Die Nitratrichtlinie verpflichtet dazu, Überschreitungen des Grenzwertes für Nitrat von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) zu verhindern. VSR-Mitarbeiter Harald Gülzow stellt bei der Auswertung der Messergebnisse fest, dass die Nitratbelastung im Brunnenwasser trotz vielen Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft sinkt. „In jeder dritten Probe aus den privat genutzten Brunnen stellten wir eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter Nitrat fest“, erklärt er.
Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die Belastungen in je einem Brunnen in Telgte mit 243 mg/l Nitrat, in Ersehof mit 154 mg/l, in Alvesse mit 149 mg/l, in Schmedenstedt und Essinghausen mit 132 mg/l, in Rüper mit 131 mg/l und in Wense mit 130 mg/l. Auch belastet ist das Brunnenwasser in Dungelbeck mit 92 mg/l Nitrat, in Wendeburg mit 81 mg/l und in Peine mit 76 mg/l. Zu den Auswertungen der Messwerte im Kreis Peine gelangen Interessierte über die interaktive Karte auf www.vsr-gewaesserschutz.de/regionales/niedersachsen-bremen im Internet.
Im Kreis Peine bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 91 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern helfen das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Grundwasser zu verringern“, berichtet Harald Gülzow.
Bei Agroforst werden Bäume und Sträucher gezielt mit Ackerkulturen, Grünland oder Weidetierhaltung kombiniert, um ökologische und ökonomische Vorteile zu erzielen. Es ist eine nachhaltige Form der Landwirtschaft, die auf einer Fläche sowohl die Vorteile der Forstwirtschaft als auch der Landwirtschaft vereint. Diese Systeme tragen laut VSR zum Klima- und Artenschutz bei. „Es fehlen bislang jedoch die notwendigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um die breite Umsetzung zu ermöglichen.“
Aus diesem Grund haben ein Bündnis von Agrarexperten und Beratern in dem Positionspapier „Agroforst Jetzt!“ dargelegt, wie notwendig und dringlich die Durchsetzung in Deutschland ist. Es geht darum, klare Rahmenbedingungen für die Agroforstwirtschaft zu schaffen, erklärt Harald Gülzow. Im Aufruf werde dargelegt, dass diese effiziente Form der Landnutzung die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an den Klimawandel verbessert. Durch den Schutz vor Bodenerosion sowie die Förderung der Taubildung können Agroforstsysteme mit einer ertragsstabilisierenden Wirkung dazu beitragen, die Lebensmittelversorgung auch bei zunehmenden Extremwetterereignissen zu sichern. Auf der Homepage www.agroforst.jetzt können weitere Organisationen, landwirtschaftliche Betriebe oder Privatpersonen diesen Aufruf unterstützen