Dass ein wolfsabweisender Zaun aber wirken kann, das weiß Werthmann durchaus. Ein solcher schützt nämlich seine Sika-Hirsche, die an anderer Stelle stehen. „Es gibt Spuren, dass da ein Wolf versucht hat, hochzuklettern. Der muss sich einen ordentlichen Schlag abgeholt haben.“ Beute hat der Räuber allerdings keine gemacht, so der Schafsbesitzer.
In der aktuellen Schadenstabelle der Landesjägerschaft zu Nutztierrissen taucht der Vorfall in Wunderbüttel noch nicht auf. Ebenso fehlt noch ein Eintrag zu einem Riss, bei dem laut Werthmann in Oerrel ein Rind getötet wurde. „Das war fünf Tage vor dem Angriff auf meine Tiere. Das Rind wurde durch einen Kehlbiss getötet, wie meine Schafe. Das deutet beide Male auf einen Wolf hin.“ Allerdings: Ein Nachbar soll eine Nacht vor dem Angriff auf die Schafe in Wunderbüttel „ein großes Tier gesehen“ haben, bei dem nicht ganz sicher ist, ob es ein Wolf war oder ein Hund.
Gesichert ist dagegen inzwischen, dass Lucky einem Wolf zum Opfer fiel. Im Sommer 2020 zogen Svenja (damals neun Jahre alt) und Finja (elf Jahre) Lamm Lucky auf, nachdem sich die Mutter nur um das stärkere Zwillingstier kümmerte. Im Garten der Familie Fricke fand Lucky damals ein neues Zuhause, zog später zu anderen Tieren auf eine Weide des Großvaters der beiden Mädchen. Im April dann fand die Familie Lucky, inzwischen zum Hammel herangewachsen, übel zugerichtet auf der Weide – so wie auch ein trächtiges Muttertier. Ein Wolf wurde von Anfang an als Verursacher vermutet, ein Wolfsberater hatte DNA-Proben genommen. Der Verdacht bestätigte sich schließlich, Heidschnucke Lucky und das Mutterschaf sind Opfer des fünften gesicherten Wolfsangriffs in der Schadentabelle der Landesjägerschaft in diesem Jahr.Nur zwei Tage später riss ein Wolf in Hankensbüttel ein Schaf und verletzte zwei weitere. Weitere Angriffe gab es 2024 bereits in Isenhagen am 8. Januar (vier tote Schafe), in Oerrel am 25. Februar (zwei tote Schafe), in Emmen am 11. März (zwei tote Schafe) sowie in Wettendorf am 1. April (zwei Stück totes Gatterwild). Der Vollständigkeit halber: Außer in Isenhagen gab es laut Landesjägerschaft bei keinem der Wolfsangriffe den erforderlichen Grundschutz, der Grundschutz in Isenhagen war beeinträchtigt.
Außerdem: Nur in einem Fall verweisen die DNA-Proben auf ein ganz bestimmtes Tier, in den anderen Fällen konnte bisher keine Zuordnung erfolgen. Das könnte verschiedene Gründe haben: Entweder waren durchziehende Tiere die Angreifer oder Jungtiere, die vorher noch nicht in Erscheinung traten. In Isenhagen allerdings konnten die DNA-Proben zugeordnet werden. Bei dem Wolf, der Anfang Januar vier Schafe riss, handelt es sich um das Tier GW1595m. Bei diesem Wolf handelt es sich um das männliche Elterntier des Rudels Ringelah (bei Wagenhoff). Das ist eines der vier Rudel im Landkreis Gifhorn, die anderen wurden bei Steinhorst, bei Hankensbüttel sowie bei Ehra-Lessien lokalisiert.
Das weibliche Elterntier GW1861f aus dem Rudel Ringelah hatte am 23. März ein Mann früh morgens tot und übel zugerichtet an der Ecke Wolfsburger Straße/Calberlaher Damm in Gifhorn gefunden. Die Polizei leitete ein Strafverfahren wegen Jagdwilderei und Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz ein. Und auch ein weiblicher Nachkomme des Wolfspaares wurde illegal getötet. Der Kopf des Tieres GW3200f wurde am 7. April 2023 auf dem Bürgersteig des Nabu-Artenschutzzentrums in Leiferde gefunden. Auch hier leitete die Polizei ein Strafverfahren ein. Beide Verfahren sind allerdings inzwischen eingestellt.