Was haben die Freiwilligen im Schweiße ihres Angesichts und auch unter Nutzung der Sandsackfüllmaschine alles abgefüllt: Allein der Landkreis hat laut Sprecherin Anja-Carina Riechert 8.000 Sandsäcke ausgegeben, jeweils 4.000 an die Samtgemeinden Meinersen und Papenteich. Letztendlich wurden nicht alle verbaut. Das sieht man auf dem Gelände des Bauhofs in Meinersen.
Steffen Weichsler, Fachbereichsleiter der Samtgemeinde Meinersen, hebt die Plane über einen Haufen gefüllter Sandsäcke an, die auf Paletten gestapelt parat liegen. Auf diesem und einem weiteren abgedeckten Haufen sind 2.500 Säcke geschichtet. Praktisch frische, denn sie kamen nicht zum Einsatz. 1.000 von ihnen will die Samtgemeinde auf Vorrat halten. „Sie sollen eingelagert werden“, so Weichsler. Aber nicht auf dem Bauhof.
Standort dafür soll laut Gemeindebrandmeister Sven J. Mayer der alte Bauhof in Müden werden. Und das hat einen guten Grund: Dieses Gebäude soll das Zivilschutzlager der Samtgemeinde Meinersen werden, bestätigt Sprecherin Katja Schulze. Für den Aufbau und die Organisation werde die neue Stelle Zivil- und Bevölkerungsschutz zuständig sein. Über die Besetzung dieser Stelle noch in 2024 werde die Politik voraussichtlich im zweiten Quartal des Jahres entscheiden.
Die Lagerung von Sandsäcken werde einen großen Platzbedarf beanspruchen, laut Schulze geht es immerhin um 20 Paletten. „Der Rest wird per Restmüllcontainer entsorgt.“ Privatleute, die Sandsäcke bekommen haben, sollen diese selbst ebenfalls im Restmüll entsorgen. Laut Weichsler ist vorgesehen, auch 4.000 bis 6.000 ungefüllte Sandsäcke auf Vorrat zu legen.
Im Papenteich wurden ebenfalls tausende Sandsäcke verbaut. Die Papenteicher hatten neben den 4.000 vom Landkreis gestellten Exemplaren noch in Eigeninitiative 3.000 weitere aus Braunschweig herangeschafft. Viele Sandsäcke liegen noch an Ort und Stelle, etwa in Schwülper an der Freikirchlichen Gemeinde mit ihrem denkmalgeschützten Stiftsgebäude am Ortsrand neben den Okerwiesen.
Samtgemeindebürgermeisterin Ines Kielhorn geht auf Nummer sicher und lässt den Wall aus Sandsäcken lieber noch liegen. Der Pegelstand der Oker sei noch erhöht, begründet sie. Es schade nicht, wenn die Säcke noch eine Weile dort bleiben. „Da passiert nichts.“ Im Gegenteil: Sie gäben Sicherheit für den Fall, dass etwa durch Wasser aus dem Harz noch einmal die Oker über die Ufer tritt.
Dass auch für diese Sandsäcke danach der Weg in die Entsorgung geht, ist Kielhorn klar. „Die können wir nicht in der Waschmaschine waschen“, sagt sie und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich sehe sie schon an der Wäscheleine hängen.“ Was mit dem Sand passieren soll, werde die Samtgemeinde noch klären, so Kielhorn weiter. Eine Kontamination hält sie eher für ausgeschlossen, wenngleich das Okerwasser auch nicht gerade Trinkwasser gewesen sei.
Die 8.000 vom Landkreis ausgegebenen Sandsäcke bestehen aus Jute, so Riechert. „Da sie nicht mehrfach verwendet oder recycelt werden können, können sie mit dem Restmüll thermisch verwertet werden.“ Sandsäcke könnten grundsätzlich nicht wiederverwendet werden.
Nach dem Weihnachtshochwasser wollen sich die Kommunen in den kommenden Monaten verstärkt mit dem Thema Katastrophenschutz auseinandersetzen – siehe den geplanten Umbau des alten Bauhofs in Müden zu einem Zivilschutzlager. Auch beim Landkreis gibt es schon Überlegungen, wie er künftig besser vorbereitet sein kann. So sollen Sandsäcke zentral geordert und – wie am Beispiel Meinersen zu sehen – dezentral gelagert werden, damit die Kommunen im Fall eines Hochwassers kürzere Wege zum Depot haben. Das findet Jan Klages, stellvertretender Gemeindebrandmeister im Papenteich, auch für seine Samtgemeinde wichtig.
In einer Pressekonferenz des Steuerkreises Hochwasser beim Landkreis Anfang Januar brachte Landrat Tobias Heilmann auch die Anschaffung eines mobilen Deichs ins Gespräch. Solche Modelle – große, lange Schläuche, die mit Wasser gefüllt werden – sind in Braunschweig und Goslar vorsorglich aufgestellt worden. In einem Erfahrungsaustausch mit dem Bundestagsabgeordneten und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hatte Schwülpers Bürgermeisterin Brigitte Brinkmann neulich eine Anregung aus der Feuerwehr weitergegeben: Die Einsatzkräfte bräuchten demnach eine Fortbildung in Deichbau.