„Das war Wertschätzung pur“, findet Clemens Löcke, nicht nur weil der Bundeskanzler und Sportministerin Nancy Faeser ein Loblied auf die Bedeutung des Sportes und der Vereinsarbeit für die Gesellschaft sangen, sondern weil in einer Podiumsdiskussion die Anliegen und Wünsche der Aktiven und der Vereine zur Sprache kamen. Dort saßen unter anderem Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, die Schwimmerin und zweifache Paralympicsgewinnerin Elena Semechin sowie Dr. Alexander Kiel, Vorstandsvorsitzender des TSC Eintracht Dortmund.
Und die Sorgen sind massiv, derzeit vor allem in Salzgitter. Der Sport in der Stadt ist jedenfalls Lichtjahre entfernt von Olympia. In Lebenstedt sind seit Monaten zwei Drei-Feld-Hallen dicht. Statikprobleme in der Sporthalle am Amselstieg und ein Feuer in der Sporthalle der BBS Fredenberg führten dazu, dass beide Gebäude bis auf Weiteres gesperrt sind. Und auch die Sporthalle in Lichtenberg fällt noch einige Wochen wegen Bauarbeiten aus. Ein Dilemma für den Schulsport, aber auch für die Vereine in der Stadt, die laut Clemens Löcke dabei sind, einander zu helfen und Lösungen zu finden. Gerade im Winter, wenn die Fußballer in die Hallen drängen, lässt sich so eine Lücke aber nicht schließen. Clemens Löcke: „Im Sommer wäre das etwas einfacher gewesen.“
Dass es gerade an Sporträumen, Schwimmbädern und der Infraturuktur hapert, wurde auch beim Empfang in Berlin deutlich. Die Klubs zählen mehr als 29 Millionen Mitglieder, ein Rekord, der auch auf finanzielle Hilfe des Bundes nach der Coronaphase zurückzuführen ist. Die Kapazitäten der Sportanlagen kommen da nicht mit, trotz dr Sympathien des Kanzlers für den Sport. „Sie alle verdienen größte Anerkennung. Sie alle vollbringen jeden Tag Höchstleistungen für den Zusammenhalt unseres Landes“, sagte er und verwies an dem Abend auf die 50 Millionen Euro, die die Bundesregieurng für den Spitzensport zusätzlich im Haushalt einbringen will, damit Deutschland im internationalen Vergleich voran kommt. „Spitzensport braucht Spitzenbedingungen, und das kostet natürlich auch Geld.“
Die ehrlichen Worte und „tollen Botschaften an die Politik“ kamen auch bei Klaus Dünwald gut an. Der Chef des 6.500 Mitglieder starken MTV Wolfenbüttel wünscht sich vor allem kleine Trainingsräume, um mehr Gesundheitssport anbieten zu können. Alf Hesse vom FC Groß Döhren fand es ebenfalls gut, „mal aus dem eigenen Saft rauszukommen“ und zu erkennen, „dass die Probleme überall ähnlich sind“. Der Liebenburger Bürgermeister kennt die Schwierigkeiten der Kommunen, Sportanlagen zu errichten, selbst wenn der Bau durch das Land und den Landessportbund gefördert wird. Für den nötigen Eigenanteil fehlt oft das Geld.
Für Salzgitters SPD-Bundestagsabgeordnete Dunja Kreiser muss der Bund mit einsteigen, um die Sportlandschaft zu erneuern oder auszubauen. Sie sieht vor allem Handlungsbedarf bei den Schwimmbädern und warnt davor, dass durch den Mangel an Wasserflächen die Ausbidlung der Rettungskräfte zu kurz kommt und eines Tages die Leute fehlen, um den Kindern das Schwimmen beizubringen oder den Betrieb zu beaufsichtigen.
Auch dafür gab es eine Idee in der Diskussionsrunde. Dr. Alexander Thiel forderte die Regierung auf, die Förderprogramme für den Sportstättenbau für die Vereine zu öffnen. Diese könnten ihre Anlagen „zielgerichtet, schneller und günstiger“ bauen als die öffentliche Hand. Wenn von Olympischen Spielen die Rede ist, müsse auch der Bund mit in die Bütt, fügte er hinzu. Das Jahr 2040 scheint noch weit weg, dennoch dürfte die Diskussion darüber schon nächstes Jahr an Fahrt gewinnen. Denn laut Thomas Weikert will der DOSB 2025 entscheiden, welche Region an den Start gehen soll. Das Internationale Olympische Kommitee verlange einen Austragungsort. Zu Wahl stehen bisher München, Berlin, Hamburg und das Ruhrgebiet.