„Steigende Mieten, höhere Preise im Supermarkt, steigende Eintrittspreise und Gebühren. Dazu der Tank vom Auto als Euro-Fresser. Und auch die Bahn, die ständig an den Ticketpreisen schraubt: Die dünnen Portemonnaies müssen dringend dicker werden. Der Mindestlohn muss deutlich nach oben gehen“, fordert Katja Derer, Geschäftsführerin der NGG Süd-Ost-Niedersachsen-Harz.
Sie setzt auf die Mindestlohnkommission: „Sie muss die unterste Lohnkante jetzt unbedingt deutlich anheben. Wichtig ist, dass das nicht in Tippelschritten passiert, sondern schnell in Richtung 15 Euro ansteigen wird. Wer Vollzeit arbeitet und den gesetzlichen Mindestlohn verdient, hätte dann am Monatsende rund 375 Euro brutto mehr“, rechnet Katja Derer vor. Von einem 15-Euro-Mindestlohn würden nach Berechnungen des Pestel-Instituts rund 7.200 Menschen in Salzgitter profitieren. Katja Derer: „So viele arbeiten heute nämlich für weniger als 15 Euro pro Stunde“, sagt NGG-Geschäftsführerin Derer. Gerade Mini-Jobber bekämen oft nur einen Niedriglohn für ihre Arbeit.
Eine Anhebung des Mindestlohns um 2,18 Euro auf 15 Euro pro Stunde würde vor allem der Kaufkraft in Salzgitter einen „enormen Push“ bringen: Rund 4,1 Millionen Euro hätten die Mindestlohn-Beschäftigten in Salzgitter dann pro Jahr mehr in der Tasche. Das hat das Pestel-Institut berechnet. „Das macht also auch volkswirtschaftlich richtig viel Sinn, denn wir reden immer noch vom Niedriglohnbereich, und hier geht jeder Cent nahezu eins zu eins in den Konsum.
Wer nämlich wie viele Beschäftigte zum Beispiel in der Systemgastronomie am untersten Lohn-Limit verdiene, der brauche laut Katja Derer das Geld für alles, was nötig sei – von der neuen Waschmaschine bis zum Essen. „Wer nur den Mindestlohn verdient, der hat sowieso keine Chance, Geld auf die hohe Kante zu legen.“ Es sei deshalb auch „richtig und wichtig“, dass die schwarz-rote Koalition in Berlin einen Mindest-Stundenlohn von 15 Euro als Zielmarke gesetzt habe. Jetzt komme es auf die Mindestlohnkommission an. Ihr gehören Arbeitgeber und Gewerkschaften an. Die nächste Sitzung ist Ende Juni terminiert.
Wichtige Kriterien für eine Anhebung des Mindestlohns sind für Katja Derer nicht nur die generelle Tarifentwicklung, sondern auch die Kaufkraft des gesetzlichen Mindestlohns. Hier solle die 60-Prozent-Marke vom mittleren Bruttolohn erreicht werden. Ein Einschreiten des Gesetzgebers wäre laut Katja Derer demnach derzeit gar nicht erforderlich. „Die Kommission hat für die sinnvolle Erhöhung auf 15 Euro ja alle notwendigen Kriterien zur Hand.“
Die Geschäftsführerin der NGG Süd-Ost-Niedersachsen-Harz fodert mehr Tempo: „Wer am unteren Lohn-Limit arbeitet, hat mehr Respekt verdient. Mehr Respekt bedeutet dabei vor allem aber auch mehr Lohn. Es ist traurig genug, dass viele Menschen auf Bürgergeld angewiesen sind. Aber es ist bitter, dass die, die heute zum Mindestlohn arbeiten, nur ein ‚Bürgergeld plus‘ im Job verdienen“, so Katja Derer. Wirklich fair bezahlt werde ohnehin nur derjenige, der den Tariflohn seiner Branche bekomme.