Inzwischen hat eine Mitarbeiterin des Nachrichtenmagazins Der Spiegel über das Gifhorner Dilemma geschrieben. Dilemma deshalb, weil nach aktuellem Stand den Behörden die Hände gebunden sind, diese Art des Straßenverkaufs zu reglementieren. Nur beim Protest will es der Stadtelternrat daher nicht belassen. Vanessa Jahns und Christopher Finck vom Vorstand haben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Post aus Gifhorn geschickt. Hierin weisen sie auf „eine unmittelbare und ernsthafte Gefahr für unsere Kinder und Jugendlichen dar.“ Weiter: „Als Arzt wissen Sie sehr genau um die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Lachgas, das bei häufig missbräuchlicher Nutzung zu ernsthaften physischen und psychischen Schäden führen kann.“ Klare Bitte: Lauterbach soll den Verkauf von Lachgas an alle unter 18 Jahren verbieten.
Generell wäre es nach Meinung von Jahns und Finck angebracht, „dass nur noch berechtigte, gewerbliche Verwendungen von Lachgas für medizinische und technische Zwecke sowie der Einsatz als Lebensmittelzusatz zulässig sind“. Zusätzlich sei es mehr als sinnvoll, bereits präventiv Kinder und Jugendliche über die Gefahren von Lachgas aufzuklären.
Über eine erste politische Reaktion freute sich Finck vor einigen Tagen: Die SPD-Landtagsfraktion äußerte nach Bekanntwerden des Gifhorner Lachgas-Protests scharfe Kritik an der Tatsache, dass es keine Handhabe gegen den Straßenverkauf in Nähe von Kinder- und Jugendeinrichtungen gebe. Nun zieht auch Gifhorns Politik mit. Die Ratsmehrheit aus CDU und SPD geht in den Ausschuss für Feuerwehren und Ordnung am 27. Mai mit dem Antrag, die Verwaltung solle „die zuständigen Parlamente in geeigneter Weise zu einer Gesetzesinitiative“ auffordern, die eine Abgabe von Lachgas aus öffentlich zugänglichen Automaten verbiete.Für Finck liegt das unter den Möglichkeiten, die in Gifhorn wünschenswert wären. „Wie wäre es gewesen, wenn man die Verantwortung, im Rahmen des Möglichen, auch bei sich selbst gesehen hätte?“, ist Finck eher kritisch. Auch wenn ein Verbot auf kommunaler Ebene nicht durchsetzbar sei, so könne man aktiv werden bei Infoveranstaltungen mit der Polizei über die Gefahren von Lachgas für Eltern und Lehrer, regelmäßige Kontrollen durch das Ordnungsamt in den Kiosken, Aufforderung an die Stadt, Gespräche mit den Automatenaufsteller zu führen, mit der Zielrichtung, dass die Automaten nicht mehr im Nahbereich von Kitas und Schulen stehen – nennt Finck einige Ideen. Und einen Seitenhieb kann er sich auch nicht verkneifen: „Außerdem hätte ich es gut gefunden, wenn der Antrag auch durch den Kita-Ausschuss gelaufen wäre. Auch als eine Art Wertschätzung gegenüber dem Stadtelternrat.“ Unterm Strich bleibt für ihn wichtig, am Ball zu bleiben und im Idealfall nach dem Vorbild anderer Länder den Lachgas-Verkauf einzudämmen.