„Vor allem ist mir dabei wichtig, die gute Zusammenarbeit zwischen der Salzgitter AG und den beiden Konsorten erfolgreich fortzuführen“, sagte Groebler. Zumal Papenburg seit Jahren ein stabiler Großaktionär des Stahlkonzerns sei: Der Bauunternehmer ist mit 26,7 Prozent größter Einzelaktionär vor dem Land Niedersachsen, das 26,5 Prozent hält.
Die Aktionäre goutierten Groeblers Absage an das Konsortium allerdings nicht. Auf der Hauptversammlung beantragte ein Vertreter Papenburgs, über die Entlastung der Vorstandsmitglieder einzeln abzustimmen. Sie erteilten dem Vorstandschef nur mit knapper Mehrheit – rund 56 Prozent der stimmberechtigten Aktien – die Entlastung. Alle anderen Vorstände wurden dagegen fast einstimmig mit mehr als 99,9 Prozent entlastet.
Drei Anträge fielen bei den Aktionären sogar komplett durch. Dabei ging es um die Möglichkeit, eigene Aktien zu erwerben, den Einsatz sogenannter Derivate bei solchen Aktienkäufen und die Möglichkeit, Hauptversammlungen künftig auch rein virtuell abhalten zu können.
Ende 2024 war bekanntgeworden, dass Papenburg zusammen mit TSR ein Übernahmeangebot für den Stahlkonzern erwägt. Später legten beide ein nicht bindendes Gebot vor. Der Vorstand hatte dies im April als zu niedrig zurückgewiesen und angekündigt, dass Salzgitter selbstständig bleiben wolle.
Zuvor habe es intensive Gespräche, gegeben, die Groebler als „sehr konstruktiven Austausch“ bezeichnete. Am Ende habe es aber „signifikant unterschiedliche Vorstellungen über den aktuellen und zukünftigen Wert des Unternehmens“ gegeben. Das Konsortium hatte 18,50 Euro je Aktie geboten, an der Börse war das Papier zuletzt gut 22 Euro wert.
IG Metall und auch das Land Niedersachsen hatten die Übernahmepläne von Anfang an kritisch gesehen. Einem Ausstieg des Landes erteilte Finanzminister Gerald Heere (Grüne) auf der Hauptversammlung erneut eine Absage. „Das Land Niedersachsen steht ganz ausdrücklich zu seiner Beteiligung an der Salzgitter AG.“ Auch der Kurs des Vorstands zur Transformation des Unternehmens hin zu grünem Stahl habe seine volle Unterstützung.
Große Hoffnungen setzt das Unternehmen auf CO₂-neutralen Stahl, der künftig aus Salzgitter kommen soll. „Für uns ist grüner Stahl die Zukunft“, sagte Groebler. Deutschlands drittgrößter Stahlkonzern investiert dafür derzeit mehr als zwei Milliarden Euro in den Umbau des Stammwerks, davon eine Milliarde Euro, die Bund und Land zuschießen. Der Hochlauf verzögert sich allerdings etwas, wie Groebler einräumte. Statt Ende 2026 soll die neue Anlage jetzt erst 2027 grünen Stahl liefern.
Der bisher angepeilte Termin sei wegen einer Bauverzögerung beim Elektro-Lichtbogenofen nicht zu halten, sagte Groebler. Die Inbetriebnahme verschiebe sich dadurch um „wenige Monate“. Bis 2033 will das Unternehmen komplett auf grünen Stahl umstellen und die drei kohlebefeuerten Hochöfen nach und nach durch Anlagen ersetzen, die zunächst mit Erdgas und später mit grünem Wasserstoff laufen.
Der Stahlkonzern leidet unter der derzeit schwachen Konjunktur, hohen Strompreisen und einer sinkenden Stahlnachfrage. Im vergangenen Jahr rutschte das Unternehmen nach Steuern mit fast 350 Millionen Euro in die roten Zahlen, auch im ersten Quartal 2025 blieben unterm Strich knapp 35 Millionen Euro Verlust. „Das ist schlicht nicht ausreichend“, sagte Groebler. Und es entspreche auch nicht den Ambitionen des Unternehmens.
Angesichts der schwachen Entwicklung hatte Salzgitter sein laufendes Sparprogramm zuletzt deutlich verschärft. Statt der bisher angepeilten 250 Millionen Euro pro Jahr sollen bis 2028 nun jährlich 500 Millionen Euro gespart werden. Und die ersten 150 Millionen Euro davon seien schon erreicht. „Wir sind in der Umsetzung“, sagte Groebler.
Hoffnungen setzt Groebler zudem auf die schuldenfinanzierten Investitionspläne des Bundes in Verteidigung und Infrastruktur. Beides werde auch die Nachfrage nach Stahl ankurbeln. Und gerade bei Sicherheitsstahl für die Rüstungsindustrie sieht der Salzgitter-Chef große Chancen. „Wir erwarten einen signifikanten Ausbau.“ Bisher spielte Rüstung keine große Rolle. Größter Abnehmer ist traditionell die Autoindustrie.