Bis vergangenen Sonntag konnte bei Deutschlands größter Naturschutz-Mitmachaktion gezählt werden, die Ergebnisse gingen online oder schriftlich an den NABU-Bundesverband. „Die zahlreichen Daten zeigen Entwicklungen in der Vogelwelt und ihren Lebensräumen in den Siedlungsgebieten auf und helfen, Naturschutzmaßnahmen daraus abzuleiten“, sagt Josefine Stangenberg, Leiterin der NABU-Regionalgeschäftsstelle in Lebenstedt, „außerdem führen sie Menschen an die Natur heran und stärken die Artenkenntnis.“
Josefine Stangenberg hat die Meldungen nach erkennbaren Trends für die Region abgeklopft: Wie in den Vorjahren hat bislang der Haussperling auch zwischen Gifhorn und Clausthal-Zellerfeld klar den Schnabel vorn und wurde dabei den aktuellen Meldungen nach etwa sechs Prozent häufiger gesichtet als im Vorjahr. Hier unterscheidet sich der Trend in der Region Südost-Niedersachsen von den landesweiten Werten. Niedersachsenweit hat der Haussperling derzeit ein geringes Minus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Es kann sich aber immer noch etwas verschieben“, sagt Stangenberg, „die Endergebnisse stehen noch aus.“
Nach ersten Einschätzungen zeigt sich in Südost-Niedersachsen das gleiche Ranking wie im Landes- und Bundesgebiet: Die Kohlmeise folgt mit einem Minus von derzeit 9 Prozent auf Platz zwei, die Blaumeise erhält die Bronzemedaille mit einem Minus von 7 Prozent. Auf den Plätzen 4 und 5 folgen Amsel und Feldsperling, dies allerdings mit sehr starken Rückgängen. Die verheerende Seuche, die durch das Usutu-Virus im vergangenen Jahr einen riesigen Einbruch der Amselbestände gefordert hat, schlägt sich auch in Südost-Niedersachsen bei den Ergebnissen nieder: Im Vergleich zu 2024 wurden bislang 32 Prozent weniger Amseln gemeldet.
Auch beim Feldsperling, dem Vogel der Stadt- und Dorfränder, gibt es einen anhaltenden Trend. Trotz seines fünften Platzes sieht es für ihn mit einem satten Minus von 16 Prozent in Südost-Niedersachsen nicht gut aus. „Und ganz klar können wir den sehr milden Winter ablesen“, kommentiert Josefine Stangenberg , „durch das weitgehende Fehlen von Wintergästen aus Nord- und Nordosteuropa.“ Der Druck, sich beißender winterlicher Kälte und Nahrungsmangel zu entziehen und zu uns zu fliegen, war in dieser Wintersaison bislang offensichtlich so gering, dass nur wenige den Weg zu uns fanden.
Dies zeige sich etwa bei der Misteldrossel und dem Seidenschwanz, die in der Region kaum gesichtet wurden. Auch Eichelhäher (minus 22 Prozent) und Gimpel (minus 40 Prozent) fallen dabei ins Auge. Josefine Stangenberg berichtet aber auch von ganz besonderen Beobachtungen: „Sechsmal wurde der Hausrotschwanz in Südost-Niedersachsen gemeldet, Vogel des Jahres 2025, der jetzt eigentlich im warmen Süden weilen sollte.“ Bis Dienstag wurden in der Region 73 Vogelarten im Rahmen dieser Aktion gezählt und gemeldet. „Spannende Trends bereits jetzt“, resümiert Josefine Stangenberg, „wir sind sehr gespannt, was bis zum 20. Januar noch gemeldet wird.“ Meldungen sind bis dahin online unter www.nabu.de möglich.