Unter dem Titel „Schulische Integrationsarbeit am Gymnasium Salzgitter-Bad“ wurden die vielfältigen Bemühungen und Projekte zusammengefasst, die alle gemeinsam zum Ziel haben, das Gymnasium Salzgitter-Bad zu einem integrativeren Ort zu machen und Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft eine Chance auf einen Bildungsabschluss zu geben. Projekte wie die „Schul-Integrationslotsen“ oder die „Internationale Mittagspause“ basieren auf dem Einsatz von zahlreichen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften sowie Eltern.
„Als Ganztagsschule am Schulstandort Salzgitter verfügen wir über viele unterschiedliche Erfahrungen und haben eine lange Tradition der Beschulung und der Integration von Menschen aus anderen Ländern“, hieß es in der Bewerbung. Vor dem Hintergrund der verstärkten Zuwanderung von Kindern und Jugendlichen mit Fluchtgeschichte im Zuge des Ukraine-Krieges habe sich die Integrationsarbeit zu einem separaten Arbeitsbereich entwickelt, um den spezifischen Bedürfnissen dieser Zielgruppe professionell begegnen zu können. „In diesem Arbeitsbereich haben wir ein multiprofessionelles Team gebildet, das aus Haupt- und Ehrenamtlichen besteht.“ Gemeinsam trage dieses Team in seinem Handeln dazu bei, die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Fluchtgeschichte zu verbessern, besondere Begegnungsräume zu schaffen und die Demokratie sowie die Mitbestimmung an unserer Schule zu fördern.“
Dieses Engagement entwickelte sich aus ehrenamtlichen Initiativen einzelner Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte, die in Anbetracht der Notlage ukrainischer Geflüchteter konkrete Hilfe leisten wollten. Mit der Zeit wuchsen diese Initiativen zu Projekten heran, die heute von der gesamten Schulgemeinschaft getragen werden und einen zentralen Bestandteil des Schullebens darstellen. „Aus unserer Sicht erfahren die spezifischen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit Fluchtgeschichte im Schulsystem nicht genügend Aufmerksamkeit. Ohne den persönlichen Einsatz von Freiwilligen hätte sich dieser Arbeitsbereich nicht sukzessive professionalisieren können.“
Vor diesem Hintergrund möchte das Gymnasium der Öffentlichkeit zeigen, welchen Beitrag Schulen für die Stärkung von Demokratie und Zusammenhalt leisten können. Das war der Grund für das Bemühen um den Niedersächsischen Integrationspreis 2024. Konkret bieten wir an unserer Schule Sprachförderung im DaZ-Unterricht ab Jahrgang 5 an, die hierfür zur Verfügung stehenden Lehrerstunden reichen aber bei Weitem nicht aus, um die hohe Zahl von Schülerinnen und Schülern mit Deutsch als Zweitsprache zu fördern und neu zugewanderte Kinder ohne Deutschkenntnisse adäquat zu betreuen.
Aus diesem Grund wurden zwei weitere Angebote geschaffen, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungsgeschichte oder Fluchthintergrund eingehen und die eine Brücke zwischen dem Schulalltag und ihrem familiären Umfeld bauen. Zum einen die „Internationale Mittagspause“ als interkultureller Begegnungsraum, der an vier Tagen in der Woche zur Mittagszeit einen Ort zum Austauschen, Kontakte knüpfen, Spielen und gemeinsamen Lernen bietet.
Dieses Projekt wird von den Schülerinnen und Schülern ehrenamtlich seit fast zwei Jahren organisiert und durch eine ehemalige Schülerin im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes betreut. Die Schule stellt den organisatorischen Rahmen, die Lerninhalte und Spielideen werden von den Ehrenamtlichen selbst entwickelt. „So lernen unsere Schülerinnen und Schüler nicht nur, Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen, sondern können das Schulleben aktiv mitgestalten und ihre eigenen interkulturellen Kompetenzen weiterentwickeln.“
Für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche wiederum bietet die Internationale Mittagspause einen wichtigen Begegnungsraum, um sich mit anderen auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und ohne Leistungsdruck die eigenen Deutschkenntnisse auszubauen. „Außerdem ermöglicht ihnen dieses Angebot eine stärkere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, da in diesem Rahmen - anders als im Unterricht – viele Alltagsthemen besprochen werden können.“ Perspektivisch will das Gymnasium dieses Angebot auf die Grundschulen in Salzgitter-Bad ausweiten und im Zuge einer Kooperation ein solches Betreuungsangebot für Kinder mit Fluchthintergrund im Grundschulalter dann selbstständig aufbauen.
Zum anderen existiert mit den Schul-Integrationslotsen ein regionales Pilotprojekt, das von der Stadt Salzgitter finanziell gefördert wird. Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 10/11 werden ausgebildet, um neu zugewanderte Kinder und Jugendliche im Schulalltag zu begleiten und als Kulturmittler tätig zu werden. Außerdem werden Erwachsene der Elternschaft ausgebildet, um die Familien dieser Kinder in schulischen Fragen zu beraten und die Lehrkräfte bei der Kommunikation mit den Eltern zu unterstützen.
„In diesem Projekt arbeiten zahlreiche Personen mit Zuwanderungsgeschichte und Fluchthintergrund mit und helfen uns mit ihren Erfahrungen, unsere pädagogischen und organisatorischen Konzepte weiterzuentwickeln“, schreibt das Gymnasium. Die Arbeit der Schulintegrationslotsen erfordert ein Bekenntnis zu grundlegenden Werten der Bundesrepublik Deutschland wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte sowie zur Bereitschaft zum Dialog. „Unsere Integrationslotsen verpflichten sich in einer Schulung, sich entsprechend dieser Werte zu verhalten und für eine integrative und respektvolle Schulkultur einzutreten.“
In Salzgitter und in der näheren Umgebung habe die Integrationsarbeit bereits bei vielen Menschen Interesse geweckt, die Stadt unterstütze das Gymnasium fortlaufend, andere Schulen erkundigen sich nach den Konzepten, es gab bereits verschiedene Auszeichnungen. „Wir sind überzeugt, dass unser Projekt einen wertvollen Beitrag zur Stärkung von Demokratie, Zusammenhalt und Integration leistet“, schrieb die Schule in der erfolgreichen Bewerbung.
„Ohne die breite Unterstützung für unsere Integrationsarbeit wäre es nicht möglich, neue Ideen auszuprobieren und Pilotprojekte zu entwickeln“, so Schulleiter Hans-Günter Gerhold. „Wir freuen uns riesig über diese Anerkennung für unsere Integrationsarbeit und sehen uns darin bestärkt, diesen Weg in Zukunft gemeinsam weiterzugehen.“