Abriss: Am Knickwall entsteht das „Domizil an der Aller“
Mehrfamilienhaus soll im Oktober 2025 fertig sein – Acht Eigentumswohnungen entstehen

Jetzt geht's los: Nach dem Abriss des alten Fachwerkhauses am Knickwall geht der Bau des Mehrfamilienhauses los. Investor David Reitz (r.) und Architekt Holger Hörmann stellen die Pläne vor.Foto: Sebastian Preuß
Gifhorn. So schnell ist ein Stück Stadtgeschichte von der Bildfläche verschwunden: Das kleine Fachwerkhaus aus den 1920er Jahren leistet nicht viel Widerstand, als der Abrissbagger nach und nach Dach und Wände ergreift. Zwischen dem Gelände der Polizei und Knickwall-Parkplatz soll etwas Neues entstehen. Investor David Reitz und Architekt Holger Hörmann erklären, was sie vorhaben.

Ja, sie sind etwas später dran mit dem Baubeginn als ursprünglich geplant. Aber nur minimal. „So ist das eben beim Bauen“, sagt Reitz. Statt Juli wird es nun eben Oktober, ehe der Hochbau beginnen kann. Dafür bleibe man aber im anvisierten Zeitfenster, im Oktober 2025 fertig zu sein.

Unverhofft kommt oft: Der Abrissbagger muss um das Badezimmer des alten Hauses - noch - einen Bogen machen. Der grün gekachelte Raum wird womöglich aufwändiger bei der Entsorgung der Alt-Materialien. „Der Fliesenkleber könnte Schadstoffe enthalten, ein Labor prüft das im Eilverfahren“, erklärt Reitz.

Das große Ganze, das entstehen wird, haben er und Hörmann fest im Blick: Acht Eigentumswohnungen werden in dem länglichen Komplex entstehen, im Erdgeschoss sind es zwei, im ersten Stock vier und im Dachgeschoss zwei weitere Wohnungen. Die Größen variieren zwischen 60 bis 150 Quadratmeter. Sollte die Nachfrage entsprechend sein, werden die beiden kleinsten Wohnungen zu einer umgeplant. Zu Hörmanns Stil gehört ein offener Wohnbereich. Die Balkone sind an den Gebäudeecken so platziert, dass jeder ungestört sein kann.

Insgesamt schafft der Investor 850 Quadratmeter Wohnfläche. Das Grundstück selbst rund 1.400 Quadratmeter groß. Der kleine Parkplatz, den die Polizei nutzt, bleibt bestehen. Der Fußweg wird auch weiterhin offen sein. Künftig werden ihn aber auf einigen Metern auch Autos befahren – die Zufahrt zu Garagen und Einstellplätzen führt von der Hindenburgstraße aus zum Neubau. Fünf Garagen und sieben Einstellplätze sind geplant, auch ein Fahrradabstellplatz.

Das Baugrundstück liegt im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet, ist also hinsichtlich Naturschutz gesondert ausgewiesen. „Die alten Eichen bleiben, die machen ja auch den Standort aus“, betont Hörmann. Und: Nahe an der Aller gelegen ist auch der Hochwasserschutz ein großes Thema. Inzwischen ist die Entscheidung gefallen, Boden aufzuschütten, damit das Gebäude etwas höher liegt. Sicher ist sicher. Der Naturschutzstreifen entlang der Aller bleibe. „Da wohnen auch Otter, die sollen sich nicht eingeschränkt fühlen“, so der Investor.

Für Reitz und Hörmann ist es nicht das erste Mal, dass sie in Gifhorns Innenstadt ein Neubauprojekt zusammen stemmen. Am Weinberg und an der Celler Straße gegenüber vom Alt-Gifhorn haben sie schon gemeinsame Projekte realisiert. Im Entwurf heißt ihr aktuelles Vorhaben „Domizil an der Aller“, in der Vermarktung auf einer eigens eingerichteten Homepage heißt das Objekt „Wohnen am Knickwall“. Noch vor dem Hochbau gibt es erste Vermarktungserfolge. Zwei Wohneinheiten seien bereits verkauft, so Reitz.

Der wartet nun gespannt darauf, welche Überraschungen es nächste Woche geben könnte. Dann begleiten Archäologen wie gewohnt die Bauarbeiten. So ziemlich jedes Neubauprojekt der letzten Jahre in der Innenstadt förderte Geschichtsträchtiges zu Tage.

Wie aufs Wort erscheint Heinz Gabriel, Beauftragter für die archäologische Denkmalpflege und Heimatforscher, an der Baustelle, schnappt sich das Smartphone und macht erste Aufnahmen von den Abrissarbeiten. „Ich dokumentiere alles.“ Da wo sich das Stadtbild wandelt, ist Gabriel stets zur Stelle. Was er von der nächsten Woche erwartet? „Es könnte sein, dass wir noch Reste der alten Knickwall-Anlage entdecken. Spannend.“ Verzögern würde die archäologische Begleitung das Bauvorhaben nicht, so Gabriel.

Im Oktober 2025 dürfte der Hobby-Archäologe dann auch das fertige Ergebnis am Knickwall fotografiert haben. Dann nämlich möchte Reitz den Neubau fertiggestellt haben. Vor der Bauzeit über die Wintermonate hinweg sei ihm nicht bange. „Der Vorteil ist, dass im Sommer alles gut austrocknen kann.“ Und bei den zuletzt eher milden Wintern sei kaum mit frostbedingtem Ausfall zu rechnen.

Druckansicht