Wegen Klinikums-Abriss: Kita Trollwald sucht dringend neue Räume
Krippe ist in einem der Gebäude untergebracht, die zugunsten des Neubaus als erste weichen müssen

Michaela Küntzer und ihre Mitarbeiterin Leonie Conrad bangen um die Zukunft der Kita Trollwald.Foto: Ralf Büchler
Peine. Die kleinen Jungen und Mädchen, die friedlich im großen Gruppenraum der Kita Trollwald spielen, ahnen nichts von den großen Sorgen ihrer Betreuerinnen: Die Einrichtung nutzt seit 2011 umgebaute Räume in einem der einst als Wohngebäude konzipierten Häuser auf dem Gelände des Klinikums. Diese müssen aber schon bald zugunsten des geplanten Krankenhaus-Neubaus abgerissen werden. Deshalb sind die Tage der Krippe dort gezählt: Bis spätestens Ende 2026 muss geräumt sein. Es geht um 13 Betreuungsplätze.

„Das wissen wir natürlich schon länger. Deshalb waren wir über den schriftlichen Aufhebungsvertrag nicht überrascht“, sagt die pädagogische Leiterin Michaela Küntzer. Doch eine andere Entwicklung habe sie und die beiden Geschäftsführer der von der gemeinnützigen Gesellschaft Sikida getragenen Kindertagesstätte „aus den Socken gehauen“: Eine mündlich in Aussicht gestellte Anschlusslösung sei nun vom Tisch.

„Wenn wir jetzt nicht relativ schnell anderswo geeignete Räume finden, steht die Kita vor dem Aus“, schildert Küntzer die prekäre Situation. Bislang sei man davon ausgegangen, dass die Einrichtung zunächst in einem anderen Bestandsgebäude übergangsweise untergebracht und später dann ganz neue Räume auf dem Klinikgelände beziehen werde. Die Kita kooperiert mit dem Klinikum und würde diese Zusammenarbeit, mit der man sehr zufrieden sei, gern fortsetzen.

„Im März dieses Jahres gab es ein Abstimmungsgespräch mit Vertretenden der Kita und des Klinikums“, bestätigt die Sprecherin der Peiner Stadtverwaltung, Petra Neumann, die Überlegungen für eine Übergangs­lösung.

Es sei von der Stadt der Abschluss eines Betreibervertrages in Aussicht gestellt worden. Damit wäre ein entstehendes Defizit für einen Übergangszeitraum von fünf Jahren ab Juli 2026 übernommen worden. Allerdings sei das mit Bedingungen verknüpft gewesen. Unter anderem sollten erforderliche Umbauinvestitionen vom Klinikum übernommen werden. „Warum es zu diesem Umbau nun offensichtlich nicht kommt, ist vom Klinikum zu erfragen“, sagt Neumann.

„Das Klinikum bedauert, dass ein möglicher Umzug der Kindertagesstätte Trollwald auf dem Gelände des Klinikums trotz intensiver interner Prüfungen nicht realisiert werden kann“, sagt Klinikums-Sprecherin Sarah Weil-Pütsch auf Anfrage. Eine Unterbringung in einem anderen Gebäude wäre nur übergangsweise möglich. „Leider stellen die Umbaukosten für die in Aussicht gestellte vorübergehende Nutzungsdauer und die Anzahl der Betreuungsplätze keine sinnvolle wirtschaftliche Option dar“, sagt die Sprecherin.

Auf den Punkt gebracht: Diese Lösung ist sehr teuer. Für die­ ­Finanzierung hätte es zwei ­Möglichkeiten gegeben. Entweder wären für die Familien Gebühren in untragbarer Höhe entstanden, oder das Klinikum hätte für die vergleichsweise kurze Zeit einen knapp siebenstelligen Betrag ohne Refinanzierung investieren müssen. Zwar gibt es eine Kooperation, „aber die Kinder der Einrichtung waren bis zum Sommer nur zu einem kleineren Anteil Nachwuchs von Mitarbeitenden des Klinikums“.

„Dem Klinikum Peine ist bewusst, welche Bedeutung eine moderne und gut ausgestattete Betreuungseinrichtung für Kinder und Familien hat. Auch sind uns die Nöte der Familien sehr bewusst, eine geeignete Einrichtung zu finden“, sagt Weil-Pütsch vor dem Hintergrund des riesigen Mangels an Kita-Plätzen im Gebiet der Stadt Peine. Im Juni war von knapp 400 fehlenden Betreuungsmöglichkeiten die Rede.

Deshalb hätte man die Kita sehr gern weiterhin in der Nähe des Krankenhauses gesehen. „Die Aufgabe des Klinikums ist jedoch nicht die Sicherstellung der Kinderbetreuung in Peine, sondern die Versorgung ambulanter und stationärer Patienten in der Region“, macht die Klinikums-Sprecherin deutlich.

Schon diese Aufgabe stelle Gesundheitseinrichtungen unter den aktuellen Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem vor große finanzielle Herausforderungen. Investitionen in Kinderbetreuungseinrichtungen seien deshalb nicht darstellbar.

„Wir machen den Verantwortlichen keine Vorwürfe und sind auch nicht sauer auf sie“, betont Küntzer. Doch resignieren sei keine Option. Deshalb sei man nun auf der Suche nach einem geeigneten Mietobjekt an anderer Stelle. Leicht wird das vermutlich nicht, denn es müssten eine ganze Reihe an Anforderungen erfüllt werden.

„Wir brauchen einen mindestens 45 Quadratmeter großen Gruppenraum und zudem einen oder mehrere Schlafräume“, zählt Küntzer einige der Voraussetzungen auf. Ein für die Kinder nutzbares Außengelände müsse vorhanden sein, zudem wäre eine Lage im Erdgeschoss ideal. Auch Büroräume würden benötigt, „die müssen aber nicht unbedingt direkt am Gruppenraum liegen. Jetzt ist es bei uns auch so, dass die Kinder im Erdgeschoss betreut werden und das Büro im ersten Stock untergebracht ist“, sagt die Erzieherin.

Auf jeden Fall wolle man den Status Quo - also 13 Betreuungsplätze für Unter-Dreijährige - beibehalten. Sollte es der Platz hergeben, könne man sich aber durchaus auch vorstellen, sich zu vergrößern. „Wir suchen das neue Domizil nicht unbedingt als Übergang, sondern wären auch an einer langfristigen Lösung interessiert“, macht Küntzer deutlich. Am liebsten wäre den Verantwortlichen ein Standort räumlich möglichst in der Nähe des Klinikums, also in der Südstadt, Handorf, Klein ­Ilsede oder Dungelbeck.

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