Ein Hauch Berlinale in der Region
Eltern und Omas gegen Rechts zeigen den sehenswerten Dokumentarfilm „Kein Land für Niemand“

Leben hinter dem Zaun: Der Dokumentarfilm "Kein Land für Niemand" behandelt die Abschottungspolitik in Europa.foto: dropout-cinema
Hildesheim. Wirklich großes Kino und Berlinale-Feeling in der Region. Der Thega Filmpalast in Hildesheim zeigt am Dienstag, 7. Oktober, um 18 Uhr den Dokumentarfilm „Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes“ im Beisein der Regisseure und einer Darstellerin. Er beleuchtet die drastischen Folgen der europäischen Abschottungspolitik und die Rolle Deutschlands in diesem Paradigmenwechsel.

Die Hildesheimer Eltern gegen Rechts und Omas gegen Rechts holen mit Unterstützung des Bündnisses gegen Rechts nicht nur den Film nach Hildesheim, sondern auch die Regisseure Max Ahrens und Maik Lüdemann. Sie geben persönliche Einblicke zu den Dreharbeiten während einer humanitären Krise an Europas Türschwelle. Im Anschluss ist mit den jungen Filmemachern ein Gespräch im Kinosaal geplant. Zu Gast ist zudem Neeske Beckmann aus Hildesheim, die seit 2018 für Seewatch tätig und in der Dokumentation zu sehen ist. Der Eintritt kostet nur fünf Euro. Für Menschen, die Unterstützung bei der Finanzierung benötigen, gibt es kostenlose „Soli-Tickets“.

Der Rechtsruck ist längst auch in Hildesheim angekommen. Erst vor kurzem gab es dort eine Razzia gegen eine mutmaßliche bewaffnete Gruppe aus dem rechtsradikalen Milieu. Diese Entwicklung macht vielen Menschen Angst. Anfang des Jahres gingen 8.000 Hildesheimer auf die Straße, um gegen Hetze und Ausgrenzung zu demonstrieren. Unter ihnen die Omas gegen Rechts und die im März 2025 gegründeten Eltern gegen Rechts Hildesheim. Als sie von „Kein Land für Niemand“ erfuhren, war schnell klar: Dieser Film soll auch in Hildesheim laufen. In Kooperation mit dem Thega Filmpalast präsentieren sie am 7. Oktober den sehenswerten Dokumentationsfilm. Tickets kosten fünf Euro. Bei Bedarf gibt es kostenlose „Soli-Tickets“. „Wir wollen, dass alle die Möglichkeit bekommen diesen besonderen Film zu sehen egal wie viel gerade im Portemonnaie ist“, so Anne Schmidt von den Eltern gegen Rechts. So funktioniert’s: Einfach eine Mail an hallo@omasgegenrechts-hildesheim.org oder eltern-gegen-rechts-hildesheim@gmx.de schicken und die Tickets vor Vorstellungsbeginn an der Kinokasse abholen.

Während sich Deutschlands Asyl- und Migrationspolitik zunehmend von humanitären Grundsätzen entfernt, eskaliert die Lage an den Außengrenzen der EU. Die Dokumentation “Kein Land für Niemand” begleitet eine Rettungsmission im Mittelmeer, zeigt die katastrophalen Zustände in Lagern für Geflüchtete und gibt Menschen eine Stimme, die den lebensgefährlichen Weg nach Europa überlebt haben. Gleichzeitig blickt der Film auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland: Ein erstarkender Rechtspopulismus prägt den Diskurs, Flucht und Migration wird zunehmend kriminalisiert, und humanitäre Hilfe gerät unter Druck. Deutschland gibt hier immer wieder den Takt vor, und Europa zieht nach.

Durch exklusive Interviews mit Aktivist und Aktivistinnen, mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, aber auch mit Politikern und Politikerinnen hinterfragt „Kein Land für Niemand“ die aktuellen Narrative über Flucht und Migration und beleuchtet die Mechanismen, mit denen Angst und Populismus die politische Agenda bestimmen. Wie konnte es so weit kommen? Und welche Alternativen gibt es zu einem Europa, das sich immer weiter abschottet? Ein Film über eine Krise, die weit mehr ist als eine Debatte über Grenzen – sondern eine über Menschlichkeit, Verantwortung und die Zukunft Europas.

Das Regie-Duo lernte sich 2014 im Filmstudium kennen. „Kein Land für Niemand“ ist ihr gemeinsames Langfilm-Debüt. „Als wir 2022 mit der Arbeit an dem Film angefangen haben, hatten wir keine Ahnung, was uns in den nächsten drei Jahren bevorstehen würde. Wir wollten andere, hoffnungsvollere und konstruktivere Perspektiven auf das Thema Migration finden, die über wiederkehrende Silvester- und Freibaddebatten hinausgehen. Dann wurden der Film und wir mitgerissen von einem historischen Rechtsruck“, so Max Ahrens und Maik Lüdemann,. „Kein Land für Niemand“ sei die Bilanz ihrer „ziemlich intensiven Reise durch das Zeitgeschehen“ und dokumentiert „eine migrationspolitische Wende“. Die beiden Filmemacher möchten damit zu „komplexeren und menschenfreundlicheren Migrationsdebatten beitragen und solche anregen, die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft für alle machen“.

Die Umsetzung wurde durch ein Förderbündnis ermöglicht, an dem folgende Organisationen beteiligt waren: Sea Watch, United4Rescue, Pro Asyl, German Doctors, Mennonitisches Hilfswerk und Sea Eye.

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