Zurück zu Mittelalter und Südamerika: Es geht jeweils um eine Fläche von rund vier Quadratmetern, zumindest in dem Garten am Kinderschutzbund. Im Mittelalter-Beet finden sich Hirse, Pastinake, Liebstöckl. „Das haben die Menschen in Niedersachsen zu jener Zeit gegessen“, sagt Tanja Wolf. Im Beet „Südamerika“ gibt es Mais, Kürbis und Bohnen – Tomaten und Kartoffeln, die ebenfalls von diesem Kontinent stammen, wachsen an anderen Stellen in dem neuen Garten. „Ohne die Entdeckung Amerikas wäre unsere Ernährung heute weniger vielfältig. Mit den Beeten können wir das auch gut Kindern und Jugendlichen erklären.“
Kinder und Jugendliche sind eine der Zielgruppen der neuen Gartenanlage. Ihnen soll mit dem Garten die „teilweise Naturentfremdung genommen werden.“ Bei den 15 Kindern des pädagogischen Mittagstisches hat das bereits geklappt.
Viermal in der Woche kommen die Kinder zum Mittagessen in den Kinderschutzbund, es gibt eine Hausaufgabenhilfe von Ehrenamtlichen, danach Nachmittagsprogramm.
Dabei sind 16 kleine Hochbeete entstanden. Sie werden von den Kindern – Tanja Wolfs Sohn Mika hat Nummer 16 übernommen – selbst bepflanzt und gepflegt. „Erdbeeren und Popcorn-Mais wollten alle. Hier wachsen aber auch Paprika und Tomaten.“
Der Garten gliedert sich in weitere Teile, die vor allem für erwachsene Besucher interessant sein dürften. Wie die große Kräuterspirale, die Bienenweide mit Wildblumen und Blühstauden, die Gemüsebeete mit alten Sorten wie lila Möhren, Pastinaken, Spargelsalat, alten Tomaten-, Paprika- und Kohlsorten. Auch eine Wildobstecke mit Felsenbirne, Holunder und Sanddorn gibt es. „Es ist wichtig, sich im Zeichen des Klimawandels auf alte Sorten zu besinnen, die gut mit Wärme und Trockenheit klar kommen“, erklärt Tanja Wolf eines der Prinzipien des Gartens. Ein anderes Prinzip ist die Biodiversität der Anlage. „In den vergangenen 30 Jahren sind weltweit 75 Prozent der Insekten verschwunden. Hier können wir zeigen, wie jeder, der einen Garten hat, dagegensteuern kann. Das ist eine der größten Aufgaben unserer Zeit.“ Da schließt sich auch wieder der Kreis zu den Kindern und Jugendlichen. „Wenn wir denen die Wichtigkeit von Natur nicht beibringen, wie sollen sie diese dann später schützen können?“Im Entstehen ist gerade ein Naturteich als Anschauungsobjekt eines in sich geschlossenen Ökosystems. Doch es gibt noch mehr Baustellen: Im hinteren Bereich soll eine Außenküche entstehen, um das im Garten geerntete Obst und Gemüse gleich zuzubereiten – beispielsweise für den pädagogischen Mittagstisch.
Daneben soll ein Hühnerstall gebaut werden, eine Freivoliere steht bereits. „Eier gehören schließlich auch zu den Lebensmitteln. Auch hier geht es um die Vielfalt, die Verarbeitung. Auch das wollen wir den Kindern beibringen.“ Noch sind zwar keine Hühner da, doch Tanja Wolf sucht bereits Paten – denn im Sommer soll es losgehen mit dem Federvieh.
Die unterschiedlichen Themenbereiche sollen im weiteren Verlauf noch mit Hinweistafeln versehen werden, sagt Tanja Wolf, die aktuell an einer Weiterbildung zur Natur- und Umweltpädagogin teilnimmt. Sie hat einiges vor auf der Anlage, die vom Kinderschutzbund Gifhorn sowie der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung finanziert wird. So sind für die Zukunft Führungen durch den Garten und Vorträge geplant. Auch Pflanzentauschbörsen soll es immer wieder mal geben. Außerdem sind Aktionen, die im Zusammenhang mit Gärten stehen, im Rahmen des Sonntagscafés im Kinderschutzbund geplant. Diesmal konnten Kinder kleine Blumentöpfe bemalen. Das für alle Gifhorner geöffnete Sonntagscafè findet alle 14 Tage von 15 bis 18 Uhr mit Kaffee, Kuchen, Eis und Waffeln statt – wegen Pfingsten allerdings erst wieder am 2. Juni. Für den Betrieb werden übrigens noch ehrenamtliche Helfer gesucht, sagt Kinderschutzbund-Vorsitzende Claudia Klement.
Die nächsten Aktionen rund um den neuen Schau- und Lehrgarten wird es am Freitag, 21. Juni, geben. Dann wird auch der neue Skaterpark an der Flutmulde eröffnet und der Kinderschutzbund feiert sein 50-jähriges Bestehen. Auf das Jubiläum und die Feier weist bereits eine große Einladung hin – ein Graffiti auf einer Mauer am Skaterpark, gestaltet von Bastian Mars alias Mars-Art.