Anzeichen, dass etwas nicht stimmt, gab es schon früher. „Ich war immer so müde“, erzählt die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation. Ein Warnsignal des Körpers, es langsamer angehen zu lassen. Doch Angelique hört nicht auf ihren Körper. Sie muss ja weitermachen, ihre kranken Eltern brauchen sie. 2021 stirbt die Mutter, ein Jahr später der Vater. Die Last verschwindet plötzlich von ihren Schultern, sie spürt sich selbst wieder, leidet nicht nur unter chronischer Erschöpfung und Müdigkeit, sondern hat auch Schmerzen im rechten Bein und stechende Schmerzen in der linken Leiste.
Sie beschließt, ins Krankenhaus zu gehen und sich untersuchen zu lassen. Eine Entscheidung, die alles verändern wird. Die Ärzte stellen eine Thrombose fest – und auf dem Monitor des Ultraschallgeräts ist ein Tumor zu sehen, dreieinhalb Zentimeter groß. Er wird operativ entfernt und im Labor untersucht. Das Ergebnis: Es handelt sich um ein sogenanntes Marginalzonenlymphom – ausgelöst durch unheilbaren Lymphdrüsenkrebs. Der Ehranerin bleiben nach Aussage der Ärzte noch höchstens zehn Jahre. Eine Schock-Diagnose. Und die nächste Hiobsbotschaft lässt nicht lange auf sich warten: Auch die rechte Leiste ist vom Krebs befallen.Ein echtes Problem. Denn: „Diesen Tumor konnte man nicht entfernen, weil man den auf der linken Seite schon entfernt hatte“, weiß die Krebspatientin. „Man kann das Lymphsystem nicht komplett unterbrechen.“ Sie bekommt eine Chemo- und Antikörpertherapie. Doch die Nebenwirkungen treffen sie mit voller Wucht: Sie leidet unter Schlafstörungen, Schmerzen in den Gelenken und Durchfällen. Auch die Haare fallen aus. Ein normales Leben ist nicht mehr möglich. Aber Lindwor-Tinel will nicht gepflegt werden, versucht, so gut es geht, alleine klarzukommen. „Ich will nicht, dass meine Tochter ihr Leben unterbricht, um mich zu pflegen, so wie ich damals bei meiner Mutter.“ Sie möchte ihr einziges Kind, mit dem sie von Zeit zu Zeit telefoniert und das in Sachsen-Anhalt studiert, nicht belasten: „Sie muss ihr eigenes Leben führen.“
Immerhin schlägt die Therapie an, der Tumor wird kleiner – allerdings nicht klein genug. Er drückt auf die Blase. Eine Bestrahlung soll helfen und den Tumor weiter schrumpfen. Doch es ist zu spät, Inkontinenz ist die Folge: „Das ist das Schlimmste überhaupt. Ich traue mich kaum noch vor die Tür.“ Glückliche Momente gibt es nur noch selten – zum Beispiel dann, wenn Menschen ihr ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Allen voran ihre Schwester, die zwar weit weg wohnt, aber trotzdem immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen hat. Und zwei beste Freundinnen, die sie tatkräftig unterstützen. Vor allem aber ihr kleiner Hund Yoshi: „Er ist mein Ein und Alles.“
Mittlerweile wurde ein neuer, acht Millimeter großer Tumor gefunden und Lindwor-Tinel als Palliativ-Patientin eingestellt: „Mal sehen, wie schnell er wächst.“ Probleme bereitet der 58-Jährigen zudem Polyneuropathie, eine Erkrankung der Nerven, deretwegen sie „wackelig auf den Beinen“ ist. Am meisten zu schafften aber machen ihr gerade Depressionen: Wenn der 14-jährige Bolonka-Yorkshire-Mischling nicht wäre, würde sein Frauchen morgens oft einfach im Bett liegen bleiben. Er gibt ihr Kraft, durchzuhalten, den Kampf weiter zu führen – obwohl er eigentlich aussichtslos ist. „Ich werde an dieser Krankheit sterben. Wann, weiß ich zum Glück nicht“, so Lindwor-Tinel. „Aber ich möchte so lange leben, bis meine Tochter 35 ist, miterleben, wie sie heiratet oder zumindest glücklich liiert ist.“
Aber sie hat viele Arzttermine, ist auf ihr Auto angewiesen. Das macht mittlerweile ernsthaft Probleme. Die nötige Reparatur für ungefähr 1.200 Euro könne sie sich mit der kleinen Erwerbsunfähigkeitsrente von 950 Euro nicht leisten. Deshalb und weil sie trotz allem hofft, dass „ich doch noch mal bessere Zeiten haben werde“, beschloss die belgischstämmige Frau, die im Sauerland aufwuchs, in die Offensive zu gehen und über die im bayrischen Mauern ansässige Familienkrebshilfe Sonnenherz Mittel für sich zu sammeln.Die Gelder der Spendenaktion werden einem Infoschreiben des 2017 vom Heilpraktiker Christian Neumeir gegründeten gemeinnützigen Vereins „zu 100 Prozent weitergeleitet“. Wer Angelique Nathalie Lindwor-Tinel Geld spenden möchte, kann es unter dem Verwendungszweck „Helft Angelique“ an die Familienkrebshilfe Sonnenherz, IBAN DE98 7016 9614 0002 5988 68 überweisen. Um eine Spendenquittung zu erhalten, muss im Verwendungszweck die vollständige Adresse angegeben werden. Infos zur Organisation gibt es unter www.fkh-sonnenherz.de und bei facebook.