Heute muss die Glocke werden, lautete die Botschaft. Den gesamten Entstehungsprozess haben die beiden Mitglieder der Fotoarbeitsgemeinschaft Atelier 70, Siegfried Krause und Sebastian Wamsiedler, der gleichzeitig das Projekt als Glockensachverständiger betreut hat, mit der Kamera begleitet und damit ein einmaliges Ereignis in der Stadtgeschichte dokumentiert. Das Fredenberg Forum zeigt die Aufnahmen unter dem Titel „Heavy Metal“ nun in der Begegnungsstätte Brücke. Die Ausstellung wird am Sonntag, 3. März, um 15 Uhr eröffnet. Die Begrüßung übernehmen Forums-Vorsitzende Doris Holletzek und Bürgermeister Stefan Klein.
Siegfried Krause und Sebastian Wamsiedler sprechen über die Bilder und das Projekt. Üblicherweise übernehmen spezielle Gießereien diesen Job in ihren Werkstätten vor Ort und die Gemeinden fahren in die Gießerei, um dabei zu sein. Doch bevor Glockengießer sesshaft wurden, waren sie im Mittelalter als Wandergießer von Ort zu Ort gezogen, von Auftrag zu Auftrag, um ihr Werk zu erledigen. Dies hatte vor allem mit der Größe der Glocken zu tun, die über weitere Strecken nicht transportiert werden konnten.
Da Neugüsse heutzutage nur noch selten vorkommen, hatte sich die Kirchengemeinde entschlossen, dieses besondere Ereignis gebührend zu feiern und das Instrument an Ort und Stelle herstellen zu lassen. Dieses einmalige Handwerk vor Ort beherrschen heutzutage nur noch sehr wenige Glockengießer. Dazu wurde auf dem Kirchengelände eine Gussgrube ausgehoben und die Glockenform in dieser eingegraben, damit die Form dem Druck des flüssigen, 1.150 Grad heißen Metalls standhielt. Zudem wurde auf dem Gelände ein Gussofen aufgemauert, indem die Glockenbronze wie nach mittelalterlichem Vorbild zum flüssigen Metall erhitzt werden konnte.
Die gesamte Herstellung vor Ort nahm mehrere Tage in Anspruch, so dass die Menschen den Prozess genau verfolgen und den Handwerkern über die Schultern schauen konnten. Nach dem Glockenguss musste das flüssige Metall mehrere Tage auskühlen und erstarren, bis schließlich die Glocke im Beisein vieler Menschen aus der Erde „geboren“ wurde.