Am liebsten wäre es Maike und Hayo Galipp-Le Hanne ja gewesen, einen Nachfolger zu finden, sodass das Schuhgeschäft unter neuer Regie hätte weiterlaufen können. Sie haben deutschlandweit inseriert, in zwei Fachzeitschriften und auch beim Verband. Inzwischen sei die Hoffnung „relativ gering“, in dieser Richtung noch erfolgreich zu sein, räumt Hayo Galipp-Le Hanne ein. „Man übernimmt so ein Geschäft nicht innerhalb von zwei Monaten.“ Das sei üblicherweise ein Prozess, der mindestens ein halbes Jahr in Anspruch nehme.
Inzwischen geht es der Familie Galipp-Le Hanne darum, überhaupt eine Nachnutzung für die 550 Quadratmeter Geschäft und Lager sowie 160 Quadratmeter Bürofläche zu finden. Eine bestimmte Nutzung schwebt ihr offenbar nicht mehr vor: Man müsse sehen, wer sich überhaupt bewerbe. „Es ist extrem ruhig“, sagt Hayo Galipp-Le Hanne über das Feedback. Ob die VW-Krise nun erst recht etwaige Interessenten von einem Engagement abschrecken könnte, vermag er noch nicht einzuschätzen.
Bereits als Anfang des Jahres das Aus des Schuhhauses bekannt wurde, räumten Maike und Hayo Galipp-Le Hanne ein, dass es angesichts des Konkurrenzdrucks durch den Online-Handel für den stationären Einzelhandel in Innenstädten schwierig sei mitzuhalten und es nicht leicht sein werde, eine Nachnutzung zu finden. Dennoch habe man den Glauben an den stationären Einzelhandel nicht verloren. Es seien übrigens andere Gründe, die zur Geschäftsaufgabe führen: nämlich eine Kombination aus Fachkräftemangel und mangelnder Nachfolge in der eigenen Familie: Sohn und Tochter orientierten sich beruflich anderweitig.
Letzter Verkaufstag ist der 21. Dezember, so Hayo Galipp-Le Hanne. „Das ist ein Samstag.“ Danach gehe es ans Ausräumen. Bis dahin komme immer wieder Ware aus der Filiale in Berlin Spandau, dem alten Stammsitz. Neue Ware komme nicht mehr. Zum Schluss gehe dann nicht verkaufter Rest wieder nach Spandau zurück. Dieser Sitz werde ein Jahr später schließen.
Maike und Hayo Galipp-Le Hanne ist der Entschluss nicht leicht gefallen. Immerhin blickt das Familienunternehmen in Gifhorn auf 57 Jahre Geschichte zurück. Erwin Galipp, Großvater von Maike Galipp-Le Hanne, eröffnete 1938 unter dem Namen EGA das erste Schuhgeschäft in Brandenburg an der Havel. In den Nachkriegswirren fing er mit seiner Familie in Spandau neu an. 1960 eröffnete er in West-Berlin ein Geschäft, das nach seinem frühen Tod der Sohn Jochen Galipp gemeinsam mit seiner Frau Margret weiterführte. 1967 war in Gifhorn in guter Lage ein Grundstück frei.
Weitere Niederlassungen wurden 2001 in der Wolfsburger City-Galerie, 2006 in Magdeburg und 2009 in Kassel eröffnet. Maike Galipp-Le Hanne und ihr Mann Hayo Galipp-Le Hanne haben 2003 die Geschäftsführung gemeinsam mit Cousin Alexander Galipp übernommen. Nach Zeiten der Expansion ging es in die andere Richtung. 2021 schloss das Schuh-Outlet im Steinweg 42, nach Aufgaben unter anderem in Magdeburg und Kassel war 2023 auch in der City-Galerie in Wolfsburg Schluss.
Es werde ein Vakuum in der Gifhorner Innenstadt entstehen, sagte im Februar die City-Gemeinschaft zur Nachricht zum Galipp-Aus. Auch die Kunden reagierten bestürzt. Viele Gifhorner verbinden mit dem Schuhhaus Erinnerungen – nicht zuletzt auch wegen der Rutsche für die Kinder mitten im Geschäft.