Martin Böye aus Wolfenbüttel freut sich immer auf den DLRG-Einsatz am Tankumsee. Denn dann hat der Rettungsschwimmer aus der Lessingstadt wieder traditionell seinen ersten Dienst dort. Das Naherholungsgebiet bei Isenbüttel ist ihm in seinen nunmehr 14 Dienstjahren ans Herz gewachsen. „Man kommt wieder in sein zweites Wohnzimmer.“
Böye ist immer wieder am Tankumsee, sein junger Kamerad Jan Lange hat jetzt dort seine Premiere. Der 16-Jährige hat nach Corona mit der Ausbildung angefangen und seit drei Wochen den Rettungsschwimmerschein. Schon als Kind hat er Freude am Schwimmen gefunden. „Es macht mir an sich Spaß, und jetzt kommt der Aspekt hinzu, dass ich Leben retten kann.“ So wie Böye es schon am Tankumsee zweimal mit Reanimationen gemacht hat.
Lange ist aus Sicht von Dennis Wengenroth, der diesmal die Einsatzleitung hat, der typische Kandidat, den die DLRG rekrutieren muss, um Wachdienste wie am Tankumsee überhaupt besetzen zu können. Jugendliche in der Phase zwischen 13, 14 Jahren und der Volljährigkeit versuchen die Rettungsschwimmer, für dieses Ehrenamt zu begeistern. „In der Regel haben junge Leute Lust daran, etwas zu machen.“ Bei der Wache kämen Gemeinschaft, eine Sinn stiftende Tätigkeit und die damit verbundene Wertschätzung jener, denen sie helfen, zusammen.
Wichtige Faktoren, um Kandidaten bei der Stange zu halten, um den geschützten Badebetrieb unter anderem am Tankumsee aufrechtzuerhalten. Wenn Wengenroth die einzelnen Ausbildungselemente vom Rettungsschwimmerkursus über Sanitätsdienst bis zur Ersten Hilfe zusammenzählt, kommt er auf mindestens 20 Tage Kurse, die auf Wochenenden verteilt werden. Es kommen noch Fortbildung und bei einigen Kräften Fachausbildungen hinzu. In den vergangenen 24 Monaten habe er 21 Rettungsschwimmer mit dem Abzeichen Gold und 18 mit Silber für seine Ortsgruppe ausgebildet. Dennoch: „Wir bräuchten dringend mehr.“
Das liest sich auch daran ab, dass die 30 Einsatzkräfte über das jüngste lange Wochenende – 18 ausgebildete und zwölf in Ausbildung befindliche – aus vier Ortsgruppen kommen: Neben der federführenden Wolfenbütteler sind es Schöningen, Remlingen und Königslutter. Wengenroth kennt kaum eine Ortsgruppe, die das allein stemmen könnte, Braunschweig mal ausgenommen. Unter anderem dieser Umstand macht es nötig, Dienstpläne frühzeitig zu erstellen. So beginnt die Badesaison für den Arbeitskreis der Wachführer eigentlich bereits im Januar. Die Einsatzzeiten müssen in Einklang kommen mit Beruf und Familie. „Wir sind darauf angewiesen, dass die Leute Zeit haben.“ Noch seien nicht alle Dienste in dieser Saison mit Personal besetzt, die Tüftelei gehe weiter.
Wengenroth, ausgebildeter Katastrophenschutz-Manager und bei der Stadt Wolfsburg im Fachbereich Zivilschutz tätig, verweist darauf, wie wichtig geschützter Badebetrieb an einem beliebten Gewässer wie dem Tankumsee ist. „Der Nichtschwimmer-Anteil steigt.“ Er sieht nicht nur die Eltern gefordert, sich rechtzeitig um die Schwimmausbildung ihrer Kinder zu kümmern. Die Politik sei verantwortlich dafür, das Ehrenamt sowie Bäderbetriebe und Lehrschwimmbecken zu fördern, damit Ausbildung überhaupt stattfinden könne.