Ronald Möws vom Aller-Ohre-Ise-Verband sagt: „Im Herbst 2023 haben wir mit der Renaturierung an der Rotaller im Stadtgebiet begonnen, die Arbeiten mussten jedoch aufgrund starker Regenfälle und dem anschließenden ,Weihnachtshochwasser’ so lange unterbrochen werden, bis der Wasserstand so weit gefallen ist, dass die Arbeiten wirtschaftlich fortgeführt werden können. Anfang Juni 2024 waren die Wasserstände in der Aller dann so weit gefallen, dass die beauftragte Firma Otto-Tiefbau aus Hopsten die Bauarbeiten fertigstellen konnte.“
Zwischen der Brücke an der Fußgängerzone und der Freiwilligen Feuerwehr am Kaninchengarten sowie in dem Bereich unterhalb des Gerberwehres habe man insgesamt 900 Tonnen Kies auf einer Gesamtstrecke von etwa 300 Metern wechselseitige Kiesbänke eingebaut. In dem ansonsten durch Sand und Schlamm geprägten Gewässerbett würden die Kiesbänke einen wertvollen Lebensraum für einige Fischarten und Insekten bilden.
„Im Bereich Kaninchengarten wurden die Ufer zusätzlich mit Bewuchsmatten ausgelegt. Diese sind mit einer Saatmischung ausgestattet, aus der sich eine fließgewässertypische Ufervegetation entwickeln soll. Der optisch nicht ansprechende Ufersicherungsschutz aus Kunststoffbahnen bleibt erhalten, wird jedoch durch einen typischen Uferbewuchs überdeckt“, so Möws.
Oberhalb des Kaninchengartens habe man zwischen Gerberwehr und Konrad Adenauer Straße auf circa 150 Meter Länge wechselseitige Kiesbänke angelegt, um einen ökologischen Trittstein hin zu der Rotaller in der Innenstadt zu bilden. Kiesbänke würden in natürlichen Gewässern einen festen Bestandteil der Lebensraumausstattung bilden, seien in der Aller aufgrund von früheren Ausbauarbeiten allerdings fast nicht mehr vorhanden. Durch die wechselseitige Anordnung der Bänke in der Rotaller bilde sich eine Niedrigwasserrinne, wodurch eine erhöhte Fließgeschwindigkeit in der Rinne und somit ein abwechslungsreicher und vielfältiger Gewässerlauf entstehe. Zusätzlich werde die sommerliche Gewässertemperatur gesenkt, was einen Beitrag zur Verbesserung des städtischen Klimas leiste.
Der Experte weiter: „Bei der Planung der Maßnahme wurde ein besonderes Augenmerk auf die sich in letzter Zeit häufenden Extremereignisse gelegt. Dürreperioden mit entsprechend geringem Abfluss können durch die angelegte Niedrigwasserrinne besser überstanden werden, da sich der Wasserabfluss auf ein deutlich eingeengtes Fließprofil im Sohlenbereich konzentrieren kann. Auftretenden Hochwasserereignissen wurde darin begegnet, dass die Kiesbänke mit einer geringen Höhe, deutlich unter dem Mittelwasserspiegel, eingebaut wurden. Somit wirken sich die Bänke bei großen Wassertiefen nicht mehr auf die Wasserspiegellagen aus und Hochwasser können schadfrei abgeführt werden.“
Somit seien die Kieseinbauten vornehmlich im Sohlenbereich vorhanden und könnten bei klarem Wasser oder bei Niedrigwasserereignissen vom Kaninchengarten aus erlebt werden. Vom Aussichtssteg aus könne das Treiben im Wasser beobachtet werden. Die Baukosten von insgesamt etwa 110.000 Euro werden laut Möws im Zuge der Gewässerallianz Niedersachsen durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in der Rubrik „Fließgewässerentwicklung“ gefördert.