bring- oder Abholzeiten der Grundschüler auch schon mal Lkw-Fahrer ihre Fracht. Eltern nutzen den Parkplatz und parken nach dem Ausladen ihrer Kinder rückwärts aus. Kurzum: Hier gibt es viele Gefahrenquellen.
Nina Bruland wünscht sich deshalb einen Zebra-Streifen, über den die Kinder die Konsumstraße queren können. „Sie haben sich national und international als effektiv zur Reduzierung von Unfällen erwiesen“, schreibt sie. Entspannen würden die Situation ihrer Ansicht nach aber auch Halte- und Parkverbote in unmittelbarer Nähe zur Grundschule. „Das könnte ja auch auf die Zeiten morgens zwischen 7.30 und 8.30 Uhr beschränkt sein“, sagt sie. Auch Temposchwellen auf der Konsumstraße könnten ihrer Ansicht nach für mehr Sicherheit sorgen.
Stederdorfs Ortsbürgermeister Holger Hahn kennt die morgendliche Lage vor der Grundschule, er appelliert an die autofahrenden Eltern. „Jeder sollte erstmal in sich gehen, ob er sich richtig verhält.“ Er sei mit der Stadt und dem Ordnungsamt im Austausch. Die Situation solle für einen gewissen Zeitraum beobachtet und dann fachgerecht beurteilt werden. Hahn weist darauf hin, dass auch die Schulleitung immer wieder die Eltern informiere und an sie appelliere. Er hätte sich allerdings gewünscht, dass die Initiatorin schon mal im Vorfeld Kontakt mit ihm aufgenommen hätte, bevor sie eine Online-Petition gestartet hätte, so der Ortsbürgermeister.
Seit April ist es übrigens einfacher, Zebrastreifen einzurichten. Der Grund: Wie oft eine Straße von Fußgängern gequert wird und wie viele Autos die Straße befahren, ist nicht mehr verbindlich für die Entscheidung. Früher war es Voraussetzung, dass mindestens 50 Fußgänger pro Stunde gezählt wurden und 200 Kraftfahrzeuge.
Mit ihrer Angst vor einem Unfall auf dem Schulweg ist Nina Bruland nicht allein. In einer aktuellen Forsa-Umfrage gaben 31 Prozent der Befragten an, im vergangenen Schuljahr vor der Schule ihres Kindes mindestens eine gefährliche Situation mit einem Elterntaxi erlebt zu haben. Sogar 96 Prozent der Befragten wünschten sich einen Fußgängerüberweg im Umfeld einer Schule.
Im Jahr 2024 wurden im Kreis Peine fünf Mädchen im Alter zwischen sechs und elf Jahren beim Überqueren von Straßen in Unfälle verwickelt. Die ereigneten sich in Peine, Ilsede und Lengede. In einem Fall wurde ein Kind sogar bei Grün an der Ampel von einem abbiegenden Auto erfasst. Glück im Unglück: Alle Kinder wurden nur leicht verletzt.
Die Online-Petition ist im Internet zu finden unter www.change.org/p/sicheren-schulweg-für-