Beim theoretischen Erklären blieb es nicht. Ernstson nutzte für die Darstellung etwa das Tool „Heike“, das dank ChatGPT interaktiv ist, auf Fragen reagiert und so quasi ein virtueller Gesprächspartner ist. Warum Ernstson „Heike“ vorstellte? Die BBS 1 Gifhorn möchte künftig die Lernwege der Schülerinnen und Schüler in Chatbots begleiten. Wer Fragen zu Lernzielen hat und schulspezifische Aspekte abfragen möchte, kann sich künftig über diese digitale Variante informieren. Aber keine Bange, betont Ernston. Wer dann noch Fragen habe, könne sich nach wie vor an ihn als reale Lehrkraft wenden. Dieses Hilfsmittel sei gerade im Aufbau. Für ihn stelle die digitale Informationsmöglichkeit „eine unglaubliche Entlastung“ dar. Schließlich seien die Klassen im Bereich Sozialpädagogik sehr voll.
VR-Brillen ermöglichen, dass mittels spezieller Brille und Sticks eine per Computer abgebildete Welt, obwohl sie virtuell ist, fast wie real empfunden wird. Beim Praxistag durften zwei Teilnehmer mit solchen Brillen auf die virtuelle Weltreise gehen. „Man kann an jeden Ort der Welt gehen“, erklärte Ernstson. „Man kann sogar Wien erkunden, wie es zur Zeit von Sissi war.“
Pascale Schmidt, Erzieher in der Waldkita Okerfüchse, testete, was Ernstson da versprach. Als der plötzlich - virtuell gerade in Amsterdam unterwegs - auf einen Avatar stieß, kam ein erstauntes: „Das ist ja krass“ heraus. Avatare, also digitale Kunstfiguren, seien die „Zukunft, mit der wir Kontakt haben werden“, erklärte Ernstson den Zuschauenden, die auf dem Whiteboard mitverfolgen konnten, wie Schmidt sich in der virtuellen Welt bewegte. Solche virtuellen Welten ließen sich auch zu schulischen Zwecken selbst erstellen, erklärte Ernstson. Konkretes Beispiel: Man könne eine Rallye durch Gifhorn starten, ohne konkret am realen Ort zu sein.
Real ist schon das, was ein Schüler der BBS 1 beim Praktikum an der Oberschule Wesendorf machte: Connor Nebel setzte VR-Brillen bei Siebtklässlern ein. Dazu wurden Sehenswürdigkeiten von Metropolen als Thema aufgegriffen, diese per Computer in eine virtuelle Welt überführt, sodass jeder mit der VR-Brille historische Gebäude und Co. besuchen konnte. Die Resonanz? „Die Schüler waren begeistert, sehr motiviert.“ Sein persönliches Fazit: „Ich würde es toll finden, das mehr in Schulen einzusetzen. Es spricht Jugendliche mehr an als ein Buch.“
Nicht minder begeistert vom Einsatz digitaler Lernmittel ist Malgorzata Szczepanska. Sie arbeitet in der Kita Ribbesbüttel. Im Rahmen ihrer Ausbildung nahm sie am Erasmus-Programm teil und erlebte in einer Einrichtung in Polen, wie hilfreich beim Lernen Robotik sein kann. Und dann erst die Begeisterung der Kinder, wenn sie etwa kleine Roboter-Bienen selbst so programmieren können, dass sie sich gezielt in Bewegung setzen. Zahlen reihen, Formen, Farben - spielerisch würden die Kleinsten schon lernen. Nun setzt sie ihr Wissen in Ribbesbüttel um - und auch die Kita-Leitung ist „begeistert“.
Digitale Medien in der Bildung - das sei nicht erst für weiterführende Schulen ein Thema, meint Ernstson. „Wir wecken so schon früh das Potenzial von Kindern.“ Kindern, die überfordert mit dem kleinen Roboter sind, bietet Malgorzata Szczepanska auf einem Feld übrigens an, in der realen Welt Zahlensprünge mit dem Körper zu meistern.
Genau jene Skepsis äußerten auch einige Teilnehmer des Praxistages. Bleibt der Mensch künftig auf der Strecke, wird nur noch in virtuellen Welten verkehrt? Ernstson hat da eine klare Haltung: „Wir sind Sozialpädagogen. Den Mensch verlieren wir nicht aus den Augen.“ Ihm gehe es um den sinnvollen Einsatz digitaler Instrumente. Mit der Ausbildung von Fachkräften an der BBS 1 werde dieser Nutzen künftig in Kitas und Schulen im Landkreis ausgerollt werden.