Ähnlich wie auch im spanischen Sagunto wird PowerCo, eine Tochtergesellschaft der Volkswagen AG, auch in St. Thomas eine Batteriezellfabrik errichten. Vor gut zwei Jahren startete PowerCo seine weltweite Batterieoffensive. Im Sommer 2022 fiel bereits in Salzgitter der Startschuss für den Bau der ersten eigenen Giga-Zellfabrik, die als Blaupause für künftige Werke dienen soll. Neun Monate später war es dann im spanischen Sagunto soweit, im Dezember 2023 war dann im kanadischen St. Thomas die Standortvorbereitung für die Giga-Zellfabrik abgeschlossen.
Diesen Zeitpunkt nutzte Bürgermeister Joe Preston nicht nur für einen Besuch bei PowerCo in Salzgitter, sondern auch für einen Besuch und Gedankenaustausch mit Oberbürgermeister Frank Klingebiel. Begleitet wurde Joe Preston von Sean Dyke, CEO der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, und der Stadtbeauftragten Sandra Datars Bere. Der Austausch war intensiv und freundschaftlich, das Interesse füreinander groß.
Dass es nicht bei diesem ersten Kennenlernen bleiben sollte, war schnell klar. So ließ auch die Gegeneinladung nicht lange auf sich warten. Die fünfköpfige Delegation aus Salzgitter hatte wichtige Fragen im Gepäck. Was gibt es Verbindendes, wo sind die Unterschiede und was könnte sich aus diesem ersten Kontakt entwickeln? Eine Gemeinsamkeit war sehr schnell klar: Beide Städte sind wichtige Standorte für den zukunftsweisenden industriellen Transformationsprozess.
St. Thomas kommt auf etwas mehr als 40.000 Einwohner und Einwohnerinnen. Es ist eine eigenständige Gemeinde im Verwaltungszentrum von Elgin County und mit seiner Lage auf halber Strecke zwischen Detroit (USA) und Buffalo (USA) ein bedeutender Industriestandort. Lange geprägt von der Eisenbahn und immer noch stolz auf den Titel „railwayCity“ gewann Mitte der 1950 Jahre jedoch die Automobilindustrie mit ihren Zulieferbetrieben in dem Ort immer mehr an Bedeutung.Nicht nur die Entwicklung in der Automobilindustrie, sondern die veränderten globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellen beide Städte aktuell vor enorme Herausforderungen. Vieles spricht dafür, sich miteinander zu vernetzen, darüber waren sich Frank Klingebiel und Joe Preston schnell einig trotz einer Distanz von 6.500 Kilometern.
„Der Glaube an gemeinsame Werte und das ernsthafte Interesse aneinander zählen mehr als vermeintlich trennende Kilometer. Sich miteinander zu vernetzen, sich auszutauschen - persönlich oder digital - all das ist heute schnell und unkompliziert möglich und bietet die wichtige Chance, über den Tellerrand zu schauen und voneinander zu lernen“, heißt es in einer Erklärung.
Und voneinander gelernt und viel voneinander erfahren hat die Salzgitteraner Delegation bei ihrem ersten Besuch in St. Thomas. Ein welcome-Dinner mit Joe Preston, allen acht Ratsmitgliedern und wichtigen Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Gesellschaft stand zum Start des Delegationsbesuches auf dem Programm. Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Erkundung von PowerCo Kanada: ein Besuch der gigantischen Fläche, auf der die Giga-Zellfabrik vor den Toren der Stadt entstehen wird, und ein intensiver Austausch in der PowerCo-Zentrale.
Das Wahrzeichen von St. Thomas, eine lebensgroße Statue des 1885 von einem Güterzug erfassten Zirkuselefanten Jumbo, der in Kanada einzigartige Elevated Park, geschaffen auf einer ausrangierten Eisenbahnbrücke, und das historische Rathaus waren nur einige weitere Stationen des ambitionierten Besuchsprogramms. Besonders die Aktivitäten der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und des Rates zur Belebung der Innenstadt von St. Thomas wurden lebhaft diskutiert.
Zwischen den einzelnen Programmpunkten gab es genug Zeit, um sich darüber auszutauschen, in welchen Feldern eine künftige Zusammenarbeit möglich sein könnte. Die Bereiche Bildung, Soziales, Kultur und Sport gerieten schnell in den Fokus. „Etablierte Städtepartnerschaften und beginnende Städtefreundschaften müssen mit Leben erfüllt werden“, das stellten Frank Klingebiel und Joe Preston übereinstimmend fest und bekräftigten den Wunsch, die begonnenen Kontakte zu intensivieren.