In Niedersachsen gibt es mehr als 7.500 Kilometer Radwege entlang von Bundes- und Landstraßen. Auf der L413 zwischen Solschen und Adenstedt jedoch leben Radfahrer gefährlich, da sie sich die Straße mit allen anderen Verkehrsteilnehmenden teilen müssen. Oft ist der Grünstreifen die letzte Rettung. „Es gibt viele Fast-Unfälle. Viele Radfahrer steigen ab und gehen auf den Grünstreifen, wenn ein Lastwagen kommt, weil es zu eng ist. Das ist schon gravierend“, sagt Adenstedts Ortsbürgermeister Karsten Könnecker (CDU), der die Veranstaltung gemeinsam mit Solschens Bürgermeister Berend Heinemann (CDU) initiiert hat.
„Der Sternmarsch war nun leider kein Sternmarsch“, bedauert Ilsedes Bürgermeister Nils Neuhäuser genannt Holtbrügge (parteilos). Die gute Beteiligung trotz der Umstände zeige, wie wichtig die Angelegenheit den Bürgern sei.
Für die Gemeinde Ilsede sei der Radweg an der L413 ein wichtiges Projekt, das sie unterstütze, so Neuhäuser. Denn „Adenstedt und Solschen haben traditionell immer eine sehr enge Verbindung“, sowohl familiär als auch im Sport- und Vereinsbereich. Es herrsche dementsprechend ein reger Verkehr zwischen den Ortschaften.
Stefanie Neumann ist Mitglied des Solschener Ortsrates und schon von Anfang an beim Bürgerverein dabei. Sie hat ihre Kinder früher oft zum Sport in den Nachbarort mit dem Auto gefahren, „weil der Weg mit dem Rad einfach zu gefährlich war“. Für ihre nun erwachsenen Kinder kommt ein Radweg zwar zu spät, aber „wir brauchen einen sicheren Weg für Kinder als auch für Ältere, die mit dem Rad mobil sind. Wenn du mit dem Rad auf der Straße bist und einer mit 80 Stundenkilometern an dir vorbeifährt, ist das nicht ganz ungefährlich.“ Sie erinnert sich, dass ein Radweg „schon ein Thema war, als meine Kinder klein waren“. Aber das sei leider nie weitergeführt worden.
Nils Neuhäuser bestätigt, dass das Thema in der Gemeindepolitik immer wieder diskutiert wurde – schon lange vor seiner Zeit als Bürgermeister. „Vor ein, zwei Jahren haben mein Baurat und ich mit der niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr Kontakt aufgenommen und gefragt, warum nichts passiert“, erzählt Neuhäuser. Sie bekamen die ernüchternde Antwort, dass kein Radweg an der L413 geplant sei. „Wenn da ein Radweg entstehen soll, dann muss man sich selbst auf den Weg machen.“
Die Landesbehörde brachte sie auf die Idee eines Bürgerradwegs. Das bedeutet, dass Anwohner einen Bürgerverein gründen, eine Radweglücke identifizieren, die Planung übernehmen und gegebenenfalls auch die erforderlichen Grundstücke zur Verfügung stellen. So sollen schneller und unbürokratischer Radwege entstehen. Insgesamt hat Niedersachsen seit 2020 zehn Bürgerradwege anerkannt. Wenn so ein Bürgerradweg entsteht, dann unterstützt das auch das Land Niedersachsen mit einer 100-Prozent Finanzierung.
„Die Herausforderung ist, dass es die 100-Prozent Finanzierung erst nach hinten heraus gibt“, erklärt Neuhäuser. Das heißt: Theoretisch müsste der Verein den Radweg selbst finanzieren. Das funktioniert natürlich in der Praxis nicht." Die Gemeinde würde daher die Planung und die Umsetzung vorantreiben und „sich dann das Geld vom Land Niedersachsen wiederholen“. Aber zunächst müsse der Radweg als Bürgerradweg anerkannt werden vom Land Niedersachsen, „das ist essenziell und das ist die Grundlage“, so Neuhäuser.
„Wir wollen für den Radweg kämpfen und das den Menschen und dem Land Niedersachsen zeigen“, betont Berend Heinemann. „Das Motivationsschreiben hat der Bürgerverein beim Straßenbauamt in Wolfenbüttel abgeliefert, wo es wohlwollend verhandelt und an das Land Niedersachsen weitergeleitet wird“, erklärt er und hofft auf eine baldige Zusage des Landes. „Der Radweg ist wichtig, damit unsere Bürger unfallfrei von A nach B kommen“, ergänzt Karsten Könnecker. „Wir sind auf einem guten Weg.“
Eine Herausforderung seien die Gespräche mit den Grundstückeigentümern. „Am Ende muss man alle an einen Tisch bekommen, und alle müssen sagen, dass sie fünf oder zehn Meter abgeben. Natürlich müssen sie entsprechend kompensiert werden. Der eine möchte Tauschland, der andere möchte finanziellen Ausgleich, andere wollen es gar nicht“, sagt Nils Neuhäuser.
Erfahrungsgemäß wird das Projekt noch einige Jahre dauern, weiß Berend Heinemann, der sich mit anderen Vereinen ausgetauscht hat. „Hoffen würde ich, dass es sofort losgeht“, betont Stefanie Neumann. „Aber ich befürchte einfach, dass der Weg sehr zäh ist und dass wir einen langen Atem dafür brauchen.“