Förder-Topf als Rettung? Klammer Landkreis will drei Sporthallen bauen
Verwaltung hofft auf Zuschüsse vom Bund für Ersatz-Neubauten – Neue Details zu den Plänen

Ein Blick von oben auf die stark sanierungsbedürftige Kreissporthalle in Edemissen (oben links). Auf der Fläche mit dem Tartan-Feld (vorne) könnte ein moderner Ersatz-Neubau entstehen. Foto: Ralf Büchler
Kreis Peine. Dieser Beschluss lässt bei Schulleitern, Vereinsvorsitzenden, Sportlern und Bürgermeistern zugleich neue Hoffnung aufkeimen: Die Verwaltung des Landkreises Peine will beim Bund Fördergelder für den Bau neuer Sporthallen in Edemissen, Groß Ilsede und am Peiner Ratsgymnasium beantragen. Die Kommunalpolitiker des Kreistags freute das, sie stimmten einer entsprechenden Beschlussvorlage bei der jüngsten Kreistagssitzung gerne zu. Die drei Projekte haben schließlich zusammengerechnet ein kalkuliertes Kosten-Volumen von rund 29 Millionen Euro – und der klamme Kreishaushalt kann jede Fördersumme dringend gebrauchen, damit die Wunsch-Bauten auch realisiert werden können. Geplante Standorte, die Größe, geschätzte Kosten – nun stehen auch Details für die drei Projekte fest, die der Landkreis als die dringlichsten identifiziert hat.

„Sanierung kommunaler Sportstätten 25“ – so heißt das Förderprogramm des Bundes, von dem der Landkreis zu gerne profitieren würde. Dafür muss er bis zum 15. Januar für jedes Projekt eine Skizze beim Bundesbau-Ministerium einreichen. Gibt es eine Zusage, übernimmt der Bund 45 Prozent der Gesamtkosten. 1.100 Quadratmeter groß soll die neue Zweifeld-Halle werden und unmittelbar an die große Stadionsporthalle in Groß Ilsede anschließen. „Wir würden uns freuen, das würde Druck aus dem System nehmen. Seit Jahren haben wir die Umsetzung angemahnt“, sagt Malte Holthusen, der Leiter des Groß Ilseder Gymnasiums. Die Gymnasiasten müssen sich die bereits vorhandenen Sporthallen des Schulzentrums mit der Grundschule, der Hauptschule, der Realschule und der Astrid-Lindgren-Schule teilen. „Die derzeitige Kapazität ist einfach zu gering“, betont Holthusen. Die Hallenzeit-Not hat sogar schon dazu geführt, dass Realschüler mit dem Bus zum Unterricht in die Kreissporthalle nach Groß Lafferde fahren und auch Oberstufen-Schüler des Gymnasiums Pausen-Zeiten für Fahrzeiten ins Ausweich-Hallenquartier nach Groß Lafferde nutzen.

Der Neubau wäre fast so groß wie die Stadionsporthalle und ist in Richtung zur Schulstraße geplant. Für den Umkleidetrakt sind weitere rund 550 Quadratmeter vorgesehen. Kalkulierte Kosten: Rund 8,5 Millionen Euro. In seiner Beschlussvorlage verweist auch der Landkreis auf die Dringlichkeit des Projektes hin: „Im Zusammenhang mit der zu erwartenden Entwicklung der Schülerzahlen müssen die Hallenkapazitäten dringend erhöht werden.“

1.240 Quadratmeter Fläche, kalkulierte Kosten von rund 6,4 Millionen Euro: Am Peiner Ratsgymnasium möchte der Landkreis eine neue „Einfeldhalle plus“ bauen, die eine flexible Raumgestaltung ermöglichen könnte. Das Gebäude soll auf einer Fläche direkt neben der derzeitigen kleineren Halle entstehen. „Es freut uns, dass der Landkreis aktiv wird“, kommentiert Ratsgymnasium-Schulleiter Manfred Filsinger die Fördergeld-Initiative.

Allerdings gibt er zu bedenken, dass sich auch viele andere Kommunen um Zuschüsse aus dem Bundestopf bewerben werden. „Ob das Fördergeld tatsächlich kommt, steht in den Sternen.“ Filsinger lobt den Landkreis aber dafür, dass er bereits in der Vergangenheit bewiesen habe, dass es ihm gelungen sei, Fördergelder einzuholen. „Aber es muss auch einen Plan B geben“, betont der Schulleiter.

Denn die erhöhte Nachfrage nach Plätzen an Gymnasien sorge für einen Sporthallen-Engpass. „Die Kapazität ist schon voll ausgeschöpft“, verdeutlicht Filsinger. Rund 950 Jugendliche besuchen das Ratsgymnasium. Damit für alle Sport-Unterricht angeboten werden kann, müssen Klassen mitunter in die kleine, veraltete Gymnastikhalle ausweichen. „Für moderne Bedürfnisse an den Sportunterricht ist sie aber nicht geeignet“, verdeutlicht der Schulleiter. Ein Fußballspiel lässt sich hier zumindest nicht austragen.

Das Ratsgymnasium hofft aufgrund der Schülerzahlen auch auf einen Erweiterungsbau für Unterrichtsräume. Derzeit wird in mehreren Containern unterrichtet. „Aber so lange die Turnhalle nicht gebaut ist, wird es auch diesen Erweiterungsbau nicht geben. Das ist eine sehr unbefriedigende Situation“, konstatiert Filsinger. Er habe deshalb Ende November einen Brandbrief an Landrat Henning Heiß und die Erste Kreisrätin Bettina Conrady geschrieben. Der Hintergrund: Das Ratsgymnasium-Kollegium, die Schüler der Schule und deren Eltern fühlen sich gegenüber dem anderen Peiner Gymnasium benachteiligt. Am Silberkamp-Gymnasium sei bereits ein moderner Anbau entstanden, „aber bei uns schleppt es sich“.

Mehrfach hat es schon durch die Decke geregnet, sogar ein Fußball-Turnier musste deshalb schon abgebrochen werden und Schul-Unterricht ausfallen. Die große Sporthalle in Edemissen ist auch ein großer Sanierungsfall. Der Landkreis beurteilt die Lage so: „Aufgrund der insgesamt unterdurchschnittlichen Qualität der Grundsubstanz ist eine Sanierung im höheren siebenstelligen Bereich nicht wirtschaftlich und nachhaltig.“ Ein Ersatzneubau sei eine sinnvolle Investition in die Zukunft.

13,9 Millionen Euro an Kosten sind dafür kalkuliert, denn die neue Dreifeld-Halle soll mit rund 2.000 Quadratmetern Spielfläche und einem Umkleidetrakt mit rund 700 Quadratmetern noch größer als die bisherige Halle werden.

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