Dabei fing alles ganz harmlos an. Im Florida-Urlaub 2023 machte Papa Marius einen Film von Tochter Kiana und stellte ihn online, das wollte der kleine Bruder dann auch. Schnell zeigte sich: Kurze und lustige Geschichten erzählen für das Netz, das machte beiden richtig viel Spaß. Also mehr davon. Es folgten weitere Drehversuche für das Internet, denn so richtig kannte sich der 42-jährige VW-Mitarbeiter damals noch nicht aus. Er gab dem Projekt aber einen Namen: FunFam4Life nennt sich der Kanal, der in der Nacht zum 1. September 2023 einen ungeahnten Schub bekam.
Vater und Sohn hatten die Gymnastikübung einer anderen Familie kopiert, und plötzlich schossen die Zahlen nach oben. Über Nacht gab es mehr als 20.000 Zugriffe bei Tiktok. „Keine Ahnung, woran das lag. Das war reiner Zufall“, sagt Marius Schenkel, für den der Algorhythmus noch immer ein Buch mit sieben Siegeln ist. Zwischen 30.000 und 50.000 Aufrufen pendelt die Quote ihrer Beiträge meist, aber es gab schon Filme mit bis zu 12,6 Millionen Aufrufen auf allen Plattformen. Einmal drehen und viermal verteilen, lautet das Rezept. Marius Schenkel teilt jeden Beitrag auf Tiktok, facebook Instagram und Youtube. Das Publikum und die Resonanz sind meist ganz unterschiedlich.
Zu sehen gibt es alles, was die beiden lustig und unterhaltend finden. Maximal 15 bis 20 Sekunden, länger dauert eine Szene nicht. Vater und Sohn erzählen Geschichten aus dem Alltag einer Familie, sie widmen sich allmöglichen Albernheiten, die durchs Netz wandern, sie amüsieren sich über banale Weisheiten und machen Lipsing-Videos zu Liedern aller Art. Die Auswahl kommt gut an, ihre Follower kommen aus der ganzen Welt, auch in den USA, in Australien oder den arabischen Ländern können die Menschen lachen über den fröhlichen Irrsinn aus Lengede. Die internationale Musik und Übersetzungsprogramme machen das möglich.
Mittlerweile istFunFam4Life für Marius Schenkel mehr als ein Hobby. Schon Anfang 2023 hatte er ein Kleingewerbe angemeldet, seit Mai 2024 kümmert sich die Agentur Management 2 Flash Media um die Anfragen von Firmen, denn das Interesse an Werbung wächst. Unternehmen wie Enpal, Kettler oder Anker gehören zu den Kunden. Leben kann die Familie von den Einnahmen nicht, aber ein Urlaub ist durchaus drin für den Einfallsreichtum und die Mühe.
Denn eine so große Schar ans Fans muss bespielt werden, wenn sie nicht abwandern soll. „Wir wissen nicht, wo die Reise hingeht oder wie lange wir erfolgreich sind, aber Social Media gehört die Zukunft“, sagt Marius Schenkel, der nichts dagegen hätte, sich eines Tages im Hauptjob um FunFam4Live zu kümmern. Mindestens vier Videos pro Woche sollten auf Sendung gehen, sagt die Grundregel, besser wäre täglich eines, damit die Follower dran bleiben.
Von ihrem Erfolg im Netz ist bei ihren Begegnungen am Arbeitsplatz oder in der Schule wenig zu spüren. Zwar gibt es ab und an einen freundlichen Kommentar über die ein oder andere Geschichte, aber sonst spielt FunFam4Live keine große Rolle bei Gesprächen. Glücklicherweise gibt es kaum schlechte Erfahrungen oder gar Hasskommentare. Marius Schenkel beobachtet die Reaktionen genau und versucht, jede Nachricht oder E-Mail zu beantworten.
Anfangs wurde das Duo noch belächelt, doch mittlerweile liegen die negativen Bemerkungen bei maximal einem halben Prozent, sagt der Vater, der wie sein Sohn beim SV Lengede aktiv ist. Marius Schenkel sitzt als stellvertretender Vorsitzender mit im Vorstand, sein 13-jähriger Junior spielt Fußball in der C-Jugend, liebt Dart und ist viel draußen unterwegs mit Freunden. Denn trotz der hohen Präsenz in den sozialen Medien wollen die beiden das reale Leben nicht zu kurz kommen lassen.